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5.5.2024
(modifiziert)
Kanone zu „Museo de Historia de Arrecife (Museum)”, ES-35500 Arrecife
Tracht zu „Museo de Historia de Arrecife (Museum)”, ES-35500 Arrecife
Schiffsmodell zu „Museo de Historia de Arrecife (Museum)”, ES-35500 Arrecife
Schildläuse zu „Museo de Historia de Arrecife (Museum)”, ES-35500 Arrecife
Pottasche zu „Museo de Historia de Arrecife (Museum)”, ES-35500 Arrecife
Zentralraum zu „Museo de Historia de Arrecife (Museum)”, ES-35500 Arrecife
Keramik zu „Museo de Historia de Arrecife (Museum)”, ES-35500 Arrecife
Türschloß zu „Museo de Historia de Arrecife (Museum)”, ES-35500 Arrecife

Museum

Museo de Historia de Arrecife

im Castillo de San Gabriel

Calle Punta de la Lagarta
ES-35500 Arrecife
Ganzjährig:
Mo-Fr 10-17 Uhr
Sa 10-14 Uhr

Das historische Museum in der Festung Castillo de San Gabriel, welche im 16. Jahrhundert zum Schutz vor Piratenangriffen errichtet wurde, befasst sich mit der Geologie und der Natur Lanzarotes sowie der Geschichte der Kanarischen Inseln und der Stