Museum
Die Berlinische Galerie ist eines der jüngsten Museen der Hauptstadt und sammelt in Berlin entstandene Kunst von 1870 bis heute. Über die ständige Sammlung hinaus bietet sie zudem ein abwechslungsreiches Sonderausstellungsprogramm.
Als Berlin 1871 mit der Reichsgründung Hauptstadt wurde, war die Stadt noch ländlich-provinziell. Das galt auch für die konservative Kunstszene und änderte sich erst 1899 mit der Gründung der Berliner Secession.
Die Dauerausstellung erzählt vom Auf und Ab der Kunststadt Berlin: von der frühen Moderne um 1900 über den Expressionismus, die ost- europäische Avantgarde der 1920er Jahre, die Neue Sachlichkeit, die Kunst während der Diktatur des Nationalsozialismus, den Neuanfang nach 1945, die Nachkriegsmoderne und Kunst während des Kalten Kriegs, bis hin zu rebellischen Positionen der 1960er bis 1980er Jahre, als die Mauer die Stadt in Ost und West teilte.
Katzenellenbogen-Zyklus
Lovis Corinth war auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, als er 1913 für das das Speisezimmer des Berliner Großindustriellen Ludwig Katzenellenbogen und seiner Frau Estella einen spektakulären Gemäldezyklus schuf. Corinth interpretierte hierfür Szenen aus zwei Heldengeschichten neu: die Abenteuer des Odysseus, die dem antiken Dichter Homer zugeschrieben werden, und das höfische Epos „Orlando furioso” („Der rasende Roland”, 1516) von Ludovico Ariosto. Ende der 1920er Jahre ließ sich das Ehepaar scheiden, der Zyklus ging an Estella Katzenellenbogen, die sich als NS-verfolgte Jüdin über die Schweiz in die USA retten konnte. Corinths Werke überstanden den Krieg in einem Kunstlager in Amsterdam.
Stilepochen
Die Sammlung der Berlinischen Galerie setzt mit Werken aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Diese Epoche war durch große Umwälzungen gekennzeichnet. Viele Menschen zogen vom Land in die Stadt. Kaiserlicher Hof, Adel und konservatives Großbürgertum förderten überwiegend eine traditionelle Kunst, die modernen Künstler interessierten sich zunehmend für das ländliche Leben des Berliner Umlands oder griffen soziale Missstände der Großstadt auf. Max Liebermann, Walter Leistikow und andere schlossen sich zur Vereinigung der XI zusammen. Aus ihr ging 1898/99 die Berliner Secession hervor, die Berlins Aufbruch in die Moderne ermöglichte.
Im März 1912 eröffnete Herwarth Walden in Berlin die Galerie „Der Sturm”. Sie wurde für anderthalb Jahrzehnte zu einem der wichtigsten Orte für moderne Kunst. Die Dada-Bewegung wiederum, entstanden als politisch-künstlerische Reaktion auf den Ersten Weltkrieg, bezog radikal Stellung gegen den deutschen Nationalismus und Militarismus und untergrub das bürgerliche Verständnis, was Kunst ist und will oder wie Kunst zu entstehen habe. Dada war kein Stil, sondern eine geistige Haltung.
Die noch junge Demokratie der Weimarer Republik war in ihren ersten Jahren von Krisen und Aufständen gezeichnet. Eine lose Gruppierung von Künstlern entwickelte Anfang der 1920er Jahre in Deutschland einen Stil, der auf die oft harte Lebensrealität reagierte, sich von der Formzertrümmerung des Expressionismus und der antibürgerlichen Haltung des Dadaismus distanzierte und schon bald als „Neue Sachlichkeit” bezeichnet wurde. Es entstanden nüchterne Kompositionen mit klarem Bildaufbau und sachlich-präzisen Darstellungen.
In den 1920er Jahren blühte die Zeitschriftenindustrie auf. Das erhöhte die Nachfrage nach Mode- und Werbefotografie und ebenso nach Reportagefotografie für eine objektivere Berichterstattung.
Die Schlacht um Berlin im April 1945 leitete das Ende des Zweiten Weltkriegs ein. Fotografen hielten die letzten Kämpfe und Zerstörungen fest, Maler und Bildhauer schufen eindrückliche Darstellungen von Terror und Tod, Trauer und Aussichtslosigkeit, aber auch Sinnbilder für die Hoffnung auf einen Neuanfang. In den Schaufenstern der 1945 am Kurfürstendamm eröffneten Galerie Rosen begegneten die Berliner einer Kunst wieder, die bis vor kurzem noch als „entartet” diffamiert worden war.
Mit Beginn des Kalten Kriegs fand die Stilvielfalt der frühen Nachkriegszeit in Deutschland ein Ende: auf Druck der Sowjetunion setzte sich in der DDR der Sozialistische Realismus durch. In Westeuropa und den USA hingegen entwickelte sich die Abstraktion zum vorherrschenden Stil, denn sie galt als „Sprache der Freiheit”, die keinen Vorgaben zu folgen hat. Dialog zwischen Ost und West waren selten.
Interim Stadtmuseum: weil das Märkische Museum derzeit umgebaut wird, sind zwölf Hauptwerke von Max Beckmann, Theo von Brockhusen, Lovis Corinth, Ernst Ludwig Kirchner, Walter Leistikow, Max Liebermann, Edvard Munch und Lesser Ury, allesamt prominente Vertretern der klassischen Moderne, in der Berlinischen Galerie zu Gast, wo sie die Dauerausstellung bereichern.
Der Verfasser hat die BG am 23. September 2023 besucht.
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