Emil Orlik an Max Lehrs
Künstlerpost aus aller Welt
Bis 18.6.23, Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg
Das KOG stellt erstmals einen einzigartigen Schatz seiner Grafischen Sammlung vor: die umfassende Korrespondenz des Grafikers Emil Orlik mit dem befreundeten Kunsthistoriker Max Lehrs.
Die reich illustrierten Briefe und Karten geben in Wort und Bild Aufschluss über Orliks Leben sowie seine künstlerischen Vorhaben zwischen 1898 und 1930. Ein Leitfaden, den die Präsentation aufgreift und mit weiteren Werken aus der Sammlung veranschaulicht, sind Orliks zahlreiche Reisen.
Rund 440 Briefe und Postkarten schickte Emil Orlik (1870-1932) zwischen 1898 und 1930 an seinen Freund Max Lehrs. Der Kunsthistoriker war in dieser Zeit am Dresdner Kupferstichkabinett und später als Direktor des Berliner Kupferstichkabinetts (1904-1908) tätig, bevor er als Direktor des königlichen Kupferstichkabinetts nach Dresden zurückkehrte. Orliks Post ließ er sorgfältig in drei Alben binden. Das komplette Konvolut befindet sich heute in der Grafischen Sammlung des Kunstforums Ostdeutsche Galerie, die darüber hinaus insgesamt mehr als 2.000 Einzelblätter von Emil Orlik verwahrt.
Emil Orlik arbeitete vor allem als Grafiker und Zeichner und war insbesondere für seine Porträts sehr geschätzt und gefragt. Nach dem Studium in München und einer Phase als freischaffender Künstler in seiner Geburtsstadt Prag verlagerte er schließlich 1905 seinen Lebensmittelpunkt nach Berlin, wo ihm eine Professur an der Staatlichen Lehranstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums angeboten wurde. Viel Zeit verbrachte Orlik auf Reisen quer durch Europa aber auch nach Asien und später nach Amerika. Wegweisend waren für ihn vor allem seine beiden Japan-Besuche in den Jahren 1900/01 und 1912. Als Kenner des japanischen Farbholzschnitts, den er bei den dortigen Meistern studierte, trug er zur Verbreitung dieser für den Jugendstil charakteristischen Technik in Mitteleuropa bei.
Max Lehrs’ Bände mit Orliks Post - von kurzen Grußkarten bis hin zu mehrseitigen Briefen - dokumentieren die wesentliche Zeit der beruflichen Laufbahn des Künstlers. Orlik bereicherte sie zumeist mit farbigen Zeichnungen, gelegentlich fügte er Proben von seinen druckgrafischen Arbeiten bei. Über den ästhetischen Wert hinaus ist der Inhalt der Korrespondenz zusätzlich von kunstwissenschaftlichem Interesse. So lässt sich anhand der Schreiben nicht nur die Freundschaft zwischen Orlik und Lehrs nachvollziehen und zahlreiche weitere biografische Sachverhalte näher beleuchten. Es finden sich auch Hinweise auf Orliks aktuelle künstlerische Vorhaben.
Die drei Alben mit den gebundenen Originalen kann man aufgeschlagen in Vitrinen bewundern. Vergrößerte Reproduktionen an den Wänden zeigen besondere Stücke im Detail. Auf einem großen Bildschirm kann man sämtliche Briefe und Karten durchblättern und von allen Seiten betrachten. In der Zusammenschau mit thematisch passenden Arbeiten und Skizzenbuchseiten aus dem reichen Orlik-Bestand der Grafischen Sammlung ergibt sich ein spannender Einblick in die Lebenswelt des Künstlers. Besucherinnen und Besucher so Orliks zahlreiche Reisen mitverfolgen, bekommt aber auch eine Vorstellung von Orliks vielfältigen druckgrafischen Techniken, mit denen er fortlaufend experimentierte.