Museum
Deutschlands größte Sammlung europäischer Musikinstrumente des 16. bis 20. Jahrhunderts vermittelt unter dem Motto „Die Suche nach dem vollkommenen Klang” einen Eindruck von den handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten der Instrumentenbauer seit dem 16. Jahrhundert. Weltweit einmalig sind die Tasteninstrumente des Erfinders des Klaviers, Bartolomeo Cristofori, darunter der älteste original erhaltene Hammerflügel aus dem Jahr 1726. Ergänzend zur Sammlung dürfen im Klanglabor die Instrumente auch angefaßt und ausprobiert werden.
Die Musikstadt Leipzig
Im 16. Jahrhundert waren Leipzigs Gassen und Plätze mit einer Vielzahl von Geräuschen, Klängen und Tönen erfüllt: stündlich erklang ein Hornsignal vom Turm, Glockengeläut rief zum Gottesdienst, Trommelschläger verschafften den Verordnungen des Rates Gehör, Fiedler und Geiger baten um eine Gabe, Dudelsackblaser unterhielten die Gäste einer Schänke, Kinder sangen Schüttelreime, Brotbäcker und Fleischer boten mit Ratschen lautstark ihre Ware feil, durchreisende Spielleute führten ihre Kunst vor und berichteten über neueste Ereignisse. Bei Festzügen traten auch die vornehmen Heerpauker und Trompeter in Erscheinung. Ab 1599 musizierten in Leipzig zweimal täglich die Stadtpfeifer vom Bläserbalkon des Rathauses.
Als Land des Silber- und Zinnbergbaus verfügte Sachsen um 1600 über Straßenverbindungen zu allen europäischen Handelsplätzen. Ein weiterer Grund, sich hier niederzulassen, war für Instrumentenbauer und -händler die Leipziger Messe. Großen Absatz fanden Zinken, Posaunen und Metallsaiten aus Nürnberg, Pommern und Breslau sowie Geigen und Zistern aus Randeck, Erfurt und Leipzig. Besonderer Nachfrage erfreuten sich italienische (welsche) Blas-, Streich- und Kielinstrumente.
Zu den vier Stadtpfeifern in fester Anstellung kamen 1609 noch drei Kunstgeiger hinzu. Sie blieben in der Regel auf Lebenszeit im Amt und führten, zusammen mit einem Lehrling, bei kirchlichen oder städtischen Festen fünfstimmige Musik auf. Ein Stadtpfeifer musste mehrere Instrumente beherrschen. Für Instrumente, Kleidung und eine Wohnung im Stadtpfeifergässchen sorgte die Stadt. Für große feierliche Anlässe bevorzugte man Bläsermusik mit Trompeten, Zinken und Posaunen. Letztere kaufte man bis 1680 fast ausschließlich in Nürnberg, das sich zu einem Zentrum des Blasinstrumentenbaus von überregionaler Bedeutung entwickelt hatte.
Während des 16. Jahrhunderts erlangte die Leipziger Studentenschaft einen hervorragenden musikalischen Ruf. Aus ihr gingen später Kantoren und Organisten hervor.
Das Cembalo ist ein Tasteninstrument, das seine Blütezeit im 15. bis 18. Jahrhundert hatte. Bis zum 15. Jahrhundert war für Tasteninstrumente die pythagoreische, auf 11 reinen Quinten basierende Stimmung verbindlich. Die meisten Terzen klingen dabei sehr unrein und rauh. Mit zunehmender Terzhaltigkeit des musikalischen Satzes wurde die dominierende Reinheit der Quinten im 16. Jahrhundert zugunsten einzelner reiner großer Terzen aufgegeben, und es entstand die mitteltönige Stimmung, die wiederum gegen Ende des 17. Jahrhunderts von der wohltemperierten Stimmung abgelöst wurde – ein musikalisch durchaus umstrittener Kompromiss, dessen Gegenentwurf in Musikinstrumenten mit geteilten Obertasten bestand: eine solche Klaviatur konnte bis zu 17 Tasten je Oktave aufweisen.
Anfang des 18. Jahrhunderts versuchten mehrere Instrumentenbauer, die Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks der Tastenistrumente zu erweitern. 1698 führte Bartolomeo Cristofori am Florentiner Hof seine erste funktionstüchtige Hammermechanik vor. Einige seiner Instrumente haben die Jahrhunderte überdauert und verblüffen noch heute durch ihren Ideenreichtum und die dahinter stehenden technischen und musikalischen Überlegungen: Cristofori war der Erfinder des modernen Klaviers.
Neukonstruktionen besaiteter Tasteninstrumente verdanken wir auch dem großen sächsischen Orgelbauer Gottfried Silbermann. Die Universität Leipzig beschäftigte zwischen 1685 und 1850 in ununterbrochener Folge neun Orgelbauer und gewährte ihnen Wohnung und Werkstatt. Zu ihren Aufgaben gehörte unter anderem die Orgelpflege in der Universität.
Als bekannteste Entwicklung der Geigenbauerwerkstatt Johann Christian Hoffmann gilt heute die vom „seeligen Kapellmeister Bach” angeregte Viola pomposa, eine außergewöhnlich kleine Bassgeige, für die spezielle, mit Silberdraht umsponnene Saiten erforderlich waren.
Bürgerliche und adlige Damen des Empire und Biedermeier bevorzugten ganz bestimmte Instrumente wie Klavier, Harfe, Gitarre, Zither oder Mandoline: Instrumente, die nur wenig Körperbewegung erforderten. Harfen hatten zunächst nur Saiten für eine diatonische Tonleiter, erst ab 1720 gab es Harfen mit je einem Pedal für die sieben Tonstufen. Auch die Glasharmonika mit ihren 37 chromatisch abgestimmten Schalen wurde vorwiegend als Dameninstrument betrachtet.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt Leipzig innerhalb ihrer langen musikalischen Tradition eine besondere Glanzzeit: das von Mendelssohn gegründete Leipziger Konservatorium bildete Musiker aus, die neue Oper am Augustplatz eröffnete ihre Tore, und die beiden Säle des Konzerthauses, auch Neues Gewandhaus genannt, wurden eingeweiht.
Mit den wesentlich größeren Konzertsälen wuchsen auch die Erwartungen an die Instrumentenbauer. Konnte man den Streichinstrumenten äußerlich diese Wandlung kaum ansehen, so veränderten sich die Holzblasinstrumente umso mehr. Hörner und Trompeten erhielten Ventile, und die Blechbläser eroberten alle Klangregister bis hin zur Basstuba. Aus dem Hammerklavier wurde ein großer Konzertflügel mit Eisengussrahmen und Repetitionsmechanik. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte insbesondere das Vogtland zu den bedeutendsten Zentren des Musikinstrumentenbaus.
Für ein halbes Jahrhundert war Leipzig auch die Hochburg der industriellen Produktion von selbstspielenden Musikinstrumenten. Es gab sie in allen Preislagen, vom kleinen Lochplatten-Spielwerk bis zur teuren Standuhr für reiche Bürger. Auch selbstspielende Klaviere waren äußerst beliebt. Die Firma von Ludwig Hupfeld bestand von 1892 bis 2011.
Die erste Phonographen-Aufnahme einer Sinfonie entstand 1913, anstelle herkömmlicher Geigen verwendete man die von Matthias August Stroh im Jahr 1899 für Tonaufnahmen entwickelte Violine mit Schalltrichter. Bald darauf erschienen die ersten elektrischen Musikinstrumente, unter anderem das Trautonium.
Der Verfasser hat das Museum am 12. Oktober 2024 besucht.
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