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16.11.2024
Steinway Klaviatur zu „In Ischl habe ich immer die besten Ideen”,

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In Ischl habe ich immer die besten Ideen

Die umfassende Restaurierung der Lehár-Villa

Rainer Göttlinger
16. November 2024

Franz Lehár, Schöpfer so berühmter Operetten wie „Die lustige Witwe”, „Der Graf von Luxemburg” oder „Das Land des Lächelns”, erwarb im Jahr 1912 eine Villa in Bad Ischl und bewohnte sie bis zu seinem Tod 1948, denn hier hatte er nach seinen eigenen Worten „immer die besten Ideen”. Dem testamentarischen Wunsch Lehárs entsprechend wird das Haus bis heute als Lehár-Museum genutzt und mitsamt Einrichtung in gutem Zustand erhalten.

Genau dieser „gute Zustand” verschlechterte sich jedoch im Laufe der Jahrzehnte mehr und mehr. Denn nicht nur führte der ungünstige, weil instabile Baugrund zu fingerdicken Setzungsrisse in den Wänden, sondern auch die Gemälde und Stofftapeten verloren mehr und mehr von ihrer ehemaligen Frische und sahen dunkel und schmutzig aus.

Um die statischen Probleme in den Griff zu bekommen, wurde eine von zementverpressten Stahlstäben getragene Bodenplatte in den heterogen-schottrigen Untergrund entlang der Traun eingebracht und die starken Risse im Mauerwerk nachfolgend verschlossen.

Eine weitere Herausforderung bestand in den gestiegenen Anforderungen an die museale Nutzung. Denn das Haus war nicht barrierefrei. Und so wurde vor ein paar Jahren eine grundlegende Sanierung beschlossen und durchgeführt. Seit Mai 2024 ist die Villa nun wieder für das Publikum geöffnet - und hat sich scheinbar nicht verändert. Aber genau darin besteht eben das besondere Verdienst des Bauherren und der mit der Restaurierung beauftragten Firmen.

Ein geradezu klassisches Beispiel dieser zeitgemäßen Aufbesserung stellt der Einbau einer Notbeleuchtung im Treppenhaus dar: ihre Leuchtkörper befinden sich, für die Besucher vollkommen unsichtbar, im Inneren der Handläufe. Ähnliches gilt für die Umfunktionierung der wegen der Setzungen stark in Mitleidenschaft gezogenen und daher längst nicht mehr anschürbaren Kachelöfen zu Luftauslässen für die Klimaanlage.

Kenner des Hauses würden darüberhinaus bemerken, dass die Gemälde und insbesondere der „liebeskranke Zyklop Polyphem” jetzt wieder so aussehen, als hätte es die Jahre ihres beinahe unmerklichen Verfalls nie gegeben. Vieles aus dem Gemäldebestand bedurfte einer umfassenden Bearbeitung durch eine externe Werkstatt, anderes wurde vor Ort bildpflegerisch behandelt.

Was bei der Generalsanierung alles geleistet wurde, dokumentiert eine Ausstellung im Erdgeschoss der Villa. Hier ist beschrieben, wie Wände und Decken, Tapeten und Textilien, Bodenbeläge, Fenster, Heizung, Lüftung, Elektroinstallation samt Kameras sowie das Gittertor am Treppenpodest mit seinen goldfarbenen Rosetten und dem Blattwerk fachgerecht gesichert und restauriert wurden. Auch die Fassade wurde gereinigt und das unsachgemäß gedeckte Dach erneuert.

Ein besonders sperriges Element stellte der für ein barrierefreies Haus unabdingbare Personenaufzug dar. Die Planer konnten ihn so geschickt unterbringen, dass er kaum auffällt und auch den Rundgang nicht unterbricht.

Natürlich mußten auch die beiden Flügel, der 1911/12 in Hamburg mit Bauteilen aus New York gebaute Steinway und der Superior der Wiener Firma Gebrüder Stingl aus dem Baujahr 1903/04, umfassend gereinigt und neu einreguliert werden, um nun wieder spielbar zu sein.

Dass die Restaurierung seiner Villa, in der so viele berühmte Künstler, Librettisten und Verleger ein- und ausgegangen waren, im Sinne des von Franz Lehár ausgesprochenen Legats erfolgte, steht außer Zweifel: zu allen Fragen und Aspekten, die irgendwie unklar oder die im Sinne funktioneller oder technischer Verbesserungen des Museums erforderlich waren, wurde vorab gleichsam ein Dialog mit dem fiktiven Bauherren geführt, um die jeweiligen Entscheidungen zu treffen.

Das Restaurierungsprojekt, dessen Abschluss eigentlich nur zufällig auf das Kulturhauptstadt 2024 fiel, darf mithin als rundum gelungen betrachtet werden.

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