Museum
Mode ist nicht nur Ausdruck der individuellen und geschlechtlichen Identität, sondern auch unserer Rolle innerhalb der Gesellschaft. In allen Zeiten und Kulturen wurden daher bestimmte Körperteile betont und Farben und Schnitte den Geschlechtern zugeordnet.
Der chronologisch angelegte Überblick veranschaulicht durch Kleidermode und Accessoires den Wandel männlicher und weiblicher Schönheitsideale von 1750 bis 1970, von der Kleidung des Ancien Régime über bürgerlichen Moden des 19. Jahrhunderts bis hin zur Moderne.
An den Höfen des 18. Jahrhunderts schnürten fürstliche Damen ihre Taille und Brust zu einer konischen Form. Die Mieder waren mit „Fischbein” verstärkt, das aus Hornplatten des Bartenwals bestand. Große Unterrock-Gestelle, die „Paniers” (vom französischen Wort für „Korb“) hoben die Hüften hervor, denn ausladende Hüften galten als Zeichen der Fruchtbarkeit.
Adelige Herren wiederum zeigten ihren Status und gesellschaftlichen Rang durch eng geschnittene rosafarbene Seidenanzüge mit Pailletten, Stickereien und feine Spitze.
Als Reaktion auf die Französische Revolution und eine Rückbesinnung auf die Demokratie der griechischen Antike veränderte sich das Ideal des Frauenkörpers: die Taille rückte nach oben, die Brust wurde einer antiken Statue gleich betont, und weich fallende Baumwoll-Stoffe sorgten für eine gerade Silhouette. Auch bei den Herren waren die kostspieligen Moden des Adels fortan passé, und man bevorzugte schlichte Eleganz in gedeckten Farben.
In der Zeit der Romantik um 1830 fiel die Taille wieder in die Körpermitte, neue Metallösen ermöglichten ein noch engeres Schnüren der Taille, enge Korsetts und breite Reifröcke trieben in den 1860er Jahren die typische Sanduhrfigur auf die Spitze. Unterkonstruktionen aus Stahl, die sogenannten Krinolinen, befreiten den Körper von schweren Textil-Unterröcken.
Der respektable Mann des 19. Jahrhunderts hingegen sollte seinen Fokus auf die Arbeit legen. Er trug daher schlichte schwarze Anzüge, doch hoben schneiderische Raffinessen wie Schulterpolster und steife Einlagen die männlichen Schultern und die Brust hervor.
Mit untailliert-lockeren Kleidern, die Kritiker abschätzig „Reformsäcke” nannten, unterstrichen Reformerinnen um 1900 ihre politische Meinung und trugen – vom Korsett befreit – moderne Büstenhalter, die sich zum heute bekannten BH weiterentwickelten. Krieg und gesellschaftliche Umbrüche brachten weitere Veränderungen, und erstmals traten auch die Beine ins Blickfeld: Frauen aus der künstlerischen Avantgarde der 1930er Jahre zeigten sich in Marlene-Dietrich-Hosen.
Der New Look der 1950er Jahre ließ die Sanduhrfigur für Frauen wiederaufleben. Dem Ideal der fürsorglichen Hausfrau und Mutter folgend, entstand eine neue Sehnsucht nach einer femininen Silhouette, gestützt durch Petticoats aus modernen Kunstfasern. Und nur wenig später, in der Ära der Swinging Sixties, durften auch Männer wieder Farbe zeigen.
Heute bilden Jeans, T-Shirt und Sneaker eine Art Unisex-Outfit für beide Geschlechter. Und doch stehen bei der Upper Class nach wie vor Haute Couture und Designerkleidung namhafter Modehäuser hoch im Kurs, wie die Marken Worth, Fortuny, Lanvin, Chanel, Dior, Courrges, Mary Quant, Miyake und Yamamoto zeigen.
Der Verfasser hat das Museum am 26. Juli 2024 besucht.
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