Ausstellung 05.09. bis 24.10.21
Die politischen Umstände bescherten Felix Müller und Agnes Schürr keine unbeschwerte gemeinsame Zeit. Dennoch schuf er damals eine seiner schönsten Skulpturenerfindungen: das Nocturno, gewissermaßen die Bildformel für die liebende Verbindung zweier Menschen.
Schürr ist der Name einer wappenführenden Familie aus Herzogenaurach. Agnes Schürr (1899-1989) war die zweite von acht Töchtern des Lehrers Hans Schürr und dessen Frau Margarethe. Tochter Agnes arbeitete in Nürnberg als erste Bayerische Postinspektorin, als sie Felix Müller kennenlernte. Anlass war vermutlich dessen Präsentation von Aquarellen in der Buchhandlung Tauer, die dem Mann ihrer Schwester Emilie gehörte.
Felix Müller erlebte damals seine ersten Ausstellungserfolge als freischaffender Bildhauer und Maler mit eigener Werkstatt in Laubendorf. Sein Selbstporträt von 1933 zeigt den 28jährigen mit dem intellektuellen Gestus des Denkers. Etwa zu dieser Zeit begannen die Nazis die expressionistische Kunst, der sich Müller verwandt fühlte, zu diskreditieren.
Seine Freundin Agnes porträtierte er mit Hut, Schal und leicht ausweichendem Blick. Doch die Datierung „20. Oktober 1937” und der Zusatz „5 Minuten über ½ 11 Uhr nachts” verraten den sehr privaten Anlass der Zeichnung: Felix Müller schuf sie in der Nacht vor seinem 33. Geburtstag mit sehr energisch und sicher geführten Bleistiftstrichen.
Das im Vergleich daneben stehende Foto Agnes Schürrs zeigt eine junge, hübsche Frau mit weicheren Zügen und sensiblerem Blick, aber fest geschlossenen Lippen.
Auch in ihrer Liebe zur Musik waren Agnes Schürr und Felix Müller einander verbunden. Er bewunderte ihre Sopranstimme bei gemeinsamen Gottesdienstbesuchen in der Nürnberger Frauenkirche.
Einige Zeit nach der Heimkehr Felix Müllers 1948 aus der Kriegsgefangenschaft endete die persönliche Beziehung zu Agnes Schürr, nicht aber der Kontakt an sich, wie drei große aus dem Schürr-Nachlass erworbene Blumenbilder belegen.
Neuerwerbungen
Aus dem ehemaligen Besitz von Agnes Schürr wurden im November 2020 vierzehn Kunstwerke erworben. Sie stammen aus der Hand von Felix Müller. Ausnahme ist das expressionistische Aquarell einer Beweinung Christi, die vermutlich von Agnes Schürr gemalt wurde. Es korrespondiert in der Ausstellung mit Müllers Pietà-Werken aus derselben Zeit.
Das Felix-Müller-Museum besitzt nunmehr 32 Arbeiten aus dem Nachlass von Agnes Schürr. Gezeigt werden Porträts, Marien- und Heiligendarstellungen, Landschaften, musikalische Sujets und Blumenstillleben.
Ausstellungsort
Kunstwerke des religiös-expressiven Bildhauers und Malers Felix Müller (1904-1997), einem Vertreter der zweiten Expressionistengeneration. Porträts in Bleistift, Kreide und Öl, Landschaftsbilder in Aquarell und Farbkreide, Tonplastiken, Bronzeskulpturen und Werke aus Holz. Küchennische seines Hauses.
Bis 23.6.2024, im Haus
Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden Felix Müllers Allegorien, unter ihnen die farbenprächtigen Gouache-Bilder der 1990er Jahre.
Museum, Neunkirchen am Brand
Ehemaliger Bahnhof der Sekundärbahn („Seku”), heute Heimatmuseum des Heimat- und Trachtenvereins. Relikte der Eisenbahnzeit und des häuslichen Alltags von früher.
Bis 21.4.2024, Heroldsberg
Die Bandbreite der ersten Ausstellung der Reihe „10 im Schloss” reicht von Fotografien über Malerei und Grafik bis hin zur Bildhauerei und Kunst am Bau.
Bis 5.5.2024, Erlangen
Ein besonderes Highlight ist dieses Mal die Rauminstallation „Kakti” von Claudia Holzinger.
Bis 12.5.2024, Erlangen
Der britische Maler Lewis Hammond lässt sich von künstlerischen Vorbildern aus der Renaissance bis hin zum Surrealismus inspirieren.