Inspiration des Fremden
Die Brücke-Maler und die außereuropäische Kunst
Bis 29.1.17, Kunstmuseum Moritzburg, Halle (Saale)
Ein besonders spannendes Kapitel in der Geschichte der Kunst der Moderne in Europa wurde durch die Rezeption der außereuropäischen Kulturen geschrieben, ohne die der Neuanfang am Beginn des 20. Jahrhunderts kaum möglich gewesen wäre.
Aus Überdruss an der Erstarrung der Zivilisationsgesellschaften wandten sich viele der avantgardistischen europäischen Künstler den Kulturen Afrikas und der Südsee zu. Hier sahen sie ihr Ideal eines einfachen, naturverbundenen Lebens verwirklicht. So siedelte u. a. Paul Gauguin 1891 nach Tahiti über und reiste Max Pechstein 1914 zu den Palau-Inseln in der Südsee. Auch die Brücke-Künstler nahmen sich die schlichte und ausdrucksstarke Gestaltung der Masken und Figuren – allesamt mystische Sinnbilder fremder Kulturen – zum Vorbild für die eigene Arbeit. In der Folge wurde die Formensprache ihrer Werke eindrücklicher, ihr Ausdruck stärker. Vor allem in den Gesten und der Mimik der Gesichter ist diese Beziehung abzulesen.
Um diese Entwicklung zu verdeutlichen, hat Hermann Gerlinger in seine Sammlung auch Werke afrikanischer Kunst integriert. Diese bilden den Mittelpunkt der Ausstellung „Inspiration des Fremden“, in der sie erstmals vollständig präsentiert werden. Sie werden Gemälden und Arbeiten auf Papier aus der Sammlung gegenübergestellt, ergänzt durch ausgewählte Leihgaben. Die Schau thematisiert den spannenden Dialog zwischen Afrika und Europa und lässt damit einen kulturellen Austausch zu Beginn des letzten Jahrhunderts exemplarisch erlebbar werden, der von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Kunst im 20. Jahrhundert war.