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10.6.2013
Do 31 Experimental-Strahltransporter zu „Dornier Museum Friedrichshafen (Museum)”, DE-88046 Friedrichshafen
Die Do 31 E3 ist das einzige VTOL-Strahltransportflugzeug der Welt.
© Rainer Göttlinger
Persönlichkeiten zu „Dornier Museum Friedrichshafen (Museum)”, DE-88046 Friedrichshafen
Brief zu „Dornier Museum Friedrichshafen (Museum)”, DE-88046 Friedrichshafen
Do X zu „Dornier Museum Friedrichshafen (Museum)”, DE-88046 Friedrichshafen
Konzeptflugzeug zu „Dornier Museum Friedrichshafen (Museum)”, DE-88046 Friedrichshafen
Alphajet zu „Dornier Museum Friedrichshafen (Museum)”, DE-88046 Friedrichshafen
Hubschrauberblick zu „Dornier Museum Friedrichshafen (Museum)”, DE-88046 Friedrichshafen
New York zu „Dornier Museum Friedrichshafen (Museum)”, DE-88046 Friedrichshafen

Museum

Dornier Museum Friedrichshafen

Das Luft- und Raumfahrtmuseum am Bodensee

Claude-Dornier-Platz 1
DE-88046 Friedrichshafen
07541-4873600
info@dorniermuseum.de
Ganzjährig:
Di-So 10-17 Uhr

Vom Zeppelin-Luftschiff über das Wasserflugzeug RsI bis zum ersten Metall-Flugboot der Welt, vom zwölfmotorigen Flugboot DoX, dem damals größten Passagierflugzeug der Welt, über den Senkrechtstarter Do 31 bis zu unbemannten Rotorplattformen: die beachtliche Flugzeugflotte, die über Jahrzehnte unter der Marke Dornier entstand, hat nicht nur viele Menschen beflügelt, sondern auch einen immensen wissenschaftlichen Fortschritt ermöglicht.

Das Museum zeigt mit rund 400 Exponaten, darunter zwölf Originalflugzeuge, sieben 1:1 Exponate aus der Raumfahrt und zwei Nachbauten im Originalmaßstab, 100 spannende Jahre Luft- und Raum­fahrt­ge­schichte.

Claude Honorê Desiré Dornier wurde am 14. Mai 1884 in Kempten geboren. Als Sohn eines Franzosen war auch er französischer Staatsangehöriger, sah jedoch zeitlebens das Allgäu, in dem er aufwuchs, als seine Heimat an.

Der Erfinder

Dornier studierte an der Technischen Hochschule München Maschinenbau, legte 1907 sein Diplom ab und trat dann nach drei Wanderjahren am 2. November 1910 in die Versuchsabteilung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH ein. Dort brachte ihm sein prämierter Entwurf für eine drehbare Luftschiffhalle die Position eines persönlichen wissenschaftlichen Mitarbeiters des Grafen Zeppelin ein. Zeppelin betraute ihn zunächst mit Projektarbeiten an einem Luftschiff in Stahlbauweise für Fahrten über den Nordatlantik und dann mit der Leitung der Abteilung „Do” für den Flug­zeug­bau.

Claude Dornier setzte bei der Konstruktion seiner Riesenflugboote Ideen um, die er bei den Arbeiten an einem großen Luftschiff aus Stahl entwickelt hatte. Beim Rs IV kamen zum ersten Mal die später so charakteristischen Flossenstummel zum Einsatz. Das erste von vier bestellten Flugbooten wurde im Herbst 1918 fertig.

Nach dem Waffenstillstand im November 1918 brachte der Versailler Friedensvertrag harte Einschränkungen beim Flugzeugbau und forderte Flugzeuglieferungen als Reparationen. Die Begriffsbestimmungen von 1922 erlaubten fortan nur den Bau leichter Motormaschinen mit geringer Reichweite und Nutzlast. Mit dieser Regelung wurde auch die unliebsame deutsche Konkurrenz eliminiert. Die Flugzeughersteller reagierten darauf, indem sie Produktionsstätten im Ausland errichteten. Die Reichsregierung wiederum umging die Einschränkungen mit verdeckten Aufträgen zur Entwicklung militärischer Flugzeuge, deren Bau und Erprobung im Ausland erfolgten.

Die ersten Passagierflugzeuge waren noch umgebaute Militärmaschinen aus dem Krieg. Anfang der 1920er Jahre entstand eine neue Generation von Metallkonstruktionen, die erhöhte Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Bequemlichkeit für die Passagiere boten. Dorniers einmotorige Baumuster „Komet” und „Merkur” konnten vier bis zehn Personen befördern und bildeten zusammen mit Junkers-Modellen das Rückgrat der deutschen Passagier­luftfahrt.

