Im Schnitt Gut. Scherengeschichte(n)
Bis 17.10.22, Gesenkschmiede Hendrichs, Solingen
Seit weit über hundert Jahren werden in der Gesenkschmiede Hendrichs Scheren gefertigt. Die Besucher können den Herstellungsprozess noch heute hautnah verfolgen. Im Laufe der langen Firmengeschichte wurden etwa 2000 verschiedene Scherenmodelle gefertigt. Kaum ein Ort könnte demnach besser geeignet sein, sich mit Scherengeschichte(n) zu beschäftigen.
Geschichte der Schere
Unsere modernen Scheren sind in der Regel Gelenkscheren. Sie bestehen aus zwei separaten Scherenhälften, die in der Mitte zusammengeschraubt sind. Bis weit ins 17. Jahrhundert hinein war dagegen die Bügelschere die gängigere Form. Ihre Klingen werden mit einem federnden Bügel in U- oder Omegaform zusammengehalten.
Mode und Stoffe
Für eine ganze Reihe von Kulturtechniken spielt die Schere eine nicht zu unterschätzende Rolle. So ist etwa der Wandel der menschlichen Bekleidung, die Mode als Inszenierung von Standeszugehörigkeit, Reichtum oder auch Individualität ohne die Scheren kaum denkbar. Denn das Schneiden von Stoffen gehört mit zu den ältesten Anwendungsgebieten.
Eine Handarbeits- oder Nähschere, eine Stickschere, vielleicht auch eine größere Stoffschere werden sich in vielen Haushalten finden. Die Bandbreite der Scheren für Textilien geht aber weit über dieses Grundsortiment hinaus. Neben klassischen Stoffen und Garnen durchtrennen Textilscheren heute auch technische Materialien wie etwa Goretex oder Kevlar, ein Gewebe, das u.a. für schussfeste Westen verwendet wird.
Perfekter Schnitt
Schon in der Antike gibt es Zeugnisse dafür, dass Sklaven mithilfe von Scheren für das gut gestutzte Haupthaar oder den Bart ihrer Herren sorgten. Heute zeugen gerade die Friseurscheren von dem Streben ein seit über 2000 Jahren bekanntes Werkzeug immer noch zu verbessern. Haarscheren für den gewerblichen Bereich sind mittlerweile absolute High-Tech-Produkte. Seit den 1970er Jahren wurde hier viel experimentiert, um einen immer exakteren Schnitt und optimierte Arbeitsgeräte für ein möglichst entspanntes und ermüdungsfreies Arbeiten zu erreichen.
Gartenbau
Die Geschichte des Gartenbaus und der Gartengeräte ist einige tausend Jahre alt, doch erst als die Gartenarchitektur der Renaissance Hecken und Formbäume in Mode brachte, wurden Scheren für den flächigen Schnitt entwickelt. Die ersten Abbildungen von Heckenscheren finden sich in Gartenbüchern des 17. Jahrhunderts. Es sollte jedoch noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts dauern, bis der französische Marquis Bertrand de Molleville die Gartenschere erfand: sie wurde 1819 erstmals in einem Gartenhandbuch beschrieben. Die praktischen Baum-, Rosen- und Rebenscheren erleichterten die Arbeit des Gehölzschnitts in Obst-, Garten- und Weinbau erheblich.
Epilog
Scheren schneiden Haare oder Leder, feine Seidenstoffe oder Bleche, Papier oder Äste. Es sind alltägliche Gebrauchsgeräte, spezialisierte Handwerkszeuge, Designobjekte oder auch mit hohem Symbolwert aufgeladene Erinnerungsstücke. An zehn Stationen erhalten die Besucher einen Einblick in die mannigfachen Anwendungen und die Formenvielfalt von Scheren.