Beitrag v.
4.10.2021
Rodin, Gustav Mahler zu „Ein Tag in Wien”,
Auguste Rodin, Gustav Mahler, 1909. Bronze
Klimt, Die Braut zu „Ein Tag in Wien”,
Gustav Klimt, Die Braut, 1917/18, Öl auf Leinwand (unvollendet)
Johann-Strauss-Raum zu „Ein Tag in Wien”,

Besuchsbericht

Ein Tag in Wien

Zu Besuch im Oberen Belvedere und im Haus der Musik

Rainer Göttlinger
4. Oktober 2021

Man ist nicht in Wien gewesen, wenn man nicht den Prater samt Riesenrad gesehen hat, nicht den Stephansdom und nicht Schloss Schönbrunn.

Dass Wien Weltstadt ist, zeigt sich aber auch in vielen anderen Dingen. Zum Beispiel ist hier, in der Hauptstadt des Walzers, das weltbeste klassische Orchester zuhause: im „Haus der Musik” an der Seilerstätte 30 kann man nicht nur seine Geschichte erfahren, sondern in ein Erlebnis ganz besonderer Art eintauchen. Und ein paar Schritte weiter eröffnet sich einem eine weitere Kunstwelt, nämlich die der Londoner Jellicle-Katzen.

Vor den Kunst- und Kulturgenuss haben die Götter freilich den Schweiß der Anreise gesetzt. Die kann per Straße oder Schiene erfolgen, auf dem Wasser oder durch die Luft. Mit dem DB-Intercity dauert die Fahrt ab Nürnberg knapp fünf Stunden. Gleich hinter Passau wird deutlich, dass man sich nunmehr durch „felix Austria” bewegt, denn Bordservice wie auch Funknetz bessern sich jenseits des Inn spürbar. Und schon ist man im großzügigen, sauberen und übersichtlichen neuen Wiener Hauptbahnhof.

Oberes Belvedere

Von hier sind es nur ein paar hundert Meter hinüber ins obere Belvedere mit seinen Marmorsaal und der Schlosskapelle, beide ausgestattet mit üppigen Stuckarbeiten und prächtigen bunten Deckengemälden. Die eigentliche Attraktion des Schlosses sind aber natürlich die Gemälde und Skulpturen der Dauer- und Sonderausstellungen. Aktuell stehen Lovis Corinth, das Wiener Biedermeier und Gustav Klimts „Dame mit dem Fächer” auf dem Kalender. Wem die beiden Genannten ein Begriff sind, der kann ihnen auch sofort ihre Werke zuordnen: Corinth, der Maler wilder Szenen aus der Natur, vor allem der menschlichen. Und Klimt, der seine weiblichen Modelle gerne in allerlei goldverzierte Gewänder steckte.

Aber auch andere hochkarätige Kunst ist im Belvedere vertreten: Egon Schiele, Vincent van Gogh, Auguste Rodin oder Giovanni Segantini, um nur einige zu nennen. Und die Biedermeier-Ausstellung kreist keineswegs nur um die familiäre Idylle, denn wissenschaftlich war zu dieser Zeit viel geboten, was die Maler der Epoche denn auch eindrucksvoll umsetzten.

Wieder draußen, könnte man auf die Idee kommen, die Maler vorerst abzuhaken und die Spuren der Komponisten der Wiener Klassik zu suchen, als da wären: das Beethoven-Haus, das Haydnhaus, Schubert Geburtshaus und seine Sterbewohnung, die Johann Strauss Wohnung und natürlich die Mozartwohnung.

Wiener Klassik

Man kann es sich aber auch einfacher machen: ein paar Straßenbahnhaltestellen und ein paar Kreuzungen weiter steht man vor dem „Haus der Musik”, wo sich auf vier Etagen alles um die die erwähnten Komponisten und ihre nicht minder prominenten Interpreten dreht. In diesem Haus an der Seilerstätte lebte einst Otto Nicolai, der Begründer der berühmten Wiener Philharmoniker. Umgeben von Devotionalien des weltbekannten Orchesters und seiner Dirigenten steht er noch immer auf der Innentreppe – als Puppe.

Magische Anziehungskraft geht hier im Philharmoniker-Museum vor allem vom virtuellen Würfelspiel aus, mit dessen Hilfe sich ein jeder seinen eigenen Walzer zusammenwürfeln und sich dann zu dessen Uraufführung ein wenig im Walzertakt wiegen oder an ein paar Schritten versuchen kann: eins zwei drei, eins zwei drei.

Im Stockwerk darüber dürfen sich auch diejenigen angesprochen fühlen, die der technischen Komponente des Musizierens mehr abgewinnen können als der Kompositions- und Aufführungspraxis: was passiert, wenn eine Luftsäule mit einer bestimmten Frequenz angeregt wird? Und was passiert bei einer Verdoppelung? Wie nimmt ein Karpfen Beethovens Neunte wahr? Und wie eine Eule? Welche Arten von Instrumenten gibt es überhaupt, und wie heißen sie?

Die Komponisten

Was wäre Wien überhaupt ohne seine Komponisten? Eine Abfolge von spannenden Inszenierungen würdigt im nächsten Stockwerk die großen Namen der Wiener Musikgeschichte: Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Johann Strauß und nicht zuletzt Gustav Mahler. Der Verfasser weiß schon, warum er sich im vorletzten Raum besonders wohl fühlt, werden hier doch die beschwingten Melodien des Walzerkönigs intoniert, und es fällt durchaus schwer, sich hier wieder loszureißen.

Schließlich wartet im obersten Stockwerk ja noch der Höhepunkt dieser einzigartigen Ausstellung: soll man es wirklich wagen, eigenhändig die berühmten Wiener Philharmoniker zu dirigieren?

Zwar gibt deren sympathischer Maestro Zubin Metha vorab ein paar Tipps, wie man am besten den Taktstock führt, zwar folgt das virtuelle Orchester am Bildschirm zunächst brav den Gesten des zwar willigen, aber dennoch leicht überforderten Debütanten am Pult, aber schon bald setzen die befrackten Herren und Damen die Instrumente ab, und es hagelt harsche Kritik. Möge der bereits wartenden nächsten Kandidatin ihr Versuch besser gelingen!

Ronacher-Theater

Hat man seinen Kulturtrip gut geplant und sich rechtzeitig Karten besorgt, kann man fußläufig gleich noch ein anderes „Haus der Musik” erreichen, denn das bekannte „Ronacher”-Theater, wo derzeit eine Neuinszenierung des berühmten Andrew-Lloyd-Webber-Musicals „Cats” auf dem Spielplan steht, befindet sich nur ein paar Häuserblöcke weiter in derselben Straße.

POI

Museum, Wien

Oberes Belve­dere

Be­deu­tend­ste Samm­lung öster­rei­chi­scher Kunst des 19. und 20. Jahr­hun­derts im inter­natio­nalen Kon­text: Klimt, Schiele, Amer­ling u.v.m.

Museum, Wien

Haus der Musik

Museum der Wiener Philharmoniker. Welt der Musik und der Klänge. Große Meister der Wiener Klassik: Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Strauss, Mahler. Virtueller Dirigent. Physics of Sound.

Museum, Wien

Beet­hoven Museum

In diesem Haus schrieb Beet­hoven u.a. seine 4. Sym­pho­nie und 1802 auch das "Hei­ligen­städter Testa­ment", in dem er der Ver­zweif­lung über seine Taub­heit Aus­druck verlieh.

Museum, Wien

Beet­hoven Pasqua­lati­haus

Auf Mauer­werk der alten Stadt­befe­sti­gung er­rich­tetes Haus des Gönners Johann Baptist Frei­herr von Pas­qua­lati, bei dem Ludwig van Beet­hoven 1804 bis 1808 und dann wie­derum 1810 bis 1814 lebte. Hier ent­stan­den u.a. Arbeiten zum „Fidelio”.

Museum, Wien

Haydn­haus

Bild­nisse, Auto­gra­phen, Noten­drucke, Erst­drucke ver­schie­dener Werke, Joseph Haydns Toten­maske, ver­schie­dene Musik­instru­mente. Joseph Haydn (1732-1809) schuf in diesem Haus einen Groß­teil seines Alters­werkes.

Museum, Wien

Schubert Geburts­haus

Hier wurde Franz Schu­bert am 31. Jänner 1797 ge­boren und ver­brach­te die ersten vier­ein­halb Jahre seines Lebens. Bio­graphie Schu­berts: Aus­bil­dung, musika­lische Ent­wick­lung, Familie und Freunde. Franz Schuberts "Marken­zeichen", seine Brille.

Museum, Wien

Schubert Sterbe­wohnung

Schu­berts Lebens­ende: seine letzten musikalischen Entwürfe, der letzte eigenhändig geschriebene Brief, die sorgenden Bemühungen seiner Verwandten im Zusammenhang mit seinem Tod.

Verantw. gem. §55 Abs 2 RStV:
Rainer Göttlinger
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