Hirschwirtscheuer, Künzelsau
Die neue Heimat im Heiligen Land
Im Oktober 1868 landeten in Haifa die Gründer der „Tempelgesellschaft”. Die kleine Gruppe von Pietisten, die 1861 im Königreich Württemberg gegründet worden war, wollte nun im Heiligen Land eine christliche Lebensgemeinschaft aufbauen. Bis 1875 wanderten rund 750 Templer nach Palästina aus. Erste Templersiedlungen entstanden nach sorgfältiger Planung in Haifa (1869), Jaffa (1869; heute Tel Aviv-Jaffa), Sarona bei Jaffa (1871) und in der Rephaimebene bei Jerusalem (1873).
Doch wie lebten die Auswanderer in dem neuen, unbekannten Land? Wie waren ihre Lebensverhältnisse und ihr Umgang mit Traditionen, wie vollzog sich ihre Auseinandersetzung mit den Gepflogenheiten der einheimischen Bevölkerung? Mit historischen Fotografien und erläuternden Texten will die von Nurit Carmel und Jakob Eisler zusammengestellte Ausstellung das »Alltagsleben der Jerusalemsfreunde« im Heiligen Land beleuchten und so eine Antwort geben. Ein besonderer Fokus liegt darauf, wie die Templersiedler selbst ihr Leben sahen und entsprechend in den Fotografien festhielten. Dafür werden hauptsächlich Fotografien aus privaten Sammlungen herangezogen, vor allem aus der umfangreichen Sammlung des Historikers Professor Alex Carmel, die Hunderte außergewöhnliche Aufnahmen umfasst – und die nun zum ersten Mal in dieser Ausführlichkeit in einer Ausstellung gezeigt werden. Sie geben das Arbeits- und Schulleben, die Freizeitgestaltung, die Bräuche und Feste und vieles mehr aus drei Generationen der deutschen Siedler wieder.
Insbesondere die privaten Schnappschüsse des Alltags zeigen, wie schwer das Leben in der neuen Heimat Palästina war und welche Opfer die meisten Familien bringen mussten, um im »gelobten Land« zu überleben. Daneben zeugen Aufnahmen von privaten Kaffeekränzchen, Hochzeitsfeiern, Ausflügen und Gemeindefesten von der positiven Lebenseinstellung und der Kraft, die die Siedler daraus schöpften.