Ausstellung 08.11.24 bis 18.05.25
Wann ist ein Kunstwerk kolonial? Die Ausstellung zeigt einzigartige historische Zeugnisse wie Skulpturen, Malereien, Bronzegüsse oder Lackarbeiten, die in der Kolonialzeit nach München gebracht wurden und heute vielfach als Meisterwerke gelten. Sie dokumentiert, wie diese Dinge in europäisch beherrschten Kolonialgebieten in Kamerun, Tansania, Nigeria, Namibia, Indien, Pakistan, China, Neuguinea, den Philippinen und Samoa geraubt, gekauft, getauscht oder als Geschenke angenommen wurden. Dabei legt die Ausstellung die Gewalt, den Rassismus sowie den Versuch, die Kulturen der Kolonisierten zu verdrängen, frei. Denn all das ging mit kolonialer Aneignung einher.
Das Museum Fünf Kontinente wurde 1868 gegründet, knapp 20 Jahre vor Beginn der deutschen Kolonialherrschaft. Allerdings nahm das Haus schon damals Kulturgut aus Kolonien anderer europäischer Staaten an. Um 1900 wurde es zu einer Einrichtung des deutschen Kolonialismus: ein kolonialer Eroberer wurde Museumsdirektor. Man präsentierte Trophäen kolonialer Feldzüge, verbrämte brutale Gewalt zu Heldentaten und degradierte herausragende Kulturerzeugnisse zu Belegen vermeintlicher europäischer Überlegenheit. Vergessen blieben die Menschen, die die Werke geschaffen hatten, sie zu deuten wussten und deren Kulturen durch sie tradiert wurden.
In jüngerer Zeit stieg die Wertschätzung für die „Kunst der Welt” erheblich. Zugleich schwand die Erinnerung an die Gewalt des Kolonialismus. Gegenwärtig befindet sich das Museum Fünf Kontinente im Übergang. Den Kolonialismus in den Dingen und die Kolonialgeschichte des Museums in einer Zusammenschau zu dokumentieren, ist ein Baustein des Wandels. Dieser lebt von kritischen Impulsen aus der Zivilgesellschaft und von der Zusammenarbeit mit Experten aus den Herkunftsgesellschaften, der heute im Museum bewahrten Sammlungen. Ihre Perspektiven erhalten in der Ausstellung breiten Raum. Ihr Wissen um die kulturellen Kontexte, aus denen die Werke stammen, lassen den Reichtum ihrer Bedeutungen, aber auch den Verlust und die Traumata der Kolonialzeit verstehen.
Ausstellungsort
Eine der größten und bedeutendsten ethnographischen Sammlungen Deutschlands.
Bis 19.1.2025, im Haus
Sogenannte „meiren hua” gehören zum Bildinventar der chinesischen Malerei und werden gerne mit Verführung und der Lebenswelt von Kurtisanen in Verbindung gebracht.
Im gleichen Haus
Werke junger Nachwuchskünstler in wechselnden Ausstellungen.
Bis 30.8.2026, München
Bis 2.3.2025, München
Münchner, die sich wenige Jahre zuvor noch als gleichberechtigte Mitglieder der Stadtgesellschaft haben porträtieren lassen, wurden ab 1933 systematisch entrechtet und verfolgt.
Museum, München
Bedeutende Themenausstellungen und Retrospektiven.