Museum
Tourismus ist mehr als blauer Himmel und schöne Landschaft. Er ist eine komplexe Maschinerie, ein Zusammenspiel unzähliger Faktoren. Einige kann man jederzeit und vielerorts neu erfinden. Andere aber sind das Ergebnis einer langen Geschichte.
Schloss Trauttmansdorff liegt inmitten eines herrlichen botanischen Gartens. Wegen seiner sonnigen und windgeschützten Lage wählte die österreichische Kaiserin Elisabeth das Schloss in den Wintermonaten der Jahre 1870 und 1889 als Feriensitz. Sie verweilte insgesamt fünf Mal in Meran, zum letzten Mal ein Jahr vor ihrem Tod. 1871 kam zweimal auch der 11-jährige Kronprinz Rudolf nach Meran.
Hinter dem Bild der stolzen Kaiserin steht eine zerbrochene Frau. Ihre Reisen waren eine Flucht vor dem Zeremoniell, vor der Ehe, vor sich selbst. Nach dem Freitod ihres Sohnes trug sie nur noch schwarz. Und wenn der Kaiser seine Gemahlin sehen wollte, musste er zu ihr reisen. So auch hierher.
Vor dem Tourismus
Schon vor Jahrhunderten zogen Händler, Pilger und Künstler über die Alpen. Unterwegs zu sein war mühsam und gefährlich: man war froh, die Berge hinter sich zu haben, und so mancher stiftete, nachdem er die Reise heil überstanden hatte, aus Dankbarkeit ein Votivbild.
Um 1780 brauchte die Postkutsche für die Strecke von Innsbruck nach Bozen 24 Stunden, von Augsburg nach Mantua war man gar eine Woche unterwegs. Die Poststationen an der Strecke waren anfangs nur Treffpunkte für die Postreiter. Mit der Zeit fanden alle Reisenden Einlass, und die Distanz zwischen den Stationen verkürzte sich auf eine „Post” (ca. 15 km). Das ist die Strecke, die Kutschenpferde ohne Rast laufen können. Von Innsbruck kommend, rastete man in Schönberg, Steinach, Brenner, Sterzing, Brixen, Colmann und Deutschen, ehe man schließlich Bozen erreichte.
Tirol wird bekannt
Tiroler Wanderhändler zogen mit ihren Waren in alle Welt. Als Reiseziel war Tirol vorerst nicht interessant, der Aufstand der Tiroler gegen Napoleon rief jedoch in ganz Europa viel Bewunderung hervor. Englische und deutsche Dichter begannen von dem Land zu schwärmen. Der Freiheitskämpfer Andreas Hofer, der 1809 die Tiroler Bauern im Aufstand gegen bayerische und französische Truppen kommandiert hatte und zur Strafe in Mantua erschossen worden war, wurde zum Helden und die Schauplätze der Tiroler Aufstände zur Sehenswürdigkeit.
Im Licht der Romantik verloren die Alpen ihre Schrecken. Die wilde Natur abseits der schmutzigen Städte wurde zur heilen Gegenwelt, und es entstand der Wunsch, diese Landschaften aufzusuchen. Bücher über das Reisen schilderten Land und Leute, wiesen den Weg zu den Sehenswürdigkeiten und nahmen die Scheu vor der Fremde. Zwar gaben Unterkünfte mit wurmstichigen Möbeln und dem Plumpsklo außer Haus noch viel Anlass zu Klagen, aber schon bald entstanden moderne Hotels, Verschönerungsvereine putzten das Land heraus und legten Spazierwege an.
Für Europas Oberschicht wiederum, die es in die berühmten Bäder zog, hatte Meran zwar kein Heilwasser zu bieten, wohl aber ein milderes und bekömmlicheres Klima als nördlich der Alpen. Und mit der Eisenbahn schrumpfen die Entfernungen.
Die Eroberung der Berge
Abenteurer wagten sich auf die höchsten Gipfel vor, und es entstand ein dichtes Netz an Schutzhütten und Wegen. Wer nicht auf die Berge stieg, posierte fürs Erinnerungsfoto vor täuschend echten Kulissen im Atelier.
Krieg und wieder Krieg
Die Glitzerwelt der Belle Époque versank im Ersten Weltkrieg, dessen Front mitten durch das Urlaubsparadies verlief. Hotels wurden zu Lazaretten und waren mit Verwundeten überfüllt. Am Ende der Kämpfe war Tirol geteilt. Der nachfolgende Aufschwung war kurz und endete jäh: erneut füllten sich die großen Hotels mit Flüchtlingen und Verwundeten von der Front, jüdische Gäste wurden interniert oder vertrieben, jüdische Hoteliers zum Verkauf gezwungen oder enteignet. Tausende Südtiroler wanderten aus.
Aufbruch in die Freiheit
Nach den Schrecken des Krieges sehnte man sich nach heiler Welt, nach Sonne und Süden, rotem Wein und „Bella Italia”. Das Wirtschaftswunder samt eigenem Fahrzeug verlieh dem Fernweh Flügel, Urlaub wurde ein Recht für alle. Viele Bauern erkannten die Chance und richteten Fremdenzimmer ein. Die familiären Kleinbetriebe gefielen durch ihre Gastfreundschaft – oft jedoch um den Preis, dass das Privatleben verloren ging. Auf der neuen Brennerautobahn kamen die Massen der Urlauber rasch voran.
Der Verfasser hat das Touriseum am 1. August 2023 besucht.
Haupthaus, Meran
Der botanische Garten von Meran mit seinen Sonnengärten, Waldgärten, Wasser- und Terrassengärten, den Landschaften Südtirols und dem Glashaus zeichnet sich durch sein für einen botanischen Garten einzigartiges landschaftliches Bild aus.
Museum, Meran
Museum, Meran
Museum, Tirol
Dynastenburg der Grafen von Tirol, sie dem Land seinen Namen. Geschichte des Landes Tirol von den Anfängen bis in die heutige Zeit.
Gebäude, Meran
Typisches Gebäude für das „Goldene Zeitalter” der Kurstadt. Sammlung von Kunstschätzen, Porträt einer typischen bürgerlichen Familie der Zeit.
Sakralbau, Meran
Bis 3.11.2024, Bozen
Neben kulturhistorischen Aspekten zeigt die facettenreiche Ausstellung, dass unsere Vorfahren nie um eine Idee verlegen waren, ihren Hunger zu stillen und für haltbare Vorräte zu sorgen.
Museum, Meran
Museum, Meran
Museum, Partschins
Entwicklungsgeschichte der Schreibmaschine. Sammlung mit mehr als 900 Einzelstücken aus der Zeit von 1864 bis 1980, von denen rund 300 ausgestellt sind. Werk des Schreibmaschinenerfinders Peter Mitterhofer (1822-1893) aus Partschins.
Burg, Meran