In der Schatzkammer der Träume
Unsere Sehnsucht nach dem Kitsch
Bis 3.9.23, Jüdisches Museum Westfalen, Dorsten
Seit der Urzeit zeigen sich die Menschen Kunst, sie hebt uns aus der bloßen Existenz und stellt uns in die Sterne. Nach dem Erblühen der industriellen Massenkultur entstand um 1880 ein neuer Begriff für Gebrauchsgüter unserer Sehnsüchte, die aus den Kategorien moderner Kunst fielen: der Kitsch betrat die Bühne und wandelte sich auf dem Siegeszug durch sämtliche Sparten der Kunst und Ästhetik in 150 Jahren vom abwertenden, schmähenden Urteil zum popkulturellen Phänomen.
Was wären wir heute ohne die Vielfalt, Kraft und Stimmung seiner Erscheinungen? In einem von ungreifbaren Sorgen bedrängten Lebensgefühl brauchen wir die schlichte, süße Kraft des Kitsches als Treibstoff unserer Suche nach dem, was Glück sein kann. Von Religionen, Herrschenden und den Warenwelten instrumentalisiert, ist unser ganzer Alltag von Kitsch durchdrungen. Auch die Welt der Kunst eroberte er sich längst zurück.
Die Ausstellung spürt den Definitionen nach und überlässt es den Besuchern, subjektiv zu werten und über die Hintergründe des Begriffes nachzudenken. Der große Setzkasten zeigt Objekte, Bilder, Texte und Töne zwischen Banalität und exotischer Einzigartigkeit, die unsere individuellen und gemeinsamen Träume von einer heileren Welt bedienen. Zugleich fragt die Sammlung, wer neben unseren Gemütern noch einen Nutzen davon hat, denn der so benannte Kitsch war stets auch ein Instrument der Mächte.
Holen wir uns den Kitsch zurück, indem wir zu ihm stehen!