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5.5.2024
(modifiziert)
Stadtseitige Ansicht zu „Neues Schloss Meersburg (Schloss)”, DE-88709 Meersburg
Terrasse mit Pavillon zu „Neues Schloss Meersburg (Schloss)”, DE-88709 Meersburg
Treppenhaus zu „Neues Schloss Meersburg (Schloss)”, DE-88709 Meersburg
Tapete zu „Neues Schloss Meersburg (Schloss)”, DE-88709 Meersburg
Musikraum zu „Neues Schloss Meersburg (Schloss)”, DE-88709 Meersburg
Instrument zu „Neues Schloss Meersburg (Schloss)”, DE-88709 Meersburg
Kapelle zu „Neues Schloss Meersburg (Schloss)”, DE-88709 Meersburg
Fenster zu „Neues Schloss Meersburg (Schloss)”, DE-88709 Meersburg

Schloss

Neues Schloss Meersburg

Neues Schloß
DE-88709 Meersburg
07532-4311-10
info@meersburg.de
Ende März bis Anfang Nov:
tägl. 9:30-18 (17.30) Uhr
Anfang Nov bis Ende März:
Sa-So+Ft 12-17 (16.30) Uhr

Die barocke ehemalige Residenz der Fürstbischöfe von Konstanz beeindruckt noch heute mit einem monumentalen Treppenhaus und dem überwältigenden Pano­rama­blick.

Wie alle Fürstbischöfe des Heiligen Römischen Reiches war auch der Bischof von Konstanz zugleich geistlicher Hirte eines Bistums und Landesherr eines weltlichen Territoriums, das Hochstift oder Fürstbistum genannt wurde. Im Unterschied zur weiträumigen Diözese umfasste das Herrschaftsgebiet der Konstanzer Landesherren ein kleines, zersplittertes Terri­torium.

Anfang des 16. Jahrhunderts verlegten die Fürstbischöfe ihre Residenz vom protestantisch gewordenen Konstanz nach Meersburg. Zunächst bewohnten sie das Alte Schloss, die Meersburg. Mit zunehmendem Repräsentationsanspruch genügte jedoch der mittelalterliche Bau nicht mehr, und ab 1710 ließ Fürstbischof Johann Franz von Stauffenberg seine Residenz mit einem „Neuen Bau” erweitern.

Der Rohbau wurde zunächst als Kanzleigebäude genutzt und erst unter Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn als Schloss mit Treppenhaus und Schlosskapelle nach Entwürfen des berühmten Baumeisters Balthasar Neumann weiter ausgebaut. Die prächtige Innenausstattung geht auf Fürstbischof Franz Conrad von Rodt zurück. Im Auftrag der Fürstbischöfe entstanden neben Fresken- und Stuckarbeiten auch eine Fülle von Gemälden, Skulpturen und Goldschmiedearbeiten für repräsentative, aber auch für kontemplative und liturgische Belange.

Die Innenräume

Das östliche Appartement des Fürstbischofs mit seiner Abfolge von Räumen vergegenwärtigt sowohl das Staatsappartement als auch die Wohnräume des Fürstbischofs in seiner Residenz. Es umfasst einzelne Raumensembles und spiegelt die damals vorherrschende Wohn- und Repräsentationskultur. Aufgrund der heute noch recht gut erhaltenen Substanz mit Stuckmotiven an den Decken, den wieder aufgefundenen Supraporten und historischen Archivalien konnte die Ausstattung des 18. Jahrhunderts im wesentlichen wieder herge­stellt werden.

Das Appartement teilt sich in zwei Bereiche: die mehr private Wohnung des Fürstbischofs mit Schlafzimmer, Cabinetlein und Retirade sowie die beiden offiziellen Räume des Vorzimmers und des Audienzzimmers, die zwischen dem Festsaal und dem Schlafzimmer liegen. Das Audienzzimmer war für den Fürstbischof direkt von seinem Schlafzimmer aus zu­gäng­lich.

Die Ausstattung des kleinsten Raumes, der Retirade, ist nach den erhaltenen Inventarbüchern zusammengestellt: Himmelbett mit floral geschmücktem Seidenbezug, Leibstuhl mit herausnehmbarem Einsatz und seitlichen Tragegriffen, gepolsterter sesselartiger Stuhl, Spucknapf aus Zinkblech, Waschtisch mit aufklappbarer Tischplatte und Lavoir, farbig gefaßter Ecktisch.

Das baumwollene „Pers” der Wandbespannung zeigt ein Muster mit großen roten Blumen in persischer Art. Im Prunkschlafzimmer wiederum stehen ein Baldachinbett, ein Zylinderbureau mit vorziehbarer Schreibplatte, ein Betpult, ein Armlehnstuhl aus teilvergoldetem Rohrgeflecht, eine Schreibkommode mit drei Schubladen und reichen Intarsien, diverse Gemälde mit sakralen Motiven sowie ein Fayenceofen. Die Wand ist mit einer grün geblümten Damast­tapete be­spannt.

Wie alle Räume in der Enfilade ziert auch das Schlafgemach eine ausgesprochen reiche Stuckausstattung an der Decke. Ihre szenischen Bilder spielen auf die Themen Rast und Schlaf an und schaffen eine Stimmung der Ruhe und Zurückgezogenheit: eine Frau unter einem Zelt, ein von der Feldarbeit Rastender, zwei Schlafende, ein Deutender. Über den Flügeltüren zum Audienzzimmer und zum Korridor waren die Supraporten angebracht, die heute an der Wand gezeigt werden. Sie stammen von Andreas Brugger, einem bekannten Barockmaler in der Bodenseelandschaft und Schüler des habsburgischen Hofmalers Franz Anton Maul­bertsch.

Das Audienzzimmer als Teil des des fürstbischöflichen Staatsappartements war laut Inventar als repräsentativer Empfangsraum eingerichtet: zwölf Armlehnstühle, Bodenstanduhr, Kommode und Konsoltische. Vorzimmer und Audienzzimmer sind mit Darstellungen aus der berühmten Tapisserien-Serie der „Chasses de Maximilien”, den Jagden des Kaisers Maximilian Il., ausgekleidet. Im Vorzimmer stehen klappbare Spieltische, ein Kanapee und ein Fayence­ofen.

Das fürstliche Privileg der Jagd gehörte zu den grundlegenden Rechten eines Landesherrn und spielte im Selbstverständnis der Fürstbischöfe von Konstanz und damit auch in der Ausstattung der Meersburger Residenz eine außerordentliche Rolle. Besonders die Fürstbischöfe von Rodt sind als leidenschaft­liche Jäger bekannt.

Zusammen mit dem Festsaal besitzt das Appartement eine atmosphärisch repräsentative Dichte. Alle Räume, in Ausnahmefällen sogar Schlafzimmer und Cabinetlein, standen für zeremonielle Anlässe, Gespräche oder Verhandlungen zur Verfügung und wurden multifunktional genutzt. Der abwechslungsreiche Stuck zeigt Bilder aus dem täglichen Leben: die Briefübergabe am Gartentor, den Pfeife rauchenden Biertrinker oder den Braten essenden Putto.

Die Violine im ehemaligen Kapellzimmer, 1770 in Meersburg von Sebastian Wagner gebaut, steht für die Bedeutung der höfischen Musik im fürstbischöflichen Umfeld. Wie an anderen kleinen Höfen beschäftigten die Fürstbischöfe vorzugsweise Musiker, die mehrere Instrumente beherrschten.

Für die Repräsentation waren die Trompeter von besonderer Bedeutung, denn sie spielten zur Begrüßung von Gästen und gaben das Signal zur Tafel. Gelegentlich sind auch Produktionen von Opern belegt, die größere Besetzungen erforderten. Der Raum ist mit sinnstiftenden Bildern im Stuck wie etwa den Tugenden, Weinreben und Musikinstrumenten auch als geistlicher Ort hervorgehoben und bildet geradezu einen Gegenentwurf zum Vorzimmer mit seinen tötenden und jagenden Hand­lungen.

Im fürstbischöflichen Naturalienkabinett waren exotische Raritäten von Cooks Reisen präsentiert und wurden hoch geachtet.

Ende des Fürstbistums

Im Zuge der Säkularisation von 1802/03 wurde dem Fürstbischof von Konstanz seine weltliche Territorialherrschaft entzogen. Die gesamte Residenz Meersburg ging mit allem hochstiftischen Hab und Gut in den Besitz des Markgrafen von Baden über. In Meersburg gab es mehrere Auktionen für entbehrliche Objekte aus ehemals fürstbischöflichem Besitz, der Verkauf des Neuen Schlosses selbst scheiterte jedoch, und die badischen Großherzöge nutzten es fortan als Unterkunft für Familien­ange­hörige.

Schlosskirche

An der prächtigen Rokoko-Ausstattung waren der Augsburger Freskant Gottfried Bernhard Goetz, der oberschwäbische Meister der Rokoko-Plastik Joseph Anton Feuchtmayer sowie auch Andreas Brugger beteiligt. Das Deckenfresko zeigt vorwiegend illusionistische Kuppeln und Gewölbe. Über dem Altar ist die „Einsiedler Engelweihe” dargestellt – als fiktiver Zeuge in das Geschehen eingebunden der Auftraggeber Kardinal Damian Hugo von Schön­born.

Lustgarten

Mit seinem belvedereartigen Aufgang und dem schmiedeeisernen Tor war der hochbarocke Garten auf das Alte Schloss bezogen. Er bietet einen herrlichen Ausblick auf den See und die gegen­über­liegen­den Ufer.

Der Verfasser hat das Schloss am 21. August 2023 besucht.

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