Beitrag v.
8.8.2016
Schleifmaschine zu „Zirkelmuseum (Museum)”, DE-91489 Wilhelmsdorf
Galvansierung zu „Zirkelmuseum (Museum)”, DE-91489 Wilhelmsdorf
Schenkel zu „Zirkelmuseum (Museum)”, DE-91489 Wilhelmsdorf
Zirkel zu „Zirkelmuseum (Museum)”, DE-91489 Wilhelmsdorf
Ein Set mit verschiedenen Zirkeln nennt man Reißzeug.
Foto: R. Göttlinger
Brettchen zu „Zirkelmuseum (Museum)”, DE-91489 Wilhelmsdorf
Historische Zirkel zu „Zirkelmuseum (Museum)”, DE-91489 Wilhelmsdorf
Blasebalg zu „Zirkelmuseum (Museum)”, DE-91489 Wilhelmsdorf
Rathaus zu „Zirkelmuseum (Museum)”, DE-91489 Wilhelmsdorf

Museum

Zirkelmuseum

im Rathaus

Hugenottenplatz 8
DE-91489 Wilhelmsdorf
09104-8979-30
info@zirkelmuseum.de
Mai bis Sept:
3. So/Mt 14-17 Uhr

Zirkel sind Geräte zum Zeichnen von Kreisen, zum Abgreifen von Maßen und zum Übertragen von Strecken. Sie bestehen üblicherweise aus zwei Schenkeln, die oben über ein Scharnier verbunden sind, und von denen der eine unten eine Stahlspitze, der andere eine Schreibmine oder eine Zeichenfeder trägt.

Ein Set mit verschiedenen Ausführungen von Zirkeln nennt man ein Reißzeug.

Der kleine fränkische Ort Wilhelmsdorf war von 1896 an Standort mehrerer Reißzeugfabriken. Zeitgleich entstanden auch in den Wohnhäusern viele kleine Fertigungen, die als Zulieferanten auftraten. Hinzu kamen Nebengewerbe wie Etuischreinerei und Etuimacherei.

In den 50er und 60er Jahren wurden in Wilhelmsdorf rund 30% des Weltumsatzes an Zirkeln und Reißzeugen gefertigt, bevor Billigländer und die zunehmende Computerisierung des Zeichnens einen Rückgang der Nachfrage bewirkten.

Arbeitsschritte

Das Rohmaterial für die Schenkel, meist Messing oder Neusilber, wird in zwei Meter langen Stangen angeliefert, die zunächst auf die benötigte Schenkellänge geschnitten werden. Auch Oberteil und Kopf bestehen aus diesen Materialien, für Spitze hingegen wird strapazierfähiger Stahl verwendet.

Die Enden der abgelängten Metallstücke werden sodann breit gepreßt, mit Schlitzen zum Einfügen der Nadel versehen, spitz gefräst und schließlich beschliffen.

Im Schenkellager, dem sogenannten „Achterle”, treffen dann jeweils zwei Schenkelteile aufeinander, eine ausgefuchste Geradeführung sorgt mit ihrem jeweiligen Konstruktionsprinzip dafür, daß die Längsachse den Öffnungswinkel zuverlässig halbiert. Abschließend verdeckt noch eine Kapsel die Schrauben im Kopfteil.

Der Zirkel ist damit aber noch lange nicht fertig, seine Oberfläche muß vielmehr erst noch durch Polieren geglättet werden – zuerst grob, dann immer feiner. Wegen ihrer rauhen Griffigkeit sind heute auch sandgestrahlte Versionen gefragt.

Die solcherart in der Poliererei vollendeten Oberflächen werden anschließend zuerst elektrolytisch entfettet und dann im Säurebad galvanisiert, also verkupfert, vernickelt oder verchromt. Mit der Justierung endet schließlich der Fertigungsprozeß.

Etui-Schreinerei

Zu einem wertigen Werkzeug gehört natürlich ein ebensolches Etui. Hierfür braucht es Spezialbrettchen aus lange gelagertem Holz, die auf 6 mm Dicke vorgeschnitten sind. Nachdem die Formen für die einzelnen Reißzeugteile mittels einer Dekupiersäge ausgeschnitten und das Brett mit dem Boden verleimt sind, folgt noch das Auspolstern mit Filz oder Samt, und die äußeren Seiten erhalten einen Überzug aus Leinenstoff, dann ist das Etui fertig. Beinahe. Denn es fehlt ja noch der Druckknopf zum Verschließen.

Alle diese Arbeitsgänge sind im Museum anschaulich und nachvollziehbar dargestellt. Es gibt einen Werkstattraum mit Ablängmaschine, Handhebelfräsmaschine, Tischbohrmaschine und Tischschleifblock, die über eine Transmission von einem zentralen Schleifring-Elektromotor mit Kraft versorgt werden.

Die Zirkelschmiede gleich nebenan beeindruckt mit einer Esse, einem Zweikammern-Lederblasebalg, und einer feuerfesten, da blechverkleideten Werkbank. Hier wurden die Stahlspitzen gefertigt.

Alle Werkzeuge, die zur Produktion eines Zirkels gehören, wurden für das Wilhelmsdorfer Museum restauriert und sehen so aus, als könnten die Produktion und der Vertrieb jederzeit wieder aufgenommen werden.

Der Verfasser hat das Museum am 12.9.2020 besucht.

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Rainer Göttlinger
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