Ausstellung 14.07.24 bis 04.05.25
Komponist, Dichter, Dramatiker, Schriftsteller, Kunstphilosoph, Regisseur, Dirigent, Egomane, Schwerenöter, Antisemit, Linksradikaler, Klimaschützer, Tierfreund, Genie – Aber wer war Richard Wagner wirklich? Die Sommerausstellung 2024 unternimmt den Versuch, den „Mythos Wagner” zu dekonstruieren, um sich dem Menschen Richard Wagner zu nähern.
Zahllos sind bereits zu seinen Lebzeiten Veröffentlichungen über den „Meister”, darin er vor allem nach seinem Tod gerne zum Übermenschen stilisiert wird. Vom „alltäglichen” Wagner gibt es dagegen kaum Spuren, denn der Mythos kennt keinen Alltag.
Auch Wagner selbst modellierte zeitlebens am eigenen Bild. Erhaltene Alltagsgegenstände aus seinem persönlichen Besitz und Umfeld wie beispielsweise Brillen, Samtbaretts oder der Strohhut, den er 1881 auf einem bekannten Familienfoto trägt, fungierten dagegen vor allem als Reliquien eines hypertrophen Wagner-Kults.
Wie sich also einem Menschen nähern, der sich einer oft banalen Lebenswirklichkeit durch Stilisierung, Ästhetisierung und Selbstinszenierung zu entziehen suchte?
Wanderungen und oft lange Reisen, die Wagner zu Fuß, mit der Kutsche und später mit der Eisenbahn zurückgelegte, zeigen die Veränderungen der Mobilität durch die Frühindustrialisierung und stehen damit exemplarisch für die Umbrüche, welche die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts in Wirtschaft und Gesellschaft zur Folge hatte. Wie hat Richard Wagner die Moderne und deren Zeitgeist wahrgenommen und erlebt?
Die insgesamt rund 430 Lebensstationen und Wohnorte Wagners, welche „Larousse de la musique” 1957 auflistet, zeugen von dauernder Unruhe. Woher rührte diese Unstetheit? War sie eine Ausnahme, oder gehörte sie zu den normalen Lebensumständen eines Künstlers, dessen Broterwerb als Dirigent sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts gerade erst als anerkannter Beruf zu etablieren begann?
Was verdiente Richard Wagner eigentlich, was konnte er sich leisten und welche Dimensionen hatten seine Schulden? Eine Bilanz seines Lebens klärt auf und rechnet um in Euro.
Die Ausstellung fügt lose und verstreute Puzzleteile neu zusammen, um dem Menschen Wagner ein Profil zu geben.
Ausstellungsort
„Haus Wahnfried”, ehemaliger Wohnsitz Richard Wagners u. seiner Familie. Ausstellung zu Leben und Werk Richard Wagners, Geschichte der Bayreuther Festspiele. Audio-, Videovorführungen, Sonderausstellungen.
Dependance, Bayreuth
Leben und Werk des Komponisten Franz Liszt, Gegenstände aus seinem persönlichen Besitz, der Ibach-Flügel aus Haus Wahnfried, Liszts Stummklavier, handschriftliche Briefe, seltene Werkerstausgaben u.v.m.
Dependance, Bayreuth
Autographen, Erstausgaben, Bildmaterial und Erinnerungsstücke an Jean Paul, der sich 1804 in Bayreuth niederließ.
Beitrag, 18.7.2024
In der Ausstellung des Richard Wagner Museums geht es ausnahmsweise nicht um den „Meister”, sondern den Menschen Wagner, ein Kind seiner Zeit und Produkt seiner Lebensumstände in der Welt des 19. Jahrhunderts.
Stichwort
Schloss, Ettal
Königliche Villa des Königs Ludwig II. von Bayern. Prunkräume im Stil des "Zweiten Rokoko". Schlosspark mit die Landschaft eingepassten Terrassen- und Kaskadenanlagen.