Schloss
Das erstmals 1244 erwähnte herrschaftliche Anwesen wurde im Laufe der Jahrhunderte von wechselnden Eigentümer mehrfach erweitert. Am 21. April 1799, während des Ägyptenfeldzugs, erwarb es Joséphine Bonaparte für 325.000 Francs. Der Kauf wurde von Bonaparte nach seiner Rückkehr aus Ägypten bestätigt, er wurde somit der eigentliche Besitzer des kleinen Schlosses und nutzte es von 1800 bis 1802, zusammen mit den Tuilerien, als Sitz der französischen Regierung, wo sich die Minister des Konsulats trafen.
Architektur
Das Kaiserpaar ließ das alte Herrenhaus in ein einzigartiges Beispiel für den eleganten und raffinierten Konsularstil umwandeln. Dem Vestibül verlieh es das Aussehen des Atriums einer römischen Villa, dessen Spiegel mithilfe eines Mechanismus so verschoben werden konnten, dass Billardzimmer und Esszimmer zu Empfangssalons wurden. An den beiden Enden der Pavillons wurden größere Räume geschaffen: im Norden der Musiksalon, der später durch eine Galerie für die Gemäldesammlung erweitert wurde, und im Süden die Bibliothek. Das Esszimmer wurde durch einen halbrunden Teil vergrößert und hatte fortan sechs statt vier Fenster.
Im ersten Stock richtete man im nördlichen Pavillon die Wohnung des Ersten Konsuls und von Madame Bonaparte ein und schuf zwei kleine Treppen. Später verlegte Bonaparte sein Schlafzimmer in den Südflügel über der Bibliothek und dem Ratssaal, um dort bequemer arbeiten zu können.
Nach der Scheidung im Jahr 1809 schenkte der Kaiser Joséphine das Anwesen mit all ihren darin befindlichen Sammlungen: sie bewohnte es bis zu ihrem natürlichen, aber qualvollen und viel zu frühen Tod am 29. Mai 1814.
Innenausstattung
Der lineare und anmutige Stil, der die Innenausstattung von Schloss Malmaison prägt, besteht aus einer Synthese der Antike und der Renaissance und gilt heute als Archetyp des Konsularstils mit archäologischen und historischen Referenzen: dorische Pilaster und Stucksäulen im Vestibül, von römischen und pompejanischen Gemälden inspirierte dekorative Motive an der Decke der Bibliothek und im Speisesaal, Bilder von Waffentrophäen auf den Türen des Ratssaals. Der Ratssaal erinnert mit seinen von Stoffen bespannten Wänden, gehalten von Bündeln und Piken, an Militärzelte. Die relativ einfache Einrichtung von Malmaison erforderte keine wertvollen Stoffe: die Vorhänge etwa sind aus besticktem Musselin, die Tapeten imitieren Seidenstoffe.
Unter Joséphines späterer alleiniger Ägide wurde der Salon auf ein elegantes weiß-goldenes Dekor umgestellt, das Billardzimmer in den heute zu sehenden Grün- und Erdtönen aus Ägypten neu gestrichen, und Josephines Schlafzimmer erhielt durch ein rotes und mit Goldstickereien veredeltes, über die Wände gespanntes Tuch die Form eines fast kreisrunden Zeltes.
Zu diesem homogenen Ensemble, von dem das Schloss noch heute perfekt zeugt, muss man gedanklich die Blumensträuße und die Käfigvögel im Vestibül hinzufügen, deren Gezwitscher die Gäste überraschte.
Vom Schloss zum Museum
Über ihren Sohn Prinz Eugen, dessen Witwe und weitere Eigentümer gelangte Malmaison 1861 schließlich kriegsbeschädigt an Napoleon III., Josephines Enkel, und nach dessen Absetzung im Jahr 1870 an einen Güterhändler, der es mitsamt reduziertem Park 1903 dem Staat schenkte. Im Jahr 1905 wurde dort ein erstes Museum eröffnet.
Die Generalrestaurierung des Vestibüls brachte 1991/92 die Farben des Zustands von 1812 wieder zum Vorschein: falscher Granit, falscher Porphyr und falsches Holz. Die Stucksäulen wurden 1800 angebracht, um die Deckenbalken zu festigen. Zu Joséphines Zeiten befanden sich dort Volieren für Vögel aus Amerika, Afrika, Asien und Brasilien: Aras, Kakadus, Papageien, Sittiche und Unzertrennliche.
Vom Goldenen Salon, der während des Krieges von 1870 stark beschädigt wurde, sind heute nur noch die Decke, das Gesims, die Türen und vier von sechs Medaillons erhalten.
Im Musiksalon stellte Joséphine ihre Sammlung zeitgenössischer Gemälde aus. Das Dekor des Raumes ist uns fast unversehrt erhalten geblieben und wurde in den Zustand von 1800 zurückversetzt. Die Grande Galerie hingegen wurde leider um 1830 zerstört.
Das Esszimmer war im pompejanischen Stil dekoriert. Bei der umfangreichen Restaurierungskampagne von 1985-87 wurden die zarten Farbtöne und die unter mehreren Farbschichten verborgenen Motive wieder freigelegt: die Verzierungen der Türen, der Fensterrahmen, der großen Säulen und der Pilaster der Rotunde.
Der gestreifte Leinenvorhang des Ratssaals hat die Form eines Militärzelts.
Das Arbeitszimmer oder die Bibliothek wurde von Joséphine nach ihrer Scheidung 1809 gewissenhaft im Zustand von 1800 erhalten und gehört somit zu den authentischsten Räumen des Schlosses. Der Raum wurde auch später nur wenig restauriert und hat seine zarten Originalfarben bewahrt.
Der kaiserliche Salon nimmt den Platz von zwei Räumen ein, das Zimmer für den Kammerdiener sowie das eigentliche Kaiserzimmer. Die aktuelle, im Jahr 2020 realisierte Präsentation zeigt dessen Ausstattung im Zustand von 1814 und fußt auf der Beschreibung, die bei der Inventur des Schlosses nach dem Tod der Kaiserin Joséphine erstellt worden war.
Auffälligstes Merkmal des Marengo-Saals ist zum einen der Tisch der Marschälle. Das Prunkmöbel wurde von den renommiertesten Künstlern des Kaiserreichs zur Feier der Schlacht von Austerlitz angefertigt. In seinen Regalen sind die wichtigsten Siege des Feldzugs von 1805 verzeichnet, und um das Porträt von Napoleon I. im Krönungsanzug gruppieren sich die Bildnisse seiner wichtigsten Marschälle und Würdenträger.
Zum anderen befindet sich in diesem Raum das wohl bekannteste Napoléon-Gemälde, nämlich „Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard” des französischen Historienmalers Jacques-Louis David aus dem Jahr 1800. Es stellt in idealisierter Form den Übergang Napoléons über die Alpen bei Marengo während des Zweiten Koalitionskrieges (1799-1802) dar. Das raumbeherrschende Ölbild existiert in fünf Versionen, von denen Malmaison die ursprüngliche ist.
Wie der nächste Raum verdeutlicht, hatte der vorausgegangene Ägyptenfeldzug von 1798-1801 einen großen Einfluss auf den Geschmack jener Zeit: die antiken Landschaften und Denkmäler boten den französischen Künstlern ein neues Repertoire an Ornamenten und unerschöpfliche Quellen der Inspiration. Auch die Keramik gab dieser Mode nach. Die Vorliebe der Kaiserin für Blumen und Keramik wiederum zeigt sich in einem außergewöhnlichen Service, welches die Pflanzen von Malmaison mit wissenschaftlicher Genauigkeit nach dem Prinzip des Herbariums nachahmt.
Der Fries im Arbeitszimmer von Bonaparte ist heute schwer zu verstehen, da er zwischen 1857 und 1961, dem Jahr der Schenkung an Malmaison, dreimal abgenommen und anderenorts in anderer Abfolge wieder montiert wurde. Die Schwanensitze wiederum schmückten unter Napoleon III. das gewöhnliche Zimmer der Kaiserin, das damals in ein Boudoir umgewandelt worden war.
Das ursprünglich rechteckige Schlafzimmer der Kaiserin wurde 1812 durch ein rundes, reich verziertes Zimmer ersetzt. Der heutige Zustand entspricht der Wiederherstellung, die unter Napoleon III. anhand eines alten Aquarells vorgenommen wurde.
Von Malmaison nach St. Helena
Nach seiner Niederlage bei Waterloo kehrte Napoleon Bonaparte nach Paris zurück, wo er ein zweites Mal abdankte und sich nicht sicher war, wie er sich retten sollte: von Malmaison, wo er im Zimmer der seit über einem Jahr toten Josephine Zuflucht gesucht hatte, reiste er mitsamt seiner persönlichen Gegenstände, die eigentlich für ein zunächst geplantes Exil in den Vereinigten Staaten gedacht waren, zunächst nach Rochefort und dann auf die Insel Aix. In einem Brief an den Prinzregenten von England bat er um Asyl und begab sich, auf den Erfolg seines Vorhabens vertrauend, an Bord eines britischen Schiffes. Man ließ ihn jedoch nicht an Land gehen, so dass er keinen Asylantrag stellen konnte, der ihm seine Rechte garantiert hätte, und er musste stattdessen ein anderes Schiff besteigen, das ihn zur Insel St. Helena brachte.
Um seinen Status als Herrscher zu wahren, umgab er sich dort mit einem verkleinerten Hofstaat und achtete darauf, dass trotz der geringen Anzahl an Personen und der engen Räumlichkeiten die Etikette mit Großmarschall und Ordonnanzen eingehalten wurde. Der Gouverneur der Insel hingegen betrachtete Napoleon als Gefangenen.
Bei Napoleons Ankunft am 16. Oktober 1815 war noch keine Residenz eingerichtet, und er genoß sieben Wochen lang die Gastfreundschaft des Verkaufsleiters der englischen Ostindien-Kompanie. Als er am 1. Dezember dann in Longwood House einzog, war seine in Eile zusammengestellte Einrichtung zunächst äußerst bunt gemischt, bis im Mai 1816 die von der englischen Regierung in Auftrag gegebenen Möbel eintrafen: angefertigt vom berühmten Londoner Kunsttischler George Bullock und für die zukünftige Residenz Longwood New House bestimmt. Die Tapeten, Möbel und kleinen Gegenstände (Teedosen, Schachbrett), die von der englischen Ostindien-Kompanie eingehandelt wurden, gaben der Einrichtung des Kaisers zudem einen exotischen Touch.
Weil Longwood New House aber erst im März 1821 fertiggestellt wurde und sich Napoleons Gesundheitszustand sehr schnell verschlechterte, konnte er sein neues Domizil kaum noch genießen. Er starb wenige Wochen später am 5. Mai um 17.49 Uhr.
Während des Exils auf St. Helena sammelte Achille Archambault, ein treuer Diener des Kaisers, Souvenirs des berühmten Verbannten (Gläser, Teller, Stempel u.a.), die er bewahrte wie Reliquien einer vergangenen Epoche. Sie gelangten auf verschiedenen Wegen schließlich nach Malmaison.
Sommerpavillon
Die von Napoleon als Sommerkabinett genutzte, von außen achteckige Reetdachkate war im Inneren kreisrund. Ein hölzernes Vordach schützte die Tür. Heutzutage ist nur noch die achteckige Form zu sehen, und das Dach ist nun mit Schiefer gedeckt.
Kutschen
Malmaison bewahrt einige symbolträchtige Kutschen auf, die mit der napoleonischen Geschichte verbunden sind. Der leichte berlinartige Landauer war 1812 für den Russlandfeldzug des Kaisers gebaut worden. Die verkohlte Achse davor gehört zu einer Dormeuse, in der Napoleon auf seinen langen Reisen dösen, essen und arbeiten konnte, die jedoch 1925 beim Brand des Londoner Tussaud-Museums verloren ging. Ein weiteres legendäres Fahrzeug ist der Leichenwagen, der 1821 bei Napoleons Beerdigung auf St. Helena zum Einsatz kam.
Garten
In Malmaison konnte Joséphine, von Napoleon ermutigt, unter den wohlwollenden Augen der Professoren des Pariser Naturhistorischen Museums ihrer Leidenschaft für die Botanik frönen. Ihre Briefe zeugen von der Ernsthaftigkeit, mit der sie mit ihren Lieferanten umging. Unter dem Titel „Le Jardin de la Malmaison” erschien 1803/04 eines der prächtigsten illustrierten botanischen Werke, das je veröffentlicht wurde. Joséphine ließ ein großes goldenes Gewächshaus bauen und nach dem Vorbild von Versailles eine repräsentative Menagerie einrichten, wo es zum ersten Mal gelang, schwarzen Schwäne aus Neu-Holland (Australien) in Gefangenschaft zu vermehren.
Der Verfasser hat Malmaison am 1.11.2023 besucht.
Museum, Paris
Museum, Paris
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Museum, Paris
Museum, Paris
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