Das Wal-Flugboot mit seinen charakteristischen Flossenstummeln und der Tandemmotoranordnung wurde zur technischen Ikone der 1920er Jahre und beeinflusste Flugzeugkonstrukteure weltweit. Claude Dornier entwickelte die Linie der seetüchtigen Hochdecker-Flugboote konsequent weiter und entwickelte zwei- und viermotorigen Superwale. Dieses „Familienkonzept” war ein Grundprinzip seiner Arbeiten und eine wesentliche Grundlage für ihren Erfolg.

Die Do X, mit 48 Metern Spannweite und 56 Tonnen Abfluggewicht das größte Flugzeug ihrer Zeit, demonstrierte in den frühen 1930er-Jahren die wiedergewonnene Leistungsfähigkeit der deutschen Luftfahrtindustrie. Angetrieben von zwölf Siemens-Flugmotoren absolvierte das Flugschiff am 12. Juli 1929 auf dem Bodensee seinen Erstflug. Nach umfassender Flugerprobung flog es als „Botschafter des Reiches” 1931 nach Südamerika und von dort weiter in die USA. Obschon die Begeisterung riesig war, bewirkte die weltweite Wirtschaftskrise, dass es schon im Mai 1936 als Exponat im Berliner Luftfahrtmuseum endete. Im Frühjahr 1944 zerstörte dann ein Bombenangriff die Do X mit ihrer gesamten Ein­richtung.

Für das Dornier Museum konnte auf der Basis von Textbeschreibungen, Farbskizzen und Schwarzweiß-Fotografien ein Nachbau des fast 7 Meter langen und 3,5 Meter breiten Salons angefertigt werden: kirschbaumfarbene polierte Vertäfelung, bespannt mit gelbgrundigen, bemusterten Chintz-Craquelé, die einzelnen Fauteuils mit rotem Velours überzogen, an den Bullaugen grüne Vorhängchen mit Goldbordüre. Das erwünschte Ambiente eines eleganten Hotelsalons wurde durch edles Porzellan der Manufaktur Gräf & Krippner in Selb kom­plettiert.

Drittes Reich

Im Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler, ein halbes Jahr später hatte er die demokratische Ordnung durch einen totalitären Führerstaat ersetzt, basierend auf der Idee der „Volksgemeinschaft”. Verunsichert durch die Folgen des Versailler Vertrages, Revolutionsangst, Parteienstreit und Arbeitslosigkeit ließen sich viele Deutsche von den Versprechungen Hitlers begeistern. Mitte der 1930er Jahre hatte sich der Polizeistaat unter Führung der SS gefestigt. Im Aufrüstungsprogramm der NSDAP hatte die Luftwaffe eine zentrale Funktion.

Die Luftrüstung bescherte der darniederliegenden Flugzeugindustrie umfangreiche Bau- und Entwicklungsaufträge, sie musste sich jedoch staatlichen Vorgaben unterordnen. An unwilligen Unternehmen wurden Exempel statuiert. So wurde etwa Hugo Junkers 1933 zum Verkauf seiner Patente und Aktienmehrheit an den Staat gezwungen.

Claude Dornier begrüßte zwar angesichts der existenziellen Krise seiner Firma den wirtschaftlichen Aufschwung und verwendete die erwarteten regimekonformen Formulierungen. Doch hegte der Unternehmer mit französischen Wurzeln keine Sympathien für die NSDAP, mied ab 1933 Kontakte zu Parteigrößen und nahm Ehrungen nicht persönlich entgegen. 1940 entschied er sich doch zum Parteieintritt, da er seine Entmachtung fürchtete. Ein Partei­abzeichen trug er nie.

Beim Entwurf und Bau von Flugzeugen kam es zu Beginn der 1930er Jahre zu einem Technologiesprung: der Luftwiderstand wurde verringert, Motorgondeln in die Tragfläche integriert, die Fahrwerke wurden einziehbar. Typisch für diese neuen Baumuster war die Do 17, wegen ihres geringen Rumpfquerschnitts „fliegender Bleistift” genannt. Aufgrund seiner führenden Position wurde Dornier ab 1933 bei staatlichen Aufträgen zwar vorrangig berücksichtigt, Gewinne unterlagen jedoch einer rigiden Preisprüfung, als Standardbomber setzte das Staatsunternehmen Junkers seine Neu­ent­wicklung Ju 88 durch.

Äußerst erfolgreich war in dieser Zeit auch der Zweitakt-Diesel-Flugmotor Junkers Jumo 205: ihre einzigartige Konstruktion mit gegenläufigen Kolben in jedem Zylinder ermöglichte einfache, wartungsfreundliche Motoren von hoher Betriebssicherheit. Auch die beiden Dornier-Flugboote Do 18 und Do 26 erhielten Flugmotoren des Typs Jumo 205.

