Beitrag v.
2.4.2022
(modifiziert)
Zufahrt zu „Haus der Wannsee-Konferenz (Schauplatz)”, DE-14109 Berlin
Ausstellung zu „Haus der Wannsee-Konferenz (Schauplatz)”, DE-14109 Berlin
Plakat zu „Haus der Wannsee-Konferenz (Schauplatz)”, DE-14109 Berlin
Löwe zu „Haus der Wannsee-Konferenz (Schauplatz)”, DE-14109 Berlin
Blick auf den Wannsee zu „Haus der Wannsee-Konferenz (Schauplatz)”, DE-14109 Berlin

Schauplatz

Haus der Wannsee-Konferenz

Gedenkstätte

Am Großen Wannsee 56-58
DE-14109 Berlin
030-805001-0
info@ghwk.de
Ganzjährig:
tägl. 10-18 (17.45) Uhr

Im Zentrum der Ausstellung steht die Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 und die Bedeutung der Konferenz sowie die beteiligten Ämter und Personen für die Organisation und Ausführung des Völkermords.

In der Villa am Großen Wannsee trafen sich am 20. Januar 1942 hochrangige Vertreter des NS-Regimes, um über den Mord an Millionen von Juden zu beraten. Das Töten hat zu diesem Zeitpunkt schon begonnen, die Männer stimmen „nur” das weitere Vorgehen ab.

Ausgrenzung und Vertreibung

Nach dem Ersten Weltkrieg forderte die neu gegründete NSDAP, die jüdische Minderheit aus der Gesellschaft auszugrenzen, da sie ihr Mitschuld an der Niederlage zuschrieb: die Legende vom „Dolchstoß”.

Antisemitismus wurde zur Leitlinie einer Politik, die Juden zur Auswanderung drängte. Der Generalplan Ost sah vor, aus den „neuen Reichsgebieten” in Osteuropa über 30 Millionen Menschen zu vertreiben, damit Millionen „Volksdeutsche” ihre Stelle einnehmen können.

Systematischer Massenmord

Der Krieg gegen die Sowjetunion hatte entscheidende Bedeutung für den Übergang zum Massenmord. Die NS-Führung plante u.a. den Hungertod großer Teile der nichtdeutschen Bevölkerung. Nach dem Überfall am 22. Juni 1941 erschossen die deutschen Besatzer wehrfähige jüdische Männer, bald auch Frauen, Kinder und alte Menschen, ab Oktober auch in den besetzten polnischen und serbischen Ge­bieten.

Ausweitung der Mordpolitik

Als Reinhard Heydrich am 20. Januar 1942 seine Gäste empfing, war der Massenmord längst im Gange: fast zwei Millionen sowjetische Kriegsgefangene, zehntausende Angehörige der polnischen Eliten und etwa 90.000 kranke und behinderte Menschen waren bereits tot.

Reinhard Heydrich hatte hochrangige Vertreter des NS-Regimes eingeladen. Sie kamen aus wichtigen Behörden und Institutionen, waren in der antijüdischen Politik aktiv, verfolgten jedoch unterschiedliche Interessen. Heydrich beabsichtigte, sie auf eine gemeinsame Linie zu bringen und auf seine Führung zu ver­pflich­ten.

Das Speisezimmer mit Blick auf den Wannsee ist einer der größten und schönsten Räume der Villa. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die „Besprechung mit anschließendem Frühstück” in genau diesem Raum statt­ge­funden hat.

Im Mittelpunkt stand die „Endlösung der Judenfrage”, also der Plan zum Mord an allen Juden Europas. Niemand widersprach. Nach der Besprechung ließ Heydrich ein Protokoll schreiben, das die Ergebnisse in seinem Sinne wieder­gab.

Die Akte „Endlösung”

Die Akte stammt aus der Inlandsabteilung des Auswärtigen Amtes. Darin befanden sich rund 300 Dokumente zur „Juden-Politik” zwischen 1939 und 1943, unter anderem das Protokoll der Besprechung am Wannsee. Es ist bis heute die einzige überlieferte Kopie dieses Doku­ments.

Gegen Ende des Krieges begannen die NS-Beamten, Akten zu vernichten. Der ehemalige Leiter der Inlandsabteilung Martin Luther war zu diesem Zeitpunkt im KZ Sachsenhausen inhaftiert, da er versucht hatte, seinen Chef Joachim von Ribbentrop zu stürzen. Die Akte blieb vielleicht auch deshalb erhalten und konnte von US-Soldaten beschlagnahmt werden.

Entnazifizierung

Nach 1945 musste sich die Mehrzahl der Deutschen einem sogenannten Entnazifizierungs-Verfahren stellen. Diese Verfahren wurden zunächst von den Alliierten durchgeführt, später von deutschen Spruchkammern. In der Bevölkerung stießen sie zunehmend auf Ablehnung. Die Kommunistische Partei forderte 1945 gar, als Schuldige an den NS-Verbrechen die politischen, militärischen und wirtschaftlichen Eliten zu bestrafen. Das „deutsche Volk” erschien als Opfer. Auch in der 1949 gegründeten DDR blieb diese Deutung vorherr­schend.

Verdrängung

Es waren zunächst vor allem jüdische Überlebende, die die Besprechung am Wannsee ins Bewusstsein der Öffentlichkeit brachten. Das Protokoll wurde in Deutschland erstmals in den 1950er Jahren veröffentlicht, die breitere Öffentlichkeit beschäftigte sich jedoch erst viele Jahre später mit der nun „Wannsee-Konferenz” genanten Be­spre­chung.

Seit Mitte der 1960er Jahre forderte der Historiker Joseph Wulf, in der Villa ein Dokumentationszentrum einzurichten. Nach seinem Tod dauert es jedoch noch fast 20 Jahre bis zur heutigen Gedenk- und Bildungsstätte, deren Eröffnung 1992 führende deutsche Politiker allerdings fern­blieben.

Resumée

Die Besprechung am Wannsee steht für die Beteiligung von Staat und Partei am Massenmord an den Juden Europas. Doch die Umsetzung des Mordprogramms war nur möglich, weil viele Einzelne mitgemacht haben. Wenige haben sich widersetzt oder den Verfolgten geholfen. Diese Erfahrung wirkt bis heute nach.

Der Verfasser hat die Villa am 2.4.2022 besucht.

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