Beitrag v.
5.12.2014
Eingang Kottmüllerallee zu „Gabriele Münter-Haus (Museum)”, DE-82418 Murnau
Tisch im Münterhaus zu „Gabriele Münter-Haus (Museum)”, DE-82418 Murnau
Tisch im Münterhaus
Palette und Pinsel zu „Gabriele Münter-Haus (Museum)”, DE-82418 Murnau
Kommode zu „Gabriele Münter-Haus (Museum)”, DE-82418 Murnau
Bücherbord zu „Gabriele Münter-Haus (Museum)”, DE-82418 Murnau
Kandinsky im Garten zu „Gabriele Münter-Haus (Museum)”, DE-82418 Murnau
Fensterblick zu „Gabriele Münter-Haus (Museum)”, DE-82418 Murnau
Sonnenblume zu „Gabriele Münter-Haus (Museum)”, DE-82418 Murnau
Sonnenblume vor dem Münterhaus

Museum

Gabriele Münter-Haus

Kottmüllerallee 6
DE-82418 Murnau
08841-628880
Jan bis Dez:
Di-So 14-17 Uhr

In diesem Haus, auch „Russenhaus” genannt, lebten Gabriele Münter (1877-1962) und Wassily Kandinsky (1866-1944) in den Sommermonaten von 1909-1914. Hier entstanden Werke und Ideen, die als Kunst des „Blauen Reiter” berühmt wurden.

Münter und Kandinsky

Im Sommer 1902 folgte Gabriele Münter, damals Schülerin Wassily Kandinskys, einer Einladung zu einem Mal-Aufenthalt der Klasse in Kochel.

Hier näherten sich die beiden künstlerisch wie privat an, waren oft nur zu zweit mit ihren Fahrrädern unterwegs, fotografierten sich gegenseitig. Münters Aufnahmen mit der Kodak „Bull’s-Eye No. 2”, einer Rollfilmkamera, besitzen noch heute großen dokumentarischen und künstlerischen Wert.

An der freien Luft malend, kreierten Münter und Kandinsky impressionistische Landschaftsskizzen, widmeten sich urbanen Panoramen, Architekturen und Szenerien. Die Farben wurden oft ungemischt mit dem Spachtel oder Palettenmesser aufgetragen. Die flüchtige Ölstudie betont den Vorrang des Malerischen vor der gegenständlichen Bedeutung.

Die Eindrücke, die hier auf sie wirkten, beschrieb Gabriele Münter später so: „Ich habe da nach einer kurzen Zeit der Qual einen großen Sprung gemacht, vom Naturabmalen mehr oder weniger impressionistisch zum Fühlen eines Inhaltes, zum Abstrahieren, zum Geben eines Abstrakts”.

Münter und Kandinsky galten zu ihrer Zeit nicht als Künstler, ihre Bilder entsprachen nicht dem allgemeinen ästhetischen Empfinden. Münter versuchte oft erfolglos, ihre Bilder gegen Lebensmittel einzutauschen.

Gabriele Münter war eine für ihre Zeit vergleichsweise emanzipierte, sportliche Frau. Sie liebte Schwimmen und Fahrradfahren. Das Radfahren galt jedoch für Frauen als unschickliche Form der Mobilität, denn die „Amazonen des Zweirads" verzichteten auf das Schnürkorsett und trugen die „Radbux”: einen weit geschnittenen Hosenrock.

Die Jahre 1908 bis 1914 sind heute die berühmtesten in Münters Leben. Im Mai 1912 veröffentlichten Kandinsky und sein Malerfreund Franz Marc ein Buch: den Almanach „Der Blaue Reiter”. Kandinsky schuf das Titelbild, es zeigt den Heiligen Georg, der den Drachen besiegt hat. Die Kunstwerke und Texte im Buch kamen von verschiedenen Künstlern aus dem In- und Ausland.

Die Arbeitssitzungen, zu denen Kandinsky Franz und Maria Marc sowie August und Elisabeth Macke eingeladen hatte, fanden im Münter-Haus statt.

In dem Komponisten und Maler Arnold Schönberg (1874-1951) fand Kandinsky eine kongeniale Persönlichkeit. Schönberg schätzte auch Münters Bilder: „Sie sind wirklich höchst eigenartig und von wohltuender Schlichtheit. Absolute Natürlichkeit. Ein herber Unterton, der sicher ein Wesenszug ist, hinter dem Güte und Liebe steckt. Ich hatte viel Freude daran." Einen seiner Briefe an Schönberg ergänzte Kandinsky mit einer Skizze, die die Lage des Münter-Hauses zeigt.

Münters weiterer Lebensweg

Nach der Trennung von Kandinsky während des 1. Weltkriegs hielt sich Gabriele Münter vor allem in Kopenhagen, dann in Schloß Elmau, München und schließlich in Berlin auf und kam nur sporadisch nach Murnau. Ab 1931 bewohnte sie das Haus zusammen mit ihrem Lebensgefährten Johannes Eichner (1886-1958) und darüber hinaus bis zu ihrem Tod.

1929/30 reiste sie zu einem Studienaufenthalt nach Paris und Südfrankreich. Sie erhielt neuen künstlerischen Auftrieb und kehrte dauerhaft mit ihrem neuen Lebensgefährten Johannes Eichner nach Murnau zurück. Es begann eine Zeit neuer Produktivität, und sie schuf Bilder von starker Farbkraft, mit denen sie in Ausdruck und Stil an ihre künstlerisch fruchtbare Zeit vor dem ersten Weltkrieg anknüpfte.

Zur Zeit des Nationalsozialismus versteckte Münter ihre umfangreiche Sammlung, die auch ein Großteil des Frühwerks von Kandinsky und anderen Mitgliedern des Blauen Reiter und seines Umkreises enthielt, im Keller des Hauses.

Anlässlich ihres 80. Geburtstages 1957 schenkte sie große Teile davon der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München, mit deren Direktor sie und Eichner befreundet waren.

Museum

Nach einer grundlegenden Renovierung wurde das malerisch gelegene Haus 1999 in seiner Gesamtheit dem Publikum als Museum zugänglich gemacht.

Die im ehemaligen Musikzimmer ausgestellten Porträts führen exemplarisch zwei bedeutende Perioden in Münters Leben vor: die Zeit des Blauen des Reiter und die 1930er Jahre mit den fünf Darstellungen des Hausmädchens Ellen Brischke.

Mit der von Wassily Kandinsky bemalten Treppe und den bemalten Möbeln gibt das Haus auch Zeugnis von den bedeutsamen Einflüssen der bayerischen Volkskunst auf die künstlerische Entwicklung seiner Bewohner.

Der Verfasser hat das Museum am 23.9.2021 besucht.

POI

Beitrag, 1.10.2021

Blaues Land und Blauer Reiter

Die Landschaftsmaler um Kandinsky, Marc, Macke, Münter und Campendonk fanden ihre Inspirationen in den oberbayerischen Orten Murnau, Kochel am See und Penzberg.

Museum, Davos Platz

Kirchner Museum

Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) lebte von 1917 bis zu seinem Tod in Davos. Sein Werk gilt als wegweisend im deutschen Expressionismus. Das Kirchner Museum beherbergt die weltweit umfangreichste Sammlung von Werken des Künstlers.

Museum, Bern

Kunst­museum Bern

Schwe­izer Kunst: Ferdi­nand Hodlers Por­träts, Land­schaften und gross­for­ma­tige alle­go­ri­sche Werke. Deutsche Kunst, zeit­ge­nössi­sche Kunst (Samm­lung Toni Gerber). Gra­phi­sche Samm­lung.

Bis 12.5.2024, Münster (Westfalen)

Brücke zur geistigen Welt

Die Aus­stellung bietet einen um­fassen­den Überblick über den deutschen Ex­pres­sio­nis­mus. Prä­sen­tiert werden rund 130 Holz- und Linol­schnitte, Radie­rungen und Litho­grafien, ergänzt um aus­ge­wählte Gemälde und Skulpturen.

Bis 19.5.2024, Braunschweig

Galka Scheyer und die Blaue Vier

Kunst­agentin Galka Scheyer gründete 1924 zu­sam­men mit den Künstlern Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger und Alexej von Jawlensky die Gruppe „Die Blaue Vier”.

Bis 16.6.2024, Bietigheim-Bissingen

Reiche Ernte

Prä­sen­tiert werden rund 100 Früchte­bilder von der Klassi­schen Moderne bis in die Gegen­wart in den Medien Malerei, Zeich­nung, Aquarell, Druck­grafik, Skulptur und Video.

Museum, Murnau

Schloss­museum

Der Blaue Reiter, Gabri­ele Münter, Land­schaft. Hinter­glas­kunst aus Europa und Asien. Kultur­ge­schichte Mur­naus.

Museum, Großweil

Freilicht­museum Glent­leiten

Vom Korn zum Brot, vom Haus­brun­nen zum Wasser­hahn: im größten Freilichtmuseum Südbayerns machen original erhaltene Gebäude die Arbeitswelt, die Bräuche und Traditionen, aber auch die Baukunst der Menschen Oberbayerns begreifbar.

Verantw. gem. §55 Abs 2 RStV:
Rainer Göttlinger
Pressemitteilungen willkommen
#2799 © Webmuseen Verlag