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17.11.2024
Bruckmann / Böcklin, Mutter und Kind zu „Der Madonna ganz nah”, DE-01067 Dresden
Peter Bruckmann (Relief), Arnold Böcklin (farbige Fassung), Mutter und Kind, 1888
© Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Klut/Estel
Botticelli, Madonna mit Kind und Johannes zu „Der Madonna ganz nah”, DE-01067 Dresden
Sandro Botticelli, Madonna mit Kind und Johannes (Ausschnitt), um 1495/1500
© Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Klut/Estel
Bartolo, Madonna mit Kind zu „Der Madonna ganz nah”, DE-01067 Dresden
Nanni di Bartolo (zugeschrieben), Madonna mit Kind (Detail), frühe 1420er Jahre
© Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Lange

Ausstellung 23.11.24 bis 27.04.25

Der Madonna ganz nah

Reliefs und Gemälde der Florentiner Renaissance

Gemäldegalerie Alte Meister

Theaterplatz 1
DE-01067 Dresden
0351-4914-2000
gam@skd-dresden.de
Ganzjährig:
Di-So 10-18 Uhr

Florenz gilt, vielleicht mehr noch als Venedig oder Rom, als Inbegriff der Renaissance, also jener Epoche, mit der die Menschheit in die sogenannte Neuzeit eintrat und das Mittelalter hinter sich ließ. Die Stadt am Arno, reich geworden durch Textilverarbeitung und Bankwesen, florierte bereits seit dem 13. Jahrhundert. Eine verheerende Pestepidemie im Jahr 1348 führte jedoch zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang und einer schweren ökonomischen Krise. In dieser Zeit stieg unter den Einwohnern das Bedürfnis nach Trost und Schutz. So kam es zu einem eindrucksvollen Phänomen: Jeder, der es sich irgendwie leisten konnte, begehrte ein kleinformatiges Madonnenbild für die private Andacht zu Hause. Die Ausstellung widmet sich diesen besonderen Objekten.

Zwar gab es bereits kleinformatige Tafelbilder für daheim, sie waren jedoch sehr teuer. Daher begannen ab dem frühen 15. Jahrhundert Werkstätten wie jene von Lorenzo Ghiberti (um 1378-1455), Reliefs aus günstigem Ton oder Gips anzufertigen, die mittels Abguss auch vervielfältigt werden konnten. Bemalt und, wenn nötig, mit einem geschnitzten Holzrahmen versehen, entstanden so dekorative Objekte, die auch für weniger finanzkräftige Kreise erschwinglich waren. Als bevorzugtes Thema wurde Maria mit dem Jesusknaben dargestellt. Statt der thronenden Himmelskönigin zeigte man, betont menschlich und gefühlvoll, eine liebende Mutter innig vereint mit ihrem Kind.

Im Laufe der Zeit wird die Herstellung solcher Madonnenreliefs zu einem eigenen Geschäftszweig, wobei die Kompositionen meist von bedeutenden Bildhauern stammen und die Farbfassungen in den renommiertesten Malerateliers der Stadt ausgeführt werden. So entstehen einige der berührendsten Schöpfungen der italienischen Renaissanceskulptur.

Im 19. Jahrhundert, als es Mode wird, sich im Stil der Renaissance einzurichten, waren gerade diese Madonnenreliefs besonders begehrt, weshalb sie häufig gefälscht wurden. Umso erfreulicher ist es, dass sich – bisher so gut wie unbemerkt – in der Dresdner Skulpturensammlung vier eindrucksvolle Originale solcher Madonnenreliefs erhalten haben.

Umfassend restauriert und erforscht, können sie nach vielen Jahrzehnten des Vergessens wieder gezeigt werden. Sie stammen von Michelozzo, Buggiano und Nanni di Bartolo. Das wohl spektakulärste von ihnen ist die Stuck-Madonna nach dem Entwurf von Desiderio da Settignano (um 1430-1464), die von Neri di Bicci (1418/1420-1492) farbig bemalt wurde. Bei diesen vier Stücken handelt es sich um bedeutende Entdeckungen, denn auch wenn es einmal viele solcher Madonnenreliefs gab, sind Originale heute rar.

Im Kontext von Malerei, Grafik und Kunsthandwerk der Epoche lässt sich in der Ausstellung erfahren, wie in Florenz ab etwa 1410 das Thema der Madonna mit Kind zu einer zutiefst menschlichen Bildaufgabe voller Emotionen transformiert wurde, was schließlich in den berühmten Werken Raffaels gipfelt.

Das Publikum wird mit kostbaren Tafelbildern aus dem 13. und 14. Jahrhundert in die Thematik des privaten Andachtsbildes eingeführt, während der Fokus auf Werken aus dem 15. Jahrhundert liegt. Darüber hinaus wird der Bogen bis ins 19. Jahrhundert geschlagen, um zu betrachten, wie das Thema der Madonna, beziehungsweise der Mutterschaft immer wieder neu interpretiert wurde. Ein wichtiger Aspekt widmet sich außerdem der Restaurierung.

Die Ausstellung zeigt rund 50 Werke, darunter Leihgaben aus dem Bode-Museum in Berlin, dem Musée des Beaux-Arts in Dijon und dem Lindenau-Museum in Altenburg.

POI

Ausstellungsort

Gemälde­galerie Alte Meister

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Verantw. gem. §55 Abs 2 RStV:
Rainer Göttlinger
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