Beitrag v.
14.9.2015
 zu „Die kalte Libido”, DE-80538 München
Aïda Ruilova, life like, 2006, Courtesy Sammlung Goetz, Medienkunst, München

Ausstellung 26.06.15 bis 28.02.16

Die kalte Libido

Sammlung Goetz im Haus der Kunst

Haus der Kunst

Prinzregentenstraße 1
DE-80538 München
Ganzjährig:
Mo-Mi, Fr-So 10-20 Uhr
Do 10-22 Uhr

Die Videokunst hat ihr Misstrauen gegenüber dem Erzählkino abgelegt und greift mittlerweile tief in dessen Affektreservoir hinein – nicht, um durch Gefühlsdramaturgie und emotionale Intensität zu verführen, sondern um die Begehrensdynamiken des Kinos zu erkunden. Ein verdichtetes Spektrum dieser künstlerischen Sondierungen stellt das Haus der Kunst anhand der Filmografien von Keren Cytter, Aïda Ruilova, Jeanne Faust, Annika Larsson und Shahryar Nashat aus der Sammlung Goetz zusammen.

Alle ausgesuchten Arbeiten rufen fundamentale Themen wie Liebe, Sehnsucht, Angst, Gewalt, Verlust und Tod auf und scheinen durch den Bezug zu Filmgenres wie Softporno, Drama, Thriller oder Horror vorformatiert zu sein. Doch setzen die Videos auf unterschiedliche filmische Taktiken, um die geschlossene Form des Spielfilms aufzubrechen und Mechanismen der Zuschauerverführung, das Versprechen nach Lustgewinn, Kontrolle und Macht außer Kraft zu setzen. Unser Vorverständnis vom bewegten Bild und die gesamte Begehrensenergie des Kino-Dispositivs werden gestört: Schockartige Schnitte unterbrechen die erlebte filmische Zeit; Loops in ultra-kurzen Sequenzen lassen filmische Einstellungen unsichtbar werden, und die Narration wird in ihre Parameter zerlegt, um Akteure, Figuren, Orte, Bilder und Ton voneinander zu entkoppeln oder die Handlung gänzlich aufzulösen.

So kühlen die gezeigten Videos große Gefühle auf kurze Segmente visueller Lust herunter, reißen die enge Beziehung zwischen Zuschauersubjekt und Filmtext auseinander und produzieren Leerläufe: kurze Pausen im Zyklus von Mangel und Begehren, die den produktiven Moment der gezeigten Arbeiten ausmachen; denn darin kann der Blick auf sich selbst, den Anderen und die Machtverhältnisse, die uns aneinander binden, neu vorgestellt werden.

Die Arbeiten widersetzen sich somit der Bildpolitik ihres Entstehungszeitraums zwischen 1998 und 2008 – einer Dekade, die der erhitzten Begehrensökonomie der Krisen und Katastrophen vollständig erlegen war.

POI

Ausstellungsort

Haus der Kunst

Be­deu­tende Themen­aus­stel­lun­gen und Retro­spek­tiven.

Bis 30.6.2024, München

Goldene Passion

Die Studio­aus­stellung löst ein span­nen­des Rätsel im Werk des aus Weil­heim stam­men­den Künstlers, der noch im 18. Jahr­hundert als „deutscher Michel­angelo” gerühmt wurde.

Museum, München

Archäo­logische Staats­samm­lung

Die Archä­o­lo­gi­sche (vor­mals Prä­histo­ri­sche) Staats­samm­lung er­füllt die Funk­tion eines Landes­museums für Vor- und Früh­ge­schichte. Schwer­punkte: Be­sie­de­lung Bayerns von der Alt­stein­zeit bis zum frühen Mittel­alter.

Bis 6.10.2024, München

Viktor&Rolf

Mit atem­berau­bender Virtuosität loten Viktor Horsting und Rolf Snoeren seit über 30 Jahren immer wieder die Grenzen zwischen Couture und Kunst aus. Viele Kreationen sind in dieser ersten großen Retro­spektive zum ersten Mal aus­gestellt.

Verantw. gem. §55 Abs 2 RStV:
Rainer Göttlinger
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