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Mathematik, das erinnert doch nur an quälende Schulstunden! Wirklich? Mitnichten! Wer so denkt, verpaßt eine ganze Menge. Denn mit trockenem Schulstoff haben Mathematikmuseen nichts am Hut. Am allerwenigsten das Gießener Mathematikum.
Dessen Gründer, der Mathematikprofessor Albrecht Beutelspacher, hat vor kurzem ein ausgesprochen kurzweiliges Stück Unterhaltungsliteratur verfaßt: „Null, unendlich und die wilde 13”. Ob die letztere wirklich, wie alle Triskaidekaphobiker dieser Welt glauben, Unglück bringt?
Können Zikaden bis 13 zählen?
Den Zikaden im Osten der USA jedenfalls bringt sie Glück: sie treten nach genau 13 Jahren, die sie als Larven im Boden verbracht haben, wieder in denselben Massen auf wie ihre erfolgreiche Elterngeneration. Warum ausgerechnet 13?
Nun, auch ihre Freßfeinde kehren in gewissen Zyklen wieder. Deshalb hatten die Ahnen dieser Zikaden gegenüber denen mit Reproduktionsperioden von 4, 8 oder 12 Jahren einen strategischen Vorteil. Und so lehrte die Evolution die mathematisch eigentlich völlig unbegabten Zikadenlarven das Rechnen mit Primzahlen.
Die 13 ist auch eine der Lieblingszahlen des Rezensenten, kommt sie doch zusammen mit der 8 in jeder Ananas und in jedem Kiefernzapfen vor. Und natürlich im Buch selbst, denn was wäre ein Werk über die Geschichte der Zahlen ohne ein Kapitel über die Fibonacci-Reihe? Der geneigte Leser muß seine Ungeduld freilich noch etwas zügeln bis zur 21, die ja ebenfalls ein Vertreter dieser Reihe ist – und zuständig für alle Sonnenblumen dieser Welt. Wer's nicht glaubt, mag diesen Sommer nachzählen, irgendwo auf irgendeinem Feld oder in einem der vielen Freilichtmuseen.
Natürlich dürfen auch die prominentesten Vertreter der sogenannten irrationalen Zahlen nicht fehlen, namentlich die bereits von Platon vor gut 2400 Jahren beschriebene Wurzel aus zwei, aber auch der mit der Fibonacci-Reihe eng verwandte Goldene Schnitt, die jedem Schüler lebhaft erinnerliche Kreiszahl Pi sowie natürlich e, die Zahl des Wachstums.
Welcher Zahl der prominente Matheprofessor wohl das letzte Kapitel gewidmet hat? Nun, das zu erraten fällt nicht wirklich schwer, auch wenn das Kapitel über die Unendlichkeit dem Leser natürlich etwas mehr Abstraktionsvermögen abverlangt als die vorhergehenden.
Lektüre für den Strandkorb
Natürlich, gebrochen oder transzendent: Beutelspachers literarischer Ausflug in die Welt der Zahlen liest sich so spannend wie ein Kriminalroman. Mit dem Unterschied freilich, daß jedes Kapitel seinen eigenen speziellen Cliffhanger bereithält: was wird das Besondere an der Zahl 9 sein, die der 8 folgt? Und was gibt es Bemerkenswertes über 153 zu berichten?
Letzteres sei noch kurz verraten: man nehme irgend eine durch 3 teilbare Zahl, berechne die dritten Potenzen ihrer Ziffern und addiere diese. Ist das Ergebnis nicht 153, wiederhole man die Prozedur.
Der Rezensent hat es mit dem Ziffernteil seines Autokennzeichens versucht und erreichte die Dauerschleife nach 6 Schritten!
Das im Verlag C.H.Beck erschienene Buch hat 208 Seiten und kostet 18.00€.
Erlebnisort, Gießen
Durch interaktive Experimente erfahren die Besucher mathematische Phänomene. Die Ausstellung eignet sich für Besucher im Alter ab 4 Jahren.
Museum, Fladungen
Dörfliche Kultur in Unterfranken. Acht bäuerliche Hofstellen und Taglöhnerhäuser sowie die für Unterfranken so typischen Gemeindebauten wie Kirche, Dorfwirtshaus und Gemeindebrauhaus.
Museum, Bonn
Räderwerke des mechanischen Rechnens, höchstintegrierte Logikchips, historische Rechenbücher bis zurück zu Gutenbergs Zeit. Begegnung von Kunst und Wissenschaft.
Museum, Göttingen
Mathematische Geräte, Kreisel, Rechenmaschinen, mathematische Modelle aus Gips, Holz, Blei, Karton, Fäden, Metall und Stein.
Museum, Dresden
Uhren und wissenschaftliche Instrumente vom 16. bis zum 19. Jahrhundert: Sonnen- und Sanduhren, Stand-, Wand-, Tisch- und Kleinuhren, astronomische Uhren und Seechronometer, Erd- und Himmelsgloben, Vermessungsinstrumente, Geschützaufsätze, Rechen- und Zeichenhilfsmittel, Brennspiegel und Brenngläser.