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29.1.2020
Archaeopteryx zu „Besuch beim Fossil des Jahres”,

Besuchsbericht

Besuch beim Fossil des Jahres

Rainer Göttlinger
Herausgeber

Seit dem 10. Januar ist das Jura-Museum in Eichstätt nach einjähriger monetär bedingter Schließung wieder zugänglich. Zeitgleich erklärt die Paläontologische Gesellschaft das prominenteste Schaustück, den „Urvogel” Archaeopteryx, zum „Fossil des Jahres 2020”. Zwei handfeste Gründe also, sich das Museum einmal persönlich anzuschauen.

Allein schon die Zufahrt zur Burg ist ein kleines Abenteuer, denn es gilt, das Auto (wie einst der Burgvogt sein Roß) durch den engen und steilen Burgzwinger zu manövrieren, wo sich im Innenhof der Willibaldsburg ein kleiner Parkplatz befindet. Von dort gelangt man über den äußeren Burghof hinüber zum Kassenraum und nach ausgesprochen warmherzigem Empfang schließlich über den inneren Burghof hinüber ins Museum.

Solnhofener Plattenkalk entstand durch schichtweise Ablagerungen in seichten Lagunen des Jurameeres. Er wurde und wird bis heute in Steinbrüchen abgebaut, um daraus unter anderem Lithographiesteine, also Druckplatten, zu gewinnen. Internationale Bedeutung erlangte der Solnhofener Plattenkalk aber nicht nur durch die Erfindung des Alois Senefelder, sondern durch die in den Platten eingebetteten, außergewöhnlich gut erhaltenen Fossilien.

Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient hier natürlich der berühmte Archaeopteryx, der Urvogel mit Reptilienschnauze und Krallen an den Flügeln. Es braucht nicht sonderlich viel Phantasie, um sich das Tier lebend vorzustellen, für alle Fälle gibt es aber in der Vitrine nebenan eine Rekonstruktion. Ausgestellt sind auch die versteinerten Reste eines kleinen Flugsauriers, bei dessen Anblick sich mir die Frage stellt, wie dieses Tier wohl den Überblick über seine Gliedmaßen behalten konnte: die Fingerglieder, die seine Flughäute aufspannten, liegen kreuz und quer über dem filigranen kleinen Körper. Und man sollte auch den Blick nach oben richten, wo das vergleichsweise riesige Skelett eines Flugsauriers eindrucksvoll vor Augen führt, welche Lebewesen vor den Vögeln die Lufthoheit innehatten.

Und wie ging es nach dem Urvogel weiter mit der Evolution der Vögel? Von der Wand grüßt ein Konfuzius-Vogel. Er hat zwar schon einen richtigen Schnabel und wirkt auch sonst etwas vogelhafter. Aber der Weg zum modernen Uhu in der Vitrine gegenüber dauerte noch viele Millionen Jahre.

Es gäbe noch viel zu erzählen über die Tiere des Jurameeres. Insbesondere darf der Juravenator auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben, denn es ist das einzige Exemplar, das jemals gefunden wurde, und er ist ebenfalls außergewöhnlich gut erhalten. Alles in allem läßt sich sagen, daß man jedes einzelne Fundstück auf sich wirken lassen sollte, denn sie alle sind Zeugen einer vor Jahrmillionen existierenden Welt, die offenbar genauso differenziert entwickelt war wie unsere heutige.

POI

Museum, Eichstätt

Jura-Museum

Erd­ge­schicht­liche Ent­wick­lung der Süd­lichen Franken­alb. Fos­si­lien der welt­be­rühm­ten Soln­hofener Platten­kalke: zarte Krebse und Insekten, riesige Fische, seltene Flug­saurier, der Raub­dino­saurier „Jura­venator starki” sowie der berühmte Urvogel Archaeo­pteryx.

Burg, Eichstätt

Willi­balds­burg

Burg­an­lage auf einem Berg­rücken oberhalb von Eich­stätt, ge­grün­det durch Bischof Bert­hold v. Hohen­zollern 1355 und zwi­schen 1560 und 1590 unter Martin v. Schaum­berg ver­grö­ßert. Bastions­garten mit dem be­rühm­ten "Hor­tus Ey­stet­ten­sis".

Museum, Eichstätt

Museum für Ur- und Früh­geschichte

Ent­wick­lungs­ge­schichte der Region von der Stein­zeit bis zum Früh­mittel­alter. Tier­skelette von Mam­mut, Höhlen­hyäne und Rentier. Epoche vom ersten Auf­treten des Men­schen im Eich­stätter Raum bis zur Chri­stia­ni­sierung. Römer­funde.

Museum, Eichstätt

Diö­zesan­museum

Para­mente des Mittel­alters und des Barock, Male­rei und Skulp­tur der Spät­gotik, Gold­schmiede­kunst.

Zentrum, Eichstätt

Info­zentrum Natur­park Alt­mühl­tal

Ehe­malige Kloster­kirche. Die Aus­stel­lung ver­bindet klassi­sche Ele­mente mit vielen Sta­tio­nen zum Hören, Fühlen und Ent­decken: Natur­land­schaft, Kuppel­fresko, Kultur des Natur­parks. Bio­top­garten und Garten der Sinne.

Verantw. gem. §55 Abs 2 RStV:
Rainer Göttlinger
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