Ausstellung 03.08. bis 10.11.24
Die in Berlin lebende Künstlerin Margret Eicher arbeitet konzeptionell mit den ikonischen Motiven unserer Gegenwart. Ihre „Medientapisserien®” verbinden traditionelle Bildkonzepte mit digitalen Bildwelten.
Die vielschichtigen Werke Eichers zeichnen sich durch die Spannung zwischen dem höfischen Medium des Bildteppichs und der Aktualität der digital entstandenen Bildcollagen aus, mit denen sich die Künstlerin auf die Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts und ihre Protagonisten bezieht. Nach dem Vorbild historischer Vorlagen sind die Tapisserien, die sie in einem industriellen Jacquard-Verfahren in Flandern weben lässt, mit opulenten Bordüren umrahmt. An die Stelle barocker Ornamente treten seriell gereihte Versatzstücke aus unserer heutigen Medienrealität. Die entsättigte Farbgebung einzelner Teppiche erinnert an die verblasste Farbigkeit barocker Gobelins. Eine mehrjährige Werkserie wiederum verzichtet gänzlich auf Farbe und verselbständigt sich in kontrastreichen Grauwerten.
Die nach ihrem Erfinder Joseph-Marie Jacquard (1752-1834) benannte Jacquardbindung ermöglichte es seit dem frühen 19. Jahrhundert, gemusterte Textilien auf maschinellen Webstühlen automatisiert herzustellen. Der Jacquardwebstuhl war die erste programmierbare Maschine für die Bildbearbeitung und gilt durch die Einführung des binären Systems in den Maschinenbau als Grundstein der Automatisierung. So wurden etwa für die Umsetzung der Muster die ersten Lochkarten entwickelt.
Die umfassenden Einzelausstellung vereint 14 großformatige Wandteppiche von Margret Eicher mit Bezug zur Game- und Digitalkultur, digitale Aquarelle der Serie „Aquaworld”, die virtuelle Persönlichkeiten aus Film, Science-Fiction und Computerspielen zeigen, sowie die Installation „Amazing-Amazon-Stars” (1999) aus der langjährigen Werkgruppe der „CopyCollagen”, in der fotografisches Bildmaterial aus verschiedenen Quellen zu potentiell unendlichen repetitiven Strukturen zusammengefügt wird.
Hauptwerk der Ausstellung, die in unmittelbarer Nähe zur beliebten Computerspiel-Plattform „zkm_gameplay” stattfindet, ist der 30 Meter lange Bildteppich „BATTLE:RELOADED” (2022). Inspiriert wurde diese Arbeit durch den berühmten „Teppich von Bayeux” aus dem 11. Jahrhundert. Die schwarzweiße Bildfolge wird von den ikonischen Protagonisten unserer heutigen digitalen Welten wie Julian Assange, Lara Croft, Lady Gaga, den Ninja Turtles oder Legosoldaten bevölkert, die in den medienreflexiven Werken Eichers ein neues, auf gesellschaftliche Aktualität bezogenes Eigenleben finden.
Ausstellungsort
Im gleichen Haus
Kunstsammlungen des ZKM (Malerei, Video, Foto, Skulptur, Installationen), Werke der Kunst seit 1960 aus den vier baden-württembergischen Privatsammlungen Siegfried Weishaupt, Froehlich, FER und Grässlin. Jährlich mehrere große Wechselausstellungen.
Museum, Roth
Fabrik „leonischer Waren” (Gewebe und Geflechte mit eingearbeiteten Metallfäden) mit laufenden Fertigungsmaschinen. Jacquard-Webstühle, Vergolderei, Transmission, Heimarbeiterstube.
Museum, Hohenstein-Ernstthal
Fabrikgebäude einer ehemaligen Weberei. Sachzeugen der heimischen Textilindustrie, Stadtgeschichte, historischer Bergbau, Rennsport (Sachsenring-Rennen).
Museum, Großschönau
Einmalige funktionstüchtige Handwebstühle für Leinwand, Frottier und Damast, Schauwerkstatt mit über 30 funktionstüchtigen Maschinen. Damaste aus drei Jahrhunderten, Weberstube, bürgerliche Wohnkultur, Sachzeugen zur Ortsgeschichte, Werke bildender Künstler.
Museum, Großröhrsdorf
Aufwendig restaurierte, über 100 Jahre alte Einkolbendampfmaschine einschließlich Steuer- und Schalttafel. Entwicklung der Bandweberei. Vorführungen an historischen, voll funktionsfähigen Maschinen.
Museum, Rüdesheim am Rhein
Orchestrien, elektrische Klaviere, Karussellorgeln, Grammophone, Phonographen, Spieluhren, Singvogeldosen und -käfige.