Ausstellung 13.11.24 bis 13.02.25
Was verbindet einen Ritter des Deutschen Ordens, das Nibelungenlied und Hermann, den Cherusker? Sie alle sollten die Reichsgründung von 1871, die 2021 ihr 150. Jubiläum feierte, legitimieren, diese „Einigung von oben”, für die zuvor vor allem zum Nutzen Preußens drei Einigungskriege geführt worden waren.
Das vorgeblich gemeinsame Kulturerbe eines „deutschen” Germanentums bzw. Mittelalters war eines der Elemente, welches es den Bürgern erleichtern solite, aus etwa Bayern, Hessen, Preußen und Sachsen in einem Nationalstaat „Deutsche” werden zu lassen. Einen anderen Baustein bildete die nationale Abgrenzung des Reichs zu seinen Nachbarn, besonders Frankreich, das 1813/15 auch und 1871 nur von deutschen Truppen besiegt worden war. Denkmalsingenieure, Komponisten und Literaten wirkten gemeinsam, dem Kaiserreich eine ehrbare Tradition zu schaffen: Mit dem Hermannsdenkmal am Teutoburger Wald oder Richard Wagners „Ring des Nibelungen”, welcher in Wirklichkeit Herrschaft und Gewalt kritisierte.
Bereits die Romantik hatte Mittelalter und Rittertum wiederentdeckt und in den schönsten Farben gemalt. Die Ausstellung begibt sich auf eine assoziative Spurensuche, festgemacht an einigen Exempeln der Literatur Ostpreußens, die hierfür starke Akzente zu setzen vermocht hatte. Vom Dichter der Befreiungskriege Max von Schenkendorff über den Romantiker E.T.A. Hoffmann bis hin zu Johann Gottfried Herder waren sprachmächtige Autoren am Wirken, deren Literatur späteren Autoren Anregungen für nationalere Töne lieferten. Beispiele dafür sind Schriftsteller in Ostpreußen wie Ernst Wichert oder Felix Dahn („Ein Kampf um Rom”), welche den preußischen Ordensstaat als Vorbild der kriegerischen deutschen Einigung hinstellten und die rund 1.500 Jahre zurückliegende Selbstaufopferung der „tapferen Germanen” zu preisen verstanden.
Bei seiner Berufung an die Albertus-Universität Königsberg sah sich Felix Dahn offenbar selbst als eine Art Ritter des Deutschen Ordens. Er wollte „deutsches Recht in fernstem Ostmarkland” lehren und spürte als Verehrer Richard Wagners an der Ostsee noch „Walkürenhauch”.
Die Ausstellung zeigt den Kontext der Reichsgründung, wichtige Quellen aus der romantischen Literatur, Dahn und Wichert als Literaten in Königsberg und im Reich, die monumentalisierende Erfindung einer vermeintlich großen nationalen Vergangenheit sowie deren Rezeption und Folgen.
Ausstellungsort
Der Maler Willi Sitte hat die Bildkunst eines halben Jahrhunderts in der DDR mitgestaltet.
Museum, Merseburg
Ur- und Frühgeschichte der Region, Pfalz und Bistum Merseburg, barocke Kultur im Herzogtum Sachsen-Merseburg (1656-1738), Stadtmodell und -ansichten des 18.-20. Jahrhunderts. Historische Zündgeräte und Feuerzeuge, Glasperlarbeiten.
Museum, Merseburg
Burg, Merseburg
Museum, Merseburg
Nach historischem Vorbild wiederhergestellte Räumlichkeiten. Ausgewählte Handschriften und Urkunden. Merseburger Zaubersprüche (10. Jahrhundert), die Merseburger Bibel aus dem frühen 13. Jahrhundert, ein Elfenbeinkästchen aus der Mitte des 13. Jahrhundert
Museum, Leipzig
Vereinshaus des Kleingärtnervereins „Dr. Schreber”. Ursprünge der nach dem Leipziger Arzt Daniel Gottlob Schreber (1808-1861) benannten Gartenanlagen. Geschichte des Kleingartenwesens, Funktionswandel der Kleingärten.
Museum, Merseburg
Bis 23.2.2025, Leipzig
Neben den Möglichkeiten der Freiheit gab es große Enttäuschungen und einen nicht erwarteten Niedergang: ein großer Teil der Erwerbstätigen aus Industrie und Verwaltung wurde arbeitslos und musste sich umorientieren.