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6.7.2020
Beutelspacher zu „Null, unendlich und die wilde 13”,
Der Autor Prof. Beutelspacher und die Kreiszahl Pi
Sonnenblume zu „Null, unendlich und die wilde 13”,
Sonnenblumen (hier: Fränk. Freilandmuseum Fladungen) haben stets 21 und 34 Reihen
Puppenkiste zu „Null, unendlich und die wilde 13”,
Puppenkiste
Sie waren 12 Brüder, und einer war Haptmann, das macht zusammen 13.

Besuchsbericht

Null, unendlich und die wilde 13

Die Zahlen des Albrecht Beutelspacher

Rainer Göttlinger
Herausgeber

Mathematik, das erinnert doch nur an quälende Schulstunden! Wirklich? Mitnichten! Wer so denkt, verpaßt eine ganze Menge. Denn mit trockenem Schulstoff haben Mathematikmuseen nichts am Hut. Am allerwenigsten das Gießener Mathematikum.

Dessen Gründer, der Mathematikprofessor Albrecht Beutelspacher, hat vor kurzem ein ausgesprochen kurzweiliges Stück Unterhaltungsliteratur verfaßt: „Null, unendlich und die wilde 13”. Ob die letztere wirklich, wie alle Triskaidekaphobiker dieser Welt glauben, Unglück bringt?

Können Zikaden bis 13 zählen?

Den Zikaden im Osten der USA jedenfalls bringt sie Glück: sie treten nach genau 13 Jahren, die sie als Larven im Boden verbracht haben, wieder in denselben Massen auf wie ihre erfolgreiche Elterngeneration. Warum ausgerechnet 13?

Nun, auch ihre Freßfeinde kehren in gewissen Zyklen wieder. Deshalb hatten die Ahnen dieser Zikaden gegenüber denen mit Reproduktionsperioden von 4, 8 oder 12 Jahren einen strategischen Vorteil. Und so lehrte die Evolution die mathematisch eigentlich völlig unbegabten Zikadenlarven das Rechnen mit Primzahlen.

Die 13 ist auch eine der Lieblingszahlen des Rezensenten, kommt sie doch zusammen mit der 8 in jeder Ananas und in jedem Kiefernzapfen vor. Und natürlich im Buch selbst, denn was wäre ein Werk über die Geschichte der Zahlen ohne ein Kapitel über die Fibonacci-Reihe? Der geneigte Leser muß seine Ungeduld freilich noch etwas zügeln bis zur 21, die ja ebenfalls ein Vertreter dieser Reihe ist – und zuständig für alle Sonnenblumen dieser Welt. Wer's nicht glaubt, mag diesen Sommer nachzählen, irgendwo auf irgendeinem Feld oder in einem der vielen Freilichtmuseen.

Natürlich dürfen auch die prominentesten Vertreter der sogenannten irrationalen Zahlen nicht fehlen, namentlich die bereits von Platon vor gut 2400 Jahren beschriebene Wurzel aus zwei, aber auch der mit der Fibonacci-Reihe eng verwandte Goldene Schnitt, die jedem Schüler lebhaft erinnerliche Kreiszahl Pi sowie natürlich e, die Zahl des Wachstums.

Welcher Zahl der prominente Matheprofessor wohl das letzte Kapitel gewidmet hat? Nun, das zu erraten fällt nicht wirklich schwer, auch wenn das Kapitel über die Unendlichkeit dem Leser natürlich etwas mehr Abstraktionsvermögen abverlangt als die vorhergehenden.

Lektüre für den Strandkorb

Natürlich, gebrochen oder transzendent: Beutelspachers literarischer Ausflug in die Welt der Zahlen liest sich so spannend wie ein Kriminalroman. Mit dem Unterschied freilich, daß jedes Kapitel seinen eigenen speziellen Cliffhanger bereithält: was wird das Besondere an der Zahl 9 sein, die der 8 folgt? Und was gibt es Bemerkenswertes über 153 zu berichten?

Letzteres sei noch kurz verraten: man nehme irgend eine durch 3 teilbare Zahl, berechne die dritten Potenzen ihrer Ziffern und addiere diese. Ist das Ergebnis nicht 153, wiederhole man die Prozedur.

Der Rezensent hat es mit dem Ziffernteil seines Autokennzeichens versucht und erreichte die Dauerschleife nach 6 Schritten!

Das im Verlag C.H.Beck erschienene Buch hat 208 Seiten und kostet 18.00€.

POI

Erlebnisort, Gießen

Mathe­mati­kum

Durch inter­aktive Ex­peri­mente er­fah­ren die Besucher mathe­mati­sche Phäno­mene. Die Aus­stel­lung eignet sich für Be­sucher im Alter ab 4 Jahren.

Museum, Fladungen

Fränki­sches Freiland­museum Fladungen

Dörf­liche Kultur in Unter­franken. Acht bäuer­liche Hof­stellen und Tag­löhner­häuser sowie die für Unter­franken so typi­schen Ge­meinde­bauten wie Kirche, Dorf­wirts­haus und Ge­meinde­brau­haus.

Museum, Bonn

Arith­meum

Räder­werke des mecha­ni­schen Rech­nens, höchst­inte­grier­te Logik­chips, histo­rische Rechen­bücher bis zurück zu Guten­bergs Zeit. Be­geg­nung von Kunst und Wissen­schaft.

Museum, Göttingen

Samm­lung mathe­mati­scher Modelle

Mathe­ma­ti­sche Geräte, Kreisel, Rechen­maschi­nen, mathe­mati­sche Mo­delle aus Gips, Holz, Blei, Karton, Fäden, Metall und Stein.

Museum, Dresden

Mathe­matisch-Physi­kali­scher Salon

Uhren und wissen­schaft­liche Instru­mente vom 16. bis zum 19. Jahr­hun­dert: Sonnen- und Sand­uhren, Stand-, Wand-, Tisch- und Klein­uhren, astro­no­mi­sche Uhren und See­chrono­meter, Erd- und Himmels­globen, Ver­messungs­instru­mente, Ge­schütz­auf­sätze, Rechen- und Zeichen­hilfs­mittel, Brenn­spiegel und Brenn­gläser.

Museum, Gießen

Liebig-Museum

Ehe­mali­ges Liebig-Labora­to­rium, weit­gehend im Origi­nal­zu­stand. Justus Liebig wirkte von 1824 bis 1852 als Pro­fes­sor für Chemie an der Uni­versi­tät Gießen. Pflan­zen­ernäh­rung, Kunst­dünger und das Er­nährungs­problem, Liebigs Beitrag zur Ent­wick­lung der Orga­ni­schen Chemie.

Verantw. gem. §55 Abs 2 RStV:
Rainer Göttlinger
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