Beitrag v.
26.11.2021
Strohmammut mit Schriftzug zu „Eiszeit”, DE-83022 Rosenheim
© vkr
Eiszeitjäger zu „Eiszeit”, DE-83022 Rosenheim
© vkr
Horntier zu „Eiszeit”, DE-83022 Rosenheim
Mammut zu „Eiszeit”, DE-83022 Rosenheim
© vkr
Preiselbeeren zu „Eiszeit”, DE-83022 Rosenheim
Greifvögel zu „Eiszeit”, DE-83022 Rosenheim
Löwenmensch zu „Eiszeit”, DE-83022 Rosenheim
Eiszeit Plakat zu „Eiszeit”, DE-83022 Rosenheim
© VKR GmbH Rosenheim, Motiv: Nicole Westphal

Ausstellung 18.03. bis 11.12.22

Eiszeit

Ausstellungszentrum Lokschuppen

Rathausstraße 24
DE-83022 Rosenheim
Ganzjährig:
Mo-Fr 9-18 Uhr
Sa-So+Ft 10-18 Uhr

Veränderungen der Lebensumstände auf der Erde passieren nicht zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Die spektakulär-faszinierende Erlebnisausstellung zeigt eine Welt, wie wir sie heute nicht mehr kennen.

Hochkarätige Originalfunde, über 100 lebensechte Tierrepliken und eindrucksvolle Skelette geben einen Eindruck der Tierwelt von damals, rund 270 Ausstellungsstücke veranschaulichen das Leben der damaligen Menschen: kein Komfort, kein Luxus, nah an den Elementen und im harten Miteinander mit wilden Tieren.

Zu sehen sind unter anderem die „Big Six” der Eiszeit: Mammut, Höhlenlöwe, Riesenhirsch, Höhlenhyäne, Wollhaarnashorn und Flusspferd sowie das einzigartige Skelett des „ältesten Bayern”.

Homo sapiens sapiens

Herzlich willkommen in der Eiszeit! Männer jagen Mammuts, Frauen hüten Herd und Höhle, so das weit verbreitete Klischee. Aber stimmt das denn? Mitnichten.

Der anatomisch moderne Mensch erschien vor etwa 300.000 Jahren im Osten Afrikas und breitete sich von dort über den Nahen Osten nach Asien, Europa, Australien und Amerika aus. Spätestens seitdem wir das Genom der Menschen lesen können, die vor ungefähr 40.000 Jahren in Europa ankamen, wissen wir: es gibt kaum Unterschiede zwischen uns und unseren Vorfahren.

Dank seiner Kleidung, dem Feuer und seinen Behausungen war der anatomisch moderne Mensch in der Lage, sich extremen klimatischen Schwankungen erfolgreich anzupassen und verschiedene Lebensräume zu besiedeln.

In der Region des heutigen Europa war das Leben geprägt vom Jahresrhythmus mit kurzen Sommern und langen Wintern. Das Eis des Inn-Gletschers reichte fast 50 km in das Alpenvorland hinaus.

Die Eiszeitmenschen lebten in Familienverbänden und kleinen Gruppen von etwa 40 Mitgliedern und wechselten regelmäßig ihren Standort. Sie nutzten eine breite Palette an Werkzeugen, machten Musik, liebten Kunst und bestatteten ihre Toten.

Die Jahreszeiten

Frühling: Mitte bis Ende Mai, in der Zeit der Schneeschmelze, ist der Boden häufig sehr nass und morastig. Die vom Winter ausgemergelten Tiere wandern zu ihren Sommerweiden. Es ist Brutzeit, die Vögel legen ihre Eier. Viele Jungtiere werden geboren: eine leichte Beute für Räuber. Es kann immer noch empfindlich kalt werden, doch die Welt bedeckt sich wieder mit Grün und einem bunten Blumen­meer.

Das Sammeln ist von großer Bedeutung für die ganze Gruppe. Wahrscheinlich sind es die Frauen und Kinder, die neben Kräutern, Wurzeln, Früchten und Pilzen auch Eier, Maden, Schnecken, Insekten und Rinde sammeln. Für die Männer, die mit Speeren jagen, sind wandernde Tierherden eine relativ leichte Beute. Die Menschen sind wohlgenährt und durchtrainiert, und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie die Heilkraft der Kräuter kennen und anwenden.

Sommer: zwischen Anfang Juni und Mitte August kann der Sommer warme Tage über 20°C bringen, aber auch immer wieder Nachtfröste. Die Flüsse sind weitgehend eisfrei, die Erde taut bis zu einem Meter tief auf und kann aufgegraben werden. Die Tiere leben meist verstreut in kleinen Gruppen, viele Beeren werden reif, es ist die Jahreszeit des Überflusses und der Mücken­schwärme.

Herbst: die Tiere sind wohlgenährt und von Mitte August bis Ende September oft in Balzstimmung, was sie unaufmerksam macht. Wir spüren intuitiv, dass die Eiszeitmenschen eine Religion haben.

Winter: der Winter ist die längste Jahreszeit, er dauert ungefähr von Oktober bis Mai. Der Boden ist hart gefroren, das Wasser von einer dicken Eisschicht bedeckt, und es gibt nur noch sehr wenige grüne Blätter.

