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7.7.2024
Eingang, Brücke zu „Harry Potter in München”,
Fünfeckiger Raum zu „Harry Potter in München”,
Ravenclaw zu „Harry Potter in München”,
Kräuterkunde zu „Harry Potter in München”,
Kräuterwerkstatt zu „Harry Potter in München”,
Harry Potters verzauberter Wald zu „Harry Potter in München”,
Drache zu „Harry Potter in München”,
Besenschrank zu „Harry Potter in München”,

Beitrag

Harry Potter in München

Ein Erlebnisbericht

Rainer Göttlinger
7. Juli 2024

Dass alle, die sich landauf, landab als Hogwarts-Jünger im Geiste fühlen, von der Ausstellung in der Kleinen Olympiahalle in München begeistert sein werden, versteht sich von selbst. Aber wie ist das eigentlich, wenn man nur assoziiert ist? Und einen schon die Aufforderung, sich für eines von vier Häusern zu entscheiden, latent überfordert? Was hat Gryffindor, was Hufflepuff, Ravenclaw oder Slytherin nicht haben? Nun, sich für das erste der vier Häuser zu entscheiden, wird schon nicht falsch sein. Und jetzt bitte freundlich in die Kamera lächeln! Aber der Auslöser für die Kamera sitzt auf Bauchnabelhöhe, und man will ja nicht gesenkten Blickes auf der kleinen Chipkarte gespeichert werden. Also geradeaus schauen und unten nach dem Auslöser tasten? Auch das will nicht so recht gelingen. Ja, wenn man gewusst hätte, dass es sich um einen Zeitauslöser handelt, der einem nach dem Drücken noch ein paar Sekunden gönnt, um den Blick wieder nach vorne in die Kamera zu richten! Der dritte Versuch klappt einigermaßen.

Im Foyer dampft auf der raumhohen Leinwand gerade ein Eisenbahnzug über eine Brücke, als jemand fragt: für welches Haus haben Sie sich denn entschieden? Äh, irgendwas mit G, wie der eigene Nachname. Und das Zauberwort? Gottseidank weiß es einer aus der Gruppe, die Tür zum ersten Raum öffnet sich, irgendwo an der Wand steht der eigene Name, man ist also willkommen – und findet sich ein paar Schritte weiter in der Galerie wieder. Aber es ist keine normale Galerie, denn die Porträtierten blinzeln mit den Augen oder zeigen irgendeine Mimik, freundlich oder auch grantig wie die dicke Dame ganz hinten. Zum Glück will sie heute aber kein Glas zersungen haben.

Nun ist es aber wirklich höchste Zeit, die offenbar gewordenen Wissenslücken zu schließen und sich ein paar Grundkenntnisse über die Protagonisten Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley und die Besonderheiten der vier Häuser, ihre Wappen und Hausfarben, die Schuluniformen und ihre Accessoires sowie die typischen Eigenschaften ihrer Träger anzueignen. Dass man damit in einem fünfeckigen Raum beginnt - vier Häuser und der Eingang, durch den man gekommen ist - erschwert ein wenig die Orientierung, auch wenn der Ausgang eigentlich klar markiert ist.

Freudig begrüßen wir nun die edle Halle! Nein, das war bei Tannhäuser. Aber auch auf Schloss Hogwarts gibt es eine Große Halle. In diesem riesigen gotischen Versammlungsraum wird gegessen, gelernt und gefeiert: Begrüßungs- und Abschlussfeiern, Duellwettkämpfe sowie ein Weihnachtsball. Hunderte von Kerzen, die unter der verzauberten, den Blick in den Himmel freigebenden Decke schweben, sorgen für eine festliche Stimmung. Hier möchte man verweilen, der Musik des Filmkomponisten John Williams lauschen, den Eulen und den Halloween-Kürbissen zuschauen. Leise und sacht beginnt es zu schneien, Weihnachtsstimmung kommt auf. Was für eine zauberhafte Atmosphäre! Aber wir sind ja auch in einer Zauberschule.

Wer zaubern will, braucht einen Zauberstab, zur Bündelung von Magie oder um etwas oder jemanden zu verzaubern, zu verfluchen oder zu verhexen. Es ist ein bedeutender Übergangsritus, wenn eine Hexe ihren oder ein Zauberer seinen ersten Zauberstab erwirbt. Genau genommen sucht sich aber der Zauberstab den Zauberer, nicht umgekehrt. Zudem ist jeder Zauberstab anders: Der von Harry Potter zum Beispiel ist aus indischem Rosenholz. Und Hermine Grangers Zauberstab wurde für die Dreharbeiten eingefärbt, damit seine efeuartigen Auswüchse besser zur Geltung kommen.

Unterrichtsfächer

In den folgenden Räumen geht es um die Unterrichtsfächer einer Zauberschule. Da gibt es zum Beispiel die Wahrsagerei, also die Kunst, aus Kristallkugeln oder Teeblättern die Zukunft vorherzusagen. Letzteres wird Tessomantie genannt und erfordert Teetassen und Teekannen. Gelehrt wird auch die Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Im Zaubertrankunterricht schließlich lernen die Schüler, Elixiere und Stärkungsmittel für verschiedene Zwecke zu brauen: Liebestränke, um die Zuneigung eines Menschen zu gewinnen (Amortentia), Wahrheitselixiere (Veritaserum) oder einen Zaubertrank, der Glück bringt. Wir dürfen es ihnen gleichtun und virtuell die richtigen Zutaten auswählen, damit es am Ende heißt: „Du hast den Zaubertrank erfolgreich gebraut”.

Das Fach Kräuterkunde behandelt magische Pflanzen. Das Wort „behandelt” ist hier wörtlich zu nehmen: die Alraunen zum Beispiel sollen umgetopft werden, schreien aber herzzerreißend, wenn man sie aus dem Topf ziehen will.

Hinter der nächsten Biegung liegt ein leichter Duft von Nadelgehölzen im Raum, denn wir sind im verzauberten Wald. Irgendwo hier muss der Eingang zu Hagrids Hütte sein. Und da ist er auch schon. Der Zypressenduft weicht dem typischen Geruch eines Kaminfeuers, aber was sind das für Möbel? Hier ist alles ja riesengroß! Der bei den Schülern sehr beliebte Halbriese hat eine auffällige Vorliebe für gefährliche Tierwesen. Bei den Dreharbeiten gab es von den Tassen über die Tische bis hin zu den Käfigen und dem rosa Regenschirm alles in zwei Größen, und jede Szene wurde zweimal gefilmt.

Das Trimagische Turnier ist ein legendärer Wettkampf mit äußerst gefährlichen Aufgaben. Harrys erste Aufgabe bestand darin, sich ein goldenes Ei zu schnappen, das von einem Drachen bewacht wird. Der Drache ist anwesend, und ebenso das Ei. Die für Tierwesen zuständige Werkstatt hat ein Modell des Kopfes und des Hornschwanzkörpers in Originalgröße angefertigt. Durch sein Maul aus Fiberglas konnte der Drache mit Hilfe eines Flammenwerfers echtes Feuer über neun Meter weit speien.

Bevor wir nun mit dem Magizoologen Newt Scamander, dem Retter der phantastischen Tierwesen, vertraut gemacht werden, dürfen wir uns noch rasch im Quidditch üben und zu versuchen, den Quaffel durch einen der drei Ringe zu werfen. Ob das auf einem Besen fliegend wohl leichter wäre?

Und dann stehen wir in jenem Raum mit dem Schrank unter der Treppe, den Harry als Schlafzimmer nutzen durfte, als er nach dem Tod seiner Eltern bei seinem Muggel-Onkel und seiner Muggel-Tante, Petunia und Vernon Dursley, und deren Sohn Dudley lebte. Das Filmset für den Schrank war so klein, dass es mit herausnehmbaren Wänden gebaut wurde, um aus verschiedenen Blickwinkeln filmen zu können. Immerhin passte ein Bett hinein und ein Bücherbord mit Wärmflasche, Thermoskanne und einem Perry-Rhodan-Roman, der auch dem Rezensenten bekannt vorkommt. Ob Harry ihn wohl gelesen hat?

Der dunkle Magier

Es folgen weitere Räume, in denen es um Lord Voldemort und seine Horkruxe geht, eine der übelsten Anwendungen Dunkler Magie. Harry Potter wurde bekanntlich beauftragt, diese Horkruxe zu finden und zu zerstören. Des Dunklen Lords Gewand ist aus fünf verschiedene Arten Seide gefertigt, die in Anlehnung an die sieben Horkruxe in sieben verschiedenen Grüntönen gefärbt sind. Und es sieht sehr beeindruckend aus, eine wahre Augenweide. Thematisiert wird natürlich auch die Schlacht von Hogwarts, als Voldemorts letzter Horkrux zerstört und er damit sterblich wird, und Harry seine Chance ergreift.

Der letzte Raum ist dem Denkarium gewidmet und der Frage, welches denn die persönliche Lieblings­erinnerung sei. Der Rezensent kann natürlich nur für sich selbst sprechen, wenn er in sein gedachtes Denkarium die weihnachtliche Große Halle verstaut, zusammen mit dem Soundtrack des genialen Komponisten John Williams.

Der Verfasser hat die Ausstellung am 18.6.2024 besucht.

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Verantw. gem. §55 Abs 2 RStV:
Rainer Göttlinger
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