Im Auftrag von Lufthansa und RLM wurde für den Nordatlantikflugdienst ab 1938 die Do 214 konzipiert. Wie schon bei der Do X orientierte sich die Innenausstattung nicht an den Standards der Passagierflugzeuge, sondern am luxuriösen Komfort der Luftschiffe. Nach vorübergehender Umstellung auf militärische Aufgaben wurde die weitere Entwicklung jedoch 1942 auf Weisung des RLM abge­brochen.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg lag die deutsche Luftfahrtindustrie 1945 erneut am Boden. Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Flugzeugfirmen wie Heinkel oder Messerschmitt versuchten, in den Bau kleiner Straßenfahrzeuge einzusteigen. Angesichts des beginnenden Kalten Krieges unterstützten die Westalliierten jedoch den industriellen Aufbau u.a. auch der Luftfahrtindustrie in Westdeutschland. Die Kurzstart-Propellerflugzeuge Do 25 und Do 27 waren die ersten deutschen Neukonstruktionen nach Kriegsende. Als 1955 die Bundeswehr aufgebaut wurde, gehörte die Do 27 als Kurier- und Verbindungsflugzeug zur Erst­aus­stattung.

Im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung startete 1962 das Experimentalprogramm Do 31: die Entwicklung eines senkrechtstartenden und -landenden Transportflugzeugs (VTOL). Von den beiden flugfähig entwickelten Prototypen ist die voll ausgerüstete Do 31 E3 bis heute das einzige VTOL-Strahl­transport­flugzeug der Welt.

In den 1970er Jahren setzte Dornier die sich rapide verbessernden numerischen Rechenverfahren auf dem Gebiet der Aerodynamik auch zur Optimierung der Tragflügel-Aerodynamik von schnellen Unterschall-Flugzeugen ein. Im Rahmen eines Technologieprogramms für das Verteidigungsministerium sollte dazu ein Alpha Jet mit einem neuen transsonischen Tragflügel ausgerüstet und dessen Vorteile im Flug nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Erprobung erfüllten alle Erwartungen. Hauptkunden des Alpha Jet waren die deutsche und französische Luft­waffe.

Mitte der 1960er-Jahre gab es ein Abkommen zwischen dem deutschen Bundesministerium für Verteidigung und der U.S.-Firma Bell, die einen Nachbau des Army-Hubschraubers Bell UH-1D für die Bundeswehr und den Bundesgrenzschutz erlaubte. Hauptauftragnehmer des Lizenzabkommens wurde die Dornier GmbH. Bis 1971 wurden von Dornier 352 Hubschrauber dieses Typs gebaut.

Raumfahrt

Die seit Mai 2020 erweiterte Raumfahrtausstellung zeigt den Aufbruch Dorniers in den Weltraum aus einem völlig neuen Blickwinkel. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Erdbeobachtung, Wetter, Klima, Sonnen- und Mars­erkundung.

Flugzeughangar

Ein Highlight der Ausstellung ist zweifelsohne der große Flugzeughangar mit teils noch flugfähigen Maschinen und nostalgischen, originalgetreuen Nachbauten. Insgesamt sieben Flugzeuge, darunter die Dornier Do 27, Do 28, Do 29, das Experimentalflugzeug Dornier Do 228 TNT, der Alpha Jet sowie der Originalhubschrauber Bell UH-1D können hier ebens bestaunt werden wie der Nachbau des geschichtsträchtigen Dornier Wal N25, mit dem der norwegische Polarforscher Roald Amundsen im Jahr 1925 zur Nordpol­expedition aufbrach.

Dornier Delta lIe

Im Jahr 1968 griff Claudius Dornier eine frühere Automobilentwicklung auf und entwarf ein Stadtautokonzept. Der elektrifizierte Kleinstwagen sollte abgasfrei und geräuscharm in Großstädten eingesetzt werden. Die Prototypen begleiten während der Olympischen Spiele 1972 in München den Marathon­lauf.

Flugsimulator

Die Do 27 war das erste nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland seriengefertigte Flugzeug und erlangte durch die Dokumentation „Serengeti darf nicht sterben” der Tierforscher Bernhard und Michael Grzimek große Bekanntheit. Aus dem Rumpf und dem Cockpits einer Do 27, die eigentlich verschrottet werden sollte, entstand in der Ausbildungswerkstatt der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH ein Flugsimulator, dessen Instrumente und Flugsteuerungselemente dem Original entsprechen und so per Flugsimulationssoftware den virtueller Echtzeit-Rundflug in einem echten Flugzeug ermög­lichen.

Der Verfasser hat das Dornier Museum am 20. August 2023 besucht.

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