Museum
Der PS.SPEICHER im denkmalgerecht sanierten ehemaligen Kornhaus führt chronologisch durch alle Epochen und Entwicklungsphasen der individuellen Motorisierung: warum sahen die ersten Automobile aus wie Kutschen? Wer lieferte in den vergangenen 130 Jahren wegweisende Ideen für die Technik und die Form von motorisierten Fahrzeugen? Wie veränderte die schnell wachsende private Motorisierung unsere Gesellschaft und Umwelt? Was ist eine Quickly?
Hinter dem Projekt, das nebenbei auch die bewegte Geschichte des historischen Kornhauses beschreibt, steht der regional verwurzelte Kaufmann und Stifter Karl-Heinz Rehkopf. Als leidenschaftlicher Fahrzeugsammler brachte er seine einzigartige Sammlung deutscher Motorräder, die größte ihrer Art, in die Stiftung ein und schenkte sie damit der Öffentlichkeit.
Auf insgesamt sechs Etagen wird anschaulich, wie sich Menschen seit 200 Jahren auf Rädern fortbewegen, und unter welchen politischen und gesellschaftlichen Bedingungen Tüftler und Erfinder ihre zwei-, drei- und vierrädrigen Vehikel mit zündenden Ideen ins Rollen brachten und technisch immer weiter entwickelten.
Viele Fahrzeuge sind liebevoll im zeittypischen Umfeld der jeweiligen Epoche inszeniert und ermöglichen damit einen Blick auch auf die deutsche Zeitgeschichte.
Sternstunden des Motorradbaus
Der technische Fortschritt hat stets auch Horizonte erweitert. Davon zeugen unter anderen die legendäre „Megola” aus den 1920er Jahren mit ihrem Umlaufmotor im Vorderrad oder auch der Prototyp einer viersitzigen „Böhmerland”, dem längsten Motorrad der Welt.
Weitere markante Vertreter sind das Meister-Fahrrad mit Lutz-Hilfsmotor oder der Trendsetter „Mars Monza Super Sport”, gefertigt ab 1958 von der Traditionsmarke Gritzner.
Die Zweirad Union in Nürnberg entwickelte zu Beginn der 1960er Jahre mit der „Victoria TS 159” eines der wohl formschönsten Kleinkrafträder überhaupt, bevor die Verkaufszahlen der Zweiräder zugunsten der neuen vierrädrigen Volks- und Familienfahrzeuge immer stärker zurückgingen.
Chromjuwelen: Eine ganz besondere Rarität ist die „Benz Victoria” Motorkutsche: 1893 als Nachfolger des Patent-Motorwagens von Carl Benz konstruiert und über 100 Jahre lang im Familienbesitz des Nähseide-Fabrikanten Gütermann, präsentiert sich dieses älteste vierrädrige Exponat in der Ausstellung im fahrtüchtigen Originalzustand.
Ein weiterer Blickfang in der Ausstellung ist der achtzylindrige Horch Typ 350, konstruiert von Paul Daimler, einem der Söhne des Automobil-Pioniers.
Zu den besonderen Raritäten gehört weiters ein Kleinschnittger Spezial aus dem Jahr 1954, ein Unikat, das sich der Autokonstrukteur Paul Kleinschnittger persönlich für Repräsentationszwecke und sonntägliche Familienausflüge herstellen ließ. Und als wertvoller Zeitzeuge der Wirtschaftswunderzeit bereichert ein Lloyd 300 LS, die Kombi-Version des „Leukoplastbombers”, die Einbecker Ausstellung.
Zukunftsvisionen
Neben audiovisuellen Elementen bietet die Ausstellung zahlreiche Entdeckungsmöglichkeiten für Kinder und hält Vertiefungstexte zum technischen und gesellschaftlichen Hintergrund bereit. Am Ende der Reise entwirft der Zeittunnel spannende Ideen und Visionen davon, wie wir uns in Zukunft fortbewegen werden.
Beitrag, 2.6.2024
Der Rezensent hat den 256 Seiten starken, jüngst im Motorbuch Verlag erschienenen Führer zu mehr als 350 Oldtimermuseen in Deutschland sorgfältig unter die Lupe genommen – und war auf Anhieb begeistert.
Stichwort
Stichwort
Museum, Einbeck
Einbecker Stadtgeschichte vom Mittlelalter bis zur Gegenwart. Münzkabinett (regionale und städtische Geldgeschichte vom 12. bis 19. Jahrhundert). Der Einbecker Apotheker und Morphium-Entdecker F.W. Sertürner. Zünfte und Gilden, Formstecher und Tapetendruck. Geschichte des Fahrrades.
Ausstellungshaus, Alfeld
Von Walter Gropius erbautes Werk und eines der bedeutendsten Industriedenkmäler des 20. Jahrhunderts.
Museum, Bad Gandersheim
Schloss, Bevern
Eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Weserrenaissance, heute regionales Kulturzentrum. Erlebniswelt Renaissance.
Bis 5.1.2025, Hannover
Joar Nango greift in seiner Arbeit die traditionellen Kulturtechniken des nomadischen Volkes der Sámi auf, ohne dabei in eine nostalgische Verklärung der indigenen Bevölkerung zu verfallen.
Museum, Fürstenberg
Kulturgeschichte des Porzellans der Porzellanmanufaktur Fürstenberg.