Der Mann von Neuessing

Das 1913 bei Ausgrabungen entdeckte Skelett aus der Höhle „Mittlere Klause” bei Neuessing im Altmühltal wurde kürzlich mit modernen Analysemethoden neu untersucht, die Ergebnisse ermöglichen besondere Einblicke in die Lebens­geschichte dieses Menschen: er ist etwa 34.000 Jahre alt und starb im Alter zwischen 40 und 55. Er weist keine Spuren von Verletzungen, Brüchen oder Gewalt­anwendungen auf und litt auch nicht an Nahrungsmangel oder Krankheiten, deren Symptome an den Knochen und Zähnen ablesbar wären.

Zur möglichen Todesursache können daher keine Aussagen gemacht werden.

Der Bohrkern aus Auel

Pollen der Bäume und Kräuter werden vom Wind in die Seen geweht und können unter dem Mikroskop analysiert werden, um die Vegetation der Vergangenheit zu rekonstruieren. Der Bohrkern aus dem vor ungefähr 60.000 Jahren entstandenen Maarsee von Auel erlaubt einen einmaligen Einblick in die Wettergeschichte der Eiszeit.

Vor 27.000 Jahren gab es in der offenen Graslandschaft um das Maar herum Birken und Kiefern, sogar vereinzelte Eichen. Kurz darauf wurde es kälter, und die Landschaft entwickelt sich zu einer baumlosen Tundra. Erst vor 13.400 Jahren, als der Golfstrom wieder ansprang, bildeten Birken und Kiefern den ersten nacheiszeitlichen Wald. Die Herden von Bisons, Pferden und Rentieren verschwanden allmählich aus der Eifellandschaft – und ebenso die Pilze, die auf ihrem Dung wuchsen.

Eiszeitkunst

Die Menschen der Eiszeit liebten schöne Dinge. Sie verzierten unzählige Werkzeuge und Waffen aus Knochen oder Geweih, ritzten Steine und Elfenbein oder modellierten Ton. Der 40.000 Jahre alte Löwenmensch ist aus einem Mammutstoßzahn gemacht: halb Löwe, halb Mensch. Darstellungen wie diese legen nahe, dass es sich um schamanistische Vorstellungen handelt.

Ausblick

Besonders der letzte Themenbereich der Ausstellung bietet hohe Relevanz, Aktualität und einen Blick in die Zukunft, denn er beantwortet die drängende Frage „Von der Eiszeit zur Heißzeit?” mit Fakten zum aktuelle Klimawandel und dessen Folgen.

30 interaktive Medienstationen machen den Ausstellungsbesuch zum kurzweiligen Erlebnis. Mammut „Molli” hält zahlreiche Mitmachstationen zum Spielen, Entdecken und Erfühlen bereit: Höhlengemälde mit den Fingern malen, Felle fühlen, im Quiz erfahren, wieviel Neandertaler in einem selbst steckt oder am PC virtuell Tiere jagen: es ist für jeden etwas dabei. Beim Ernterad lernt man die Ernährung der Eiszeitmenschen kennen und erfährt, wie lange das Essen reicht. Und für Gourmets gibt es Eiszeit-Rezepte.

Der Verfasser hat die Ausstellung am 20.3.2022 besucht.

POI

Ausstellungsort

Aus­stel­lungs­zentrum Lok­schuppen

Alte Loko­mo­ti­ven-Remise. Aus­stel­lun­gen, die fun­dier­te wissen­schaft­liche Basis mit auf­wän­diger, ästhe­tisch an­spruchs­voller Ge­stal­tung kom­bi­nieren.

Museum, Rosenheim

Städti­sche Ga­le­rie

Kunst des Chiemgauer und Münchner Kunstkreises seit dem 19. Jahrhundert. Stiftungen Max Bram, Constantin Gerhardinger, Hans Müller-Schnuttenbach.

Museum, Rosenheim

Holz­techni­sches Museum

Geschichte der Holztechnik. Maschinen und Geräte, Modelle, Holzprodukte.

Museum, Rosenheim

Städti­sches Museum

Hi­sto­ri­sches Stadt­tor aus dem 16. Jahr­hun­dert. Vor- und Früh­ge­schich­te, Römer, Mittel­alter, Markt­ge­schichte. Neu­zeit. Küche um 1800, Perthaler-Zimmer, Saline, Kriege und Woh­nungs­not, Zunft und Hand­werk, sakrale Kunst.

Museum, Rosenheim

Klep­per-Falt­boot­mu­seum

Museum der Firma Klepper. Ge­schich­te des zer­leg­baren Boots, mit dem sogar Atlantik­über­querun­gen unter­nommen wurden, von den Anfängen zu Beginn des 20. Jh. bis heute.

Museum, Rosenheim

Inn-Museum im Bruck­bau­stadel am Inn

Geschichten und Bilder über den Fluss und seinen Wandel vom historischen Handelsweg zum Lieferanten regenerativer Energie aus Wasserkraft.

Verantw. gem. §55 Abs 2 RStV:
Rainer Göttlinger
Pressemitteilungen willkommen
#3098009 © Webmuseen Verlag