Ausstellung 18.12.21 bis 11.09.22
Mystische Frauengestalten, von Fabelwesen bevölkerte Naturlandschaften, florale Ornamente und warme Farbtöne: die Formensprache des Jugendstils lädt ein, für eine Weile in andere Realitäten einzutauchen.
Mit anmutigen Ornamenten und zarten floralen Motiven, vor allem aber mit seiner faszinierenden Vielfalt weiblicher Abbildungen erobert der Jugendstil um 1900 Europa. Feen oder Naturgöttinnen stehen als positiv besetzte Figuren dunkel-sinnlichen Darstellungen wie der männermordenden Medusa oder kampfbereiten Amazonen gegenüber.
Die vorwiegend männlichen Künstler setzen sich in ihren Werken mit den Umbrüchen und Widersprüchen ihrer Zeit auseinander: wissenschaftliche Erkenntnisse sowie neue philosophische und religiöse Ansätze erschüttern das bisherige Menschenbild, Fortschrittsglaube prallt auf Kulturpessimismus. Im Rückbezug auf die Bildwelten von Märchen, Mythen oder Antike erschaffen die Künstler eine phantasievolle Kunstwelt.
Mit der Industrialisierung etablieren sich in den Städten aber auch neue Formen der Konsum- und Unterhaltungskultur. In der aufblühenden Werbewelt werden Frauen zu Ikonen stilisiert, weibliche Abbildungen zieren Alltags- und Luxusprodukte und schmücken die internationalen Werbeplakatet. Zugleich verlangt die aufkeimende Frauenbewegung nach Bildung und Berufstätigkeit, gesellschaftlicher Teilhabe und politischer Mitsprache. Dieses weibliche Selbstbewusstsein findet seinen Widerhall in neuartigen Objekten: vom Damenfahrrad über Schmuck bis hin zur (Freizeit-)Kleidung.
Gespiegelt wird jedoch nicht nur die Lebenswelt der modernen Frau, die Ausstellung bereitet zugleich den Künstlerinnen selbst eine Bühne: Weltstars wie Sarah Bernhardt, erfolgreichen Unternehmerinnen wie Emmy Schoch oder heute nur noch wenig bekannten Malerinnen wie Julie Wolfthorn.
So zeichnet die Ausstellung die faszinierende und facettenreiche Welt des Jugendstils mit all ihren Ambivalenzen nach und lässt zudem erkennen, dass grundlegende Fragen bis heute nicht an Brisanz verloren haben. Die etwa 200 Objekte aus bedeutenden Sammlungen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland laden gleichermaßen zum Genießen und zum Nachdenken ein.
Ausstellungsort
Ur- und Frühgeschichte, antike Kulturen des Mittelmeerraumes, nachchristliche Kunst, Kultur und Landesgeschichte bis zur Gegenwart.
Dependance, Karlsruhe
Ehemalige Zeitungsdruckerei. Kunsthandwerk und Design von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart. Jugendstilkollektion mit Möbeln, Glas, Keramik, Metallarbeiten und Textilien aus allen Zentren und von den bedeutendsten Entwerfern des europäischen Jugendstil.
Dependance, Karlsruhe
Keramik der Karlsruher Majolika von den Anfängen bis heute.
Dependance, Staufen im Breisgau
Vollständig eingerichtete Werkstatt des Töpfermeisters Josef Maier, der hier von 1898 bis in die 1940er Jahre tätig war. Töpfertradition am Oberrhein, alltägliche Arbeitsabläufe eines Töpfers. Arbeiten des Kunstkeramikers Egon Bregge.
Dependance, Bruchsal
Entwicklung der Musikautomaten seit der kunsthandwerklichen Fertigung im 17. und 18 Jahrhundert über die Hochblüte im ausgehenden 19. Jh. bis hin zum Abgesang in der Zeit der Weltwirtschaftkrise in der 1920er Jahren. 500 Klaviere, Orchestrien, Spieluhren.
Museum, Leipzig
Eine Reise durch mehr als 3000 Jahre Kunst- und Designgeschichte, historische Themen Architektur, Design und Kunsthandwerk.