München Displaced
Heimatlos nach 1945
Bis 7.1.24, Münchner Stadtmuseum, München
Die Ausstellung nähert sich dem vergessenen Schicksal und den Erzählungen von etwa hunderttausend DPs an, die sich 1945 in der Stadt befanden. Erstmals wird die Nachkriegsgeschichte von ehemaligen Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen, politischen KZ-Häftlingen sowie Geflüchteten auf Basis einer breit angelegten Forschung für die Stadt und den Landkreis München dargestellt. Einige dieser Displaced Persons verbrachten Monate oder Jahre in DP-Lagern, in denen sie die Ausbildung für ihr zukünftiges Leben selbst in die Hand nahmen.
Bildungseinrichtungen wie das russischsprachige Gymnasium im Lager Schleißheim, die internationale UNRRA-Universität im Deutschen Museum, die Ukrainische Freie Universität oder die Tolstoi Bibliothek werden vorgestellt. Obwohl alle Displaced Persons in ihre Herkunftsländer zurückkehren oder später in andere Länder auswandern sollten, blieben Tausende in München. Die Familienbiografien von ukrainischen, armenischen, kalmückischen und russischen Münchnern werden anhand der Wohnsiedlung Ludwigsfeld vorgestellt. Indem die Ausstellung den sehr heterogenen Displaced Persons aus Osteuropa anhand von Fotografien, Audioaufnahmen und Videointerviews ein Gesicht gibt und ihre Geschichten erzählt, wird eine erinnerungskulturelle Leerstelle ersichtlich. Der Forschungsstand wird durch ein Panorama von rund 40 weiteren Adressen zur Münchner DP-Geschichte erweitert, die die Vielfalt einerseits und die Lücken in der Forschung andererseits veranschaulichen.
Die gemeinsame Bestandsaufnahme des Jüdischen Museums München und des Münchner Stadtmuseums zur Geschichte der Displaced Persons eröffnet einen neuen Blick auf das München der Nachkriegszeit.