Ausstellung 28.05. bis 31.12.22
Anlässlich des 200. Todestages des Bildhauers Ridolfo Schadow (1786-1822) wird im Vestibül des Neuen Flügels von Schloss Charlottenburg erstmals eine Idee des Künstlers umgesetzt: drei junge Mädchen sitzen dem geflügelten Liebesgott Amor gegenüber. Sie sind versunken in ihre jeweilige Beschäftigung und scheinen seine Anwesenheit gar nicht zu bemerken. Amor grübelt, wem er den Rosenkranz in seiner Hand überreichen wird.
Diese Zusammenstellung der vier Marmorskulpturen weckt Assoziationen zu der Geschichte um das „Urteil des Paris” aus der griechischen Mythologie. Der trojanische Königssohn Paris sollte im Auftrag des Göttervaters Zeus eine Entscheidung fällen, wer unter den Göttinnen Hera, Athena und Aphrodite die Schönste sei.
Hier sind es jedoch heranwachsende, feinfühlig beobachtete Menschen, deren Haltungen Alltagssituationen einfangen: der junge „Amor”, das „Mädchen mit Tauben” („Die Unschuld“), die „Sandalenbinderin” sowie die „Spinnerin”.
König Friedrich Wilhelm III. von Preußen hatte die vier von Ridolfo Schadow in Rom geschaffenen Skulpturen angekauft. Drei standen im Königlichen Palais (Kronprinzenpalais in Berlin), die vierte wurde im Berliner Schloss aufgestellt. Somit erfüllt sich erst mit dieser Präsentation die ursprüngliche Absicht des Bildhauers, der alle vier Figuren in Beziehung zueinander wirken lassen wollte.
Welche realen Hintergründe könnten den früh verstorbenen Ridolfo Schadow dazu angeregt haben? Der in der Casa Buti, einer Art Künstlerpension in Rom, lebende Bildhauer traf hier nicht nur auf befreundete Künstlerkollegen, wie Bertel Thorvaldsen (1770-1844) und Antonio Canova (1757-1822), sondern lernte auch die drei Töchter des Hauses Buti kennen. Wahrscheinlich waren sie die Modelle für die anmutigen Genreszenen, die sich damals großer Beliebtheit erfreuten.
Die kleine Schau informiert über die Entstehung, Deutung und Nachwirkung der vier Figuren.
Ausstellungsort
Das ehemalige Sommerschloß Lietzenburg der preußischen Königin Sophie Charlotte (1668-1705), Gemahlin Friedrichs I. und Großmutter Friedrichs des Großen, wurde nach deren frühem Tod in Charlottenburg umbenannt. Barocke Paradekammern, Porzellankabinett, Ahnengalerie und Schloßkapelle.
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