Ausstellung 25.09.25 bis 22.03.26
Die große Jahresausstellung des GNM blickt auf die Anfänge der Globalisierung. Der Fokus liegt auf der Reichsstadt Nürnberg, auf ihren damaligen Handelsbeziehungen und ihrer Bedeutung als intellektuelles Zentrum Europas. Denn Nürnberg spielte eine entscheidende Rolle für die Entstehung globaler Netzwerke: über die Häfen Venedigs und Portugals reichten die Verbindungen bis nach Asien und Amerika.
Hochkarätige Leihgaben aus aller Welt veranschaulichen die bedeutende Rolle, die Nürnberg für das Zusammenwachsen der Welt spielte. Zu den spektakulärsten zählen eine reich verzierte Schale mit außergewöhnlich geformter Kanne. Die Schale besteht in ihrem Kern aus Holz und wurde im 16. Jahrhundert im westindischen Gujarat mit Perlmutterplättchen besetzt. Dann ging es auf große Reise: per Schiff gelangte das Becken entlang der Küste Afrikas bis nach Lissabon und von dort weiter auf dem Landweg nach Nürnberg. Hier fügte der Goldschmied Nicolaus Schmidt, ein Schüler des berühmten Wenzel Jamnitzer, der Schale ein überbordendes Dekor aus Nymphen und antiken Flussgöttern hinzu – und ergänzte sie um eine Kanne in Gestalt eines drachenähnlichen Mischwesens, in die er wiederum Meeresschnecken aus dem Indischen Ozean integrierte. Eine wahrhaft globale Entstehungsgeschichte!
Ein Zwischenhändler bot die Garnitur aus Schale und Kanne auf der drei Mal jährlich stattfindenden Leipziger Messe an, wo sie vom Sächsischen Hof erworben wurde. Heute befindet sich das prunkvolle Ensemble im Grünen Gewölbe in Dresden, das es freundlicherweise für die Nürnberger Schau leiht.
Bereits im 15. Jahrhundert begann Nürnberg, globale Rohmaterialien wie Kokosnüsse, Straußeneier oder Meeresschnecken zu importieren, die ansässige Goldschmiede zu exklusiven Pokalen verarbeiteten. Künstler reisten von weit her, um hier ihre Fertigkeiten zu verfeinern und die neu gewonnenen Kenntnisse zurück in ihre Heimatländer zu tragen. Die Stadt war Umschlagplatz für Luxusgüter aus aller Welt.
Doch der globale Austausch beschränkte sich nicht auf den Import und Export von Waren und Rohstoffen. In Nürnberg begegneten sich Kaufleute, Wissenschaftler, Diplomaten und Künstler, die ihr Wissen untereinander austauschten. So wurde die Reichsstadt zu einer wichtigen Drehscheibe für Nachrichten aller Art. Zahlreiche Flugblätter zu Expansionsreisen der Europäer, zu Menschen und Tieren in fernen Ländern, aber auch naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, neuen Entdeckungen und Glaubensvorstellungen wurden in Nürnberg gedruckt. Es überrascht nicht, dass mit dem Behaim-Globus hier der älteste erhaltene Globus der Welt entstand.
Künstler reisten von weit her nach Nürnberg, um ihre Fertigkeiten zu verfeinern, und trugen die neu gewonnenen Kenntnisse in die ganze Welt: Motive Albrecht Dürers wurden von indischen Buchmalern aufgegriffen, sein berühmtes Nashorn erscheint auf einem Wandbild in Kolumbien.
Die Ausstellung beleuchtet aber auch die Schattenseiten des ersten Zeitalters der Globalisierung. So waren Nürnberger Handelshäuser beteiligt am transatlantischen Versklavungshandel und der Kolonisierung der Amerikas. An der Ostküste Afrikas und in Indien führten sie gemeinsam mit den Portugiesen blutige Wirtschaftskriege.
Ausstellungsort
Größtes Museum für Kunst und Kultur des deutschsprachigen Raums. Zeitreise durch 100.000 Jahre Kulturgeschichte vom Faustkeil über den Ezelsdorfer Goldkegel, kostbare mittelalterliche Skulpturen, dem Behaim-Globus, die Kaiserbilder Albrecht Dürers bis hin zu Kunst und Design der Gegenwart.
Dependance, Nürnberg
Außenstelle des Germanischen Nationalmuseums. Baugeschichte und Bedeutung der Kaiserburg, Entwicklung der Waffentechnik, Waffensammlung.
Stichwort
Museum, Hannover
Schausammlungen aller Abteilungen: Landesgalerie, Naturkunde, Urgeschichte und Völkerkunde.
Bis 1.2.2026, Potsdam
Die Beschäftigung mit der Ikonographie des Einhorns lädt zu Reflexionen über Weltwissen, Ambivalenzen und Projektionen ein.
Museum, Nürnberg
Ältestes Eisenbahnmuseum der Welt. Geschichte und Gegenwart der Eisenbahn in Deutschland. Wertvoller Bestand an Originalfahrzeugen, ein Nachbau des Adlers, Designmodell des ICE 4, Modelle, Eisenbahnbau- und Signaltechnik. Freigelände mit historischem Bahnsteig.