Ausstellung 06.06. bis 24.09.23

Der kalte Blick

Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów

Bis 24.9.23, Naturhistorisches Museum, Wien

Wien, Naturhistorisches Museum: Die Ausstellung erzählt sie vom Leben der Juden in Tarnów vor 1939 und von deren Ermordung unter deutscher Herrschaft.

Ende 1941 entwickelten zwei Wiener Wissenschaftlerinnen ein Projekt zur „Erforschung typischer Ostjuden”. Mit „kaltem Blick” fotografierten sie im März 1942 in der deutsch besetzten polnischen Stadt Tarnów mehr als hundert jüdische Familien, insgesamt 565 Männer, Frauen und Kinder. Von diesen überlebten nur 26 den Holocaust und konnten später davon berichten. Erhalten geblieben sind die Bilder und Kurzbiografien der Er­mor­deten.

Die sogenannte physische Anthropologie ist Teil der Forschung des Naturhistorischen Museums Wien. In der Anthropologischen Sammlung entdeckte Dr. Margit Berner, seit 1991 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin am NHM Wien, einen Karton, der die Fotos der nun bekannten jüdischen Familien ent­hielt.

Berner ist es zu verdanken, dass die Menschen von Tarnów und ihre Geschichte, ihre Familien und ihre Individualität ins Blickfeld geraten sind. In jahrelanger mühevoller Kleinarbeit machte sie einige Familien ausfindig. Für viele waren es die ersten Fotos ihrer Angehörigen, für einige die einzigen. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind nicht nur in dieser Ausstellung, sondern auch in dem umfangreichen Buch „Letzte Bilder. Die rassenkundliche Untersuchung jüdischer Familien im Ghetto Tarnów 1942” ver­öffent­licht.

Die Ausstellung dokumentiert zum einen das ehrgeizige Vorgehen der beiden Wissenschaftlerinnen, zum anderen erzählt sie vom Leben der Juden in Tarnów vor 1939 und von deren Ermordung unter deutscher Herrschaft – exemplarisch für die Verfolgung und Vernichtung hunderter jüdischer Gemeinden in dem von Deutschen beherrschten und terrori­sierten Polen.

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