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Gesucht und gefunden wurde vor kurzem das schönste Museum der Oberpfalz. Aus dem Wettbewerb mit 10 Kandidaten, einem pro Landkreis oder kreisfreier Stadt, ging das Amberger Luftmuseum als klarer Sieger hervor. Ein verdienter Preis? Vielleicht.
Teilnehmerliste
Drei Wochen lang hatten die Nutzer des Oberpfalz Marketing e.V. (www.oberpfalz.de) die Möglichkeit, bei einem Online-Voting für ihren Favoriten abzustimmen. Zur Wahl standen: das besagte Luftmuseum (Amberg), das Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern (LK Amberg-Sulzbach), das Cordonhaus (Cham), das Museum für historische Maybach-Fahrzeuge (Neumarkt), das Vulkanerlebnis Parkstein (LK Neustadt an der Waldnaab), das Freilandmuseum Oberpfalz (LK Schwandorf), das Museum der Bayerischen Geschichte (Regensburg), die Walhalla (LK Regensburg), der Geschichtspark Bärnau-Tachov (LK Tirschenreuth) sowie das Internationale Keramikmuseum (Weiden).
Die wenigsten Teilnehmer der Challenge dürften alle zur Wahl stehenden Museen gekannt haben. Auch der Rezensent nicht. Sich für einen Kandidaten zu entscheiden ist also ein wenig, als wolle man die schönste Blume eines Gartens küren, obwohl man nur gerade einmal über den Zaun gespäht hat. Da mag es dann auch nicht weiter auffallen, dass das wirklich sehenswerte Knopfmuseum (Bärnau), das Erlebnismuseum Flederwisch (Furth im Wald), das Wallfahrtsmuseum (Neukirchen beim Hl. Blut), das Parsberger Burg-Museum, das Museum über den berühmten Pfingstritt (Bad Kötzting), das Zündholz- und das WeltKunstMuseum und noch viele andere erst gar nicht zur Wahl standen.
Eine Antwort auf die Frage nach dem Vorauswahlverfahren blieb die Oberpfalz Marketing leider schuldig. Es steht aber zu vermuten, dass jede der beteiligten administrativen Einheiten jeweils ein Museum nominieren durfte.
Aber läßt sich Schönheit überhaupt objektiv bewerten? Wäre man mit einer zählbaren Größe wie etwa der Besucherzahl pro Jahr nicht besser beraten gewesen? Weil ja nur attraktive Museen auch vielbesuchte Museen sind? Die These scheint schlüssig, ist aber falsch: es sind nicht zwingend die am häufigsten besuchten Museen, die auch in den Bewertungen z.B. bei Google die höchsten Punktzahlen abräumen.
Was sagt Google dazu?
Werfen wir doch kurz einen Blick auf eben diese Google-Bewertungen. Was zählt eigentlich mehr, die Sterne oder die Zahl der Besucher, die eine Bewertung hinterlassen haben? Im Idealfall beides. Denn vergleicht man die Zahlen mit der Selektion der Oberpfalz Marketing, zeigt sich rasch, dass man bei der Auswahl ein wirklich glückliches Händchen hatte: fast jedes im jeweiligen Landkreis nominierte Museum steht auch bei Google auf einem der Spitzenplätze, mit zwei Ausnahmen. Und die betreffen ausgerechnet den ersten und den letzten Platz.
Das Amberger Luftmuseum bringt es nämlich „nur” auf 4.0 Google-Sterne, während das Stadtmuseum nebenan mit 4.7 Sternen erheblich besser dasteht, selbst wenn ihm bisher nur knapp 100 Besucher eine Bewertung hinterlassen haben und dem Luftmuseum rund doppelt so viele.
Dem Cordonhaus in Cham wiederum hätte man die Schmach, auf dem letzten Platz zu landen, durch eine geschicktere Vorauswahl durchaus ersparen können, ist es doch mit seiner Ausrichtung auf das zeitgenössische Kunstschaffen nicht ganz so massenkompatibel wie zum Beispiel das oben erwähnte Erlebnismuseum Flederwisch, das Drachen- oder das Wallfahrtsmuseum, allesamt im gleichen Landkreis.
Daß der dritte Platz an das Oberpfälzer Freilandmuseum in Nabburg-Neusatz ging, muß nicht verwundern: seine Weiden und Äcker, durch die sich der Weg zwischen Häusern und Gehöften vorbei an Teichen und Gärten schlängelt, und die teils frei herumlaufenden Pferde, Schafe, Ziegen, Kaninchen, Gänse, Hühner und Pfauen sowie die vernehmlich klappernde Mühle machen es zu einem der schönsten seiner Art in ganz Deutschland.
Verwunderlich erscheint unter anderem das relativ schlechte Abschneiden des neuen Museums der Bayerischen Geschichte, das sowohl architektonisch als auch von der Sammlungspräsentation her ein echter Hingucker ist – und auch nicht zu jenen Häusern gehört, die sich bei Presseanfragen lieber wegducken, so wie es der Nabburger Zehntstadel oder das Schmidt-Haus zu tun pflegt, die beide auch nicht nominiert waren – wahrscheinlich zu recht.
Bekanntheit
Verwunderlich nur auf den ersten Blick. Denn bewerten kann man eben nur, was man kennt. Und das Mitte 2019 eröffnete Haus hatte bis dato wenig Gelegenheit, Freunde um sich zu scharen, versank es doch schon nach wenigen Monaten wieder im Lockdown: anfangs mit allerlei Tourismus-Beschränkungen, dann blieben wie bei allen Museen auch in Regensburg die Türen wieder auf viele Monate für das Publikum geschlossen. Auch der Autor hatte noch keine Gelegenheit, das neue Museum persönlich in Augenschein zu nehmen.
Zusammenfassend muss der Wahl des „schönsten Museums der Oberpfalz” also konstatiert werden, dass die teils überraschenden Ergebnisse durchaus keinen Stabbruch über Häusern wie dem Maybach-Museum (Platz 9), dem Vulkanerlebnis Parkstein (Platz 8) oder der Walhalla (Platz 7) darstellen: diese Museen hatten wohl schlicht nur zu wenig Zeit, um ihre Fans in ähnlicher Weise zu mobilisieren wie es das siegreiche Luftmuseum.
Denn das muss man dem bemerkenswerten Projekt des Künstlers Wilhelm Koch lassen: es hat getan, was alle anderen einschließlich des regionalen Marketingverbandes versäumten, nämlich das museumsaffine Publikum samt Fachpresse auf den Wettbewerb und die eigene Teilnahme daran aufmerksam zu machen.
In diesem Sinne: herzlichen Glückwunsch, Luftmuseum!
Museum, Amberg
Im ersten und bisher weltweit einzigen Luftmuseum wird Luft sichtbar, hörbar, erlebbar und begreifbar.
Museum, Weiden i.d.Oberpfalz
Barocke Klosteranlage Waldsassener Kasten: Keramiken des Vorderen Orients und östlichen Mittelmeerraumes, Keramik aus Lateinamerika, Thailand und Pakistan, antike Meisterwerke griechischer Vasenkunst, Kunsthandwerk und Produktdesign des 20./21. Jahrhunderts. Chinesisches Porzellan der Qing-Dynastie.
Museum, Nabburg
Gelände mit 50 wiedererrichteten Gebäuden des ländlich-bäuerlichen Raums der Oberpfalz, die fünf Oberpfälzer Hauslandschaften zugeordnet und mit Gegenständen der Alltagskultur eingerichtet sind. Vorgeschichts-Sammlung.
Museum, Kümmersbruck
Bergbau und Industrie des ostbayerischen Raumes in einem 1781 erbauten Hammerherrenschloß mit Herrenhaus und weitläufigem Wirtschaftstrakt. Außenanlagen: Eisenhammerwerk, Glasschleif- und Polierwerk, Mühle, Schachtanlage.
Museum, Bärnau
Archäologisches Freilandmuseum. Mittelalterliches Leben des 9. bis 13. Jahrhunderts.
Museum, Regensburg
Das Museum präsentiert die Geschichte des modernen Bayern vom Königreich zum Freistaat, also von 1806 bis heute.
Gebäude, Donaustauf
Klassizistischer Bau in Gestalt eines Tempels. 130 Büsten und 65 Gedenktafeln bedeutender Persönlichkeiten der bayerischen Geschichte. Vollplastik Ludwigs I.