Museum
Die frühere Dienstwohnung des Henkers der Reichsstadt Nürnberg, Franz Schmidt, bietet spannende Informationen zur Nürnberger Kriminalgeschichte sowie zur Alltagsgeschichte der Reichsstadt Nürnberg um 1600.
Turm und Pegnitzüberbauung waren Teil der vorletzten Stadtmauer und dienten den Nürnberger Henkern vom 15. bis zum 18. Jahrhundert als Wohnung. Das Henkerhaus bietet heute nicht nur einen einzigartigen Ausblick auf die historische Umgebung, sondern auch eine Ausstellung zur Rechts- und Kriminalgeschichte dieser Zeit.
1806 endete die Zeit Nürnbergs als Reichsstadt mit der Eingliederung in das Königreich Bayern. Damit entfiel auch das Amt des städtischen Henkers, und das Henkerhaus wurde nicht länger als dessen Dienstwohnung genutzt. Trotzdem zog das ungewöhnliche Gebäude weiterhin große Aufmerksamkeit auf sich.
Insbesondere in der Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert faszinierte das geschlossene Ensemble aus Henkerhaus und Weinstadel in Gäste aus nah und fern. Im Jahr 1940 gab es jedoch Planungen, das Henkerhaus zugunsten eines Hochwasserdamms abzureißen.
Die Henkerwohnung
An der Westseite des Henkerturms, auch von außen gut zu erkennen, befand sich der Aborterker, also die Toilette des Henkerhauses. Der Erker ist der einzige Teil des Gebäudes, von dem wir wissen, was der Henker hier getan hat. Über die anderen Räume haben sich keine Informationen erhalten.
Das Rechtswesen
Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit zählten zu den Grundlagen der Herrschaft des Nürnberger Rates. Die Menschen lebten in einem gesicherten rechtlichen Umfeld und waren vor obrigkeitlicher Willkür geschützt. Ein Richter hatte Sachverhalt und Schwere eines Verbrechens zu klären und eine angemessene Strafe zu verhängen, der Henker leitete die Folter und führte die Ehren-, Leib- und Todesstrafen aus, um die alte Ordnung wiederherzustellen. Ihm stand ein Gehilfe zur Seite.
Ein Nachrichter, wie der Henker in Nürnberg bezeichnet wurde, ist in der Reichsstadt erstmals 1378 bezeugt. Im 15. Jahrhundert wurde seine Tätigkeit klar geregelt. Er leitete die Folter und war für die Ausführung der Ehren-, Leib- und Todesstrafen verantwortlich. Ihm stand ein Gehilfe zur Seite, der in Nürnberg den Titel „Löwe" trug. Dieser war zum einen eine Art Marktaufsicht, zum anderen ging er dem Nachrichter bei der Folter und beim Vollzug der Strafen zur Hand.
Die mildeste Form der Bestrafung war die öffentliche Zurschaustellung, etwa am Pranger. Die Leibesstrafen umfassten neben Verstümmelungen auch die Brandmarkung. Raub oder Diebstahl konnten in der vormodernen Auffassung nur durch den Tod gesühnt werden und ebenso die Gotteslästerung. Gefängnisstrafen waren hingegen selten.
Die Person Franz Schmidt
Der bekannteste Bewohner des Henkerhauses ist Franz Schmidt. Erstmals richtete er 1577 Dieb mit dem Strang, 1617 beendete er seine Laufbahn und eröffnete eine Wundarzt-Praxis. Für diese Tätigkeit nutzten ihm die anatomischen Kenntnisse, die er als Henker erworben hatte.
Während seiner gesamten Amtszeit führte Franz Schmidt ein Diensttagebuch, in welchem er alle seine 361 Exekutionen und 345 Leibesstrafen auflistete. Das Tagebuch ermöglicht tiefe Einblicke in die Kriminalgeschichte Nürnbergs um 1600. Eine Hörstation schildert eindrücklich die erste Hinrichtung durch Franz Schmidt in Nürnberg, das Hängen einer fünfköpfigen Diebesbande, die Leibesstrafe für einen Gotteslästerer und vieles mehr.
Museum, Nürnberg
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