Museum
Berlin galt vor allem während des Kalten Krieges als Hauptstadt der Spione. Das Museum entführt die Besucher in die Welt der Geheimdienste aus Ost und West und stellt ihnen dafür modernste Technologien zur Seite, um die raffinierten und zum Teil skurrilen Methoden der Agenten aufzudecken.
Kryptografie
Der Wunsch, Informationen geheim zu halten, führte bereits in der Antike zu ersten kryptographischen Verfahren. Hierbei wird die Nachricht mithilfe eines Codes in einen Geheimtext umgewandelt und vom Empfänger dann wieder entschlüsselt. Ab dem 15. Jahrhundert wurden immer komplexere Verfahren entwickelt, um Texte kryptografisch zu verschlüsseln. In den 1920er Jahren begann die maschinelle Chiffrierung, und die Geheimdienste aller großen Nationen arbeiteten fortan auf einem sehr hohen Niveau. Als es den Engländern ab 1940 mit der Turing-Bombe gelang, die deutsche Chiffriermaschine „Enigma” zu knacken, war dies von kriegsentscheidender Bedeutung.
Unter dem Decknamen „Rote Kapelle” verfolgte die Gestapo eine Gruppe von NS-Gegnern, die sie für einen sowjetischen Spionagering hielt. „Rot” bezog sich auf Kommunisten, und die Gruppe von „Pianisten” (Funkern) bildete eine „Kapelle”. In Wirklichkeit jagte die Gestapo aber einen hausgemachten Mythos.
Die Codierung mithilfe von Computern läutete die Ära der Alltags-Kryptographie ein: in der E-Mail-Kommunikation, beim Online-Banking oder beim Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoins.
Unsichtbare Nachrichten
Der Fachbegriff für das Verbergen von Informationen vor den Augen des Gegners lautet „Steganographie”. Unsichtbare Tinten gehören ebenso dazu wie Geheimverstecke: in der Antike wurden Nachrichten zwischen den Lederschichten von Sandalen verborgen, im Kalten Krieg zum Beispiel in hohlen Schuhabsätzen. Mit der rasanten Entwicklung der Technik im 20. Jahrhundert eröffneten sich Möglichkeiten, Informationen extrem zu komprimieren.
Funküberwachung
Das Abhören des Funkverkehrs gehört zum Einmaleins der Geheimdienste. Grundvoraussetzungen waren leistungsstarke Geräte und der richtige Standort. Die Stasi und der sowjetische GRU hatten dafür eine Abhörstation auf dem höchsten Berg der DDR, dem Brocken im Harz. In West-Berlin nutzten Amerikaner und Briten seit 1961 den Teufelsberg, um mit Fernmeldetechnik in den Ostblock zu horchen.
Kameratechnik
Fotografien und Filme gehören zu den wichtigsten Informationsträgern der Nachrichtendienste, die für jeden Einsatz spezielle Kameras entwickeln. Die im Bild festgehaltenen Informationen dienen der Identifizierung von Personen, Orten oder Situationen. Sie können unter anderem als Beweismittel, aber auch zur Erpressung eingesetzt werden. Vor den Linsen der Geheimdienste ist niemand sicher!
Geheimwaffe Sex
Liebe, Sex, Prostitution und Spionage: das „älteste“ und das „zweitälteste” Gewerbe der Welt gehen oft eine intime Beziehung ein. Noch heute stellen Geheimdienste auf der ganzen Welt „Honigfallen”, um beim Bettgeflüster an Geheimnisse zu gelangen oder unbedarfte Geheimnisträger in kompromittierenden Situationen abzulichten und zu erpressen. In der Kunst der Verführung geschulte „Romeo-Agenten” wurden beispielsweise von der Stasi auf alleinstehende Sekretärinnen im Bundeskanzleramt angesetzt. Die spionageverdächtige Ostdeutsche Ellen Rometsch wiederum war die Geliebte der US-Präsidenten John F. Kennedy und Gerald Ford.
Tierische Spione
Die sensorischen und physischen Fähigkeiten vieler Tiere übertreffen die des Menschen bei weitem. Seit der Antike werden Tiere daher auf vielfältige Weise für Spionagezwecke eingesetzt: als Alarmsysteme, zur Material- und Spurensuche, als Überbringer von Botschaften, zur Observation oder auch als unauffällige Saboteure.
So dienten Brieftauben in beiden Weltkriegen zum Transport von Nachrichten. Im Kalten Krieg setzten beide Seiten auf spionierende Delphine, Katzen wurden durch chirurgische Eingriffe in mobile Wanzen verwandelt. Einzelnen Tieren ordnete man sogar militärische Ränge zu.
Verschwörungstheorien
Seit jeher neigen Menschen dazu, auf den ersten Blick unerklärliche Ereignisse auf das geheime Wirken verschwörerischer Gruppen zurückzuführen. Wer das Geheime im Namen trägt, ist per se verdächtig, denn Geheimdienste haben bekanntlich Terroristen unterstützt, Regime gestürzt, Waffen und Drogen verkauft und auch gemordet haben. Doch wenn Verbrechen einem Geheimdienst zugeschrieben werden, entpuppt sich das allerdings nicht selten als Verschwörungstheorie. Manchmal sind übereifrige Journalisten mitverantwortlich, manchmal stecken andere Geheimdienste dahinter.
Oder aber die Betreffenden haben zu viele James-Bond-Filme gesehen.
Der Verfasser hat das Museum am 25. September 2023 besucht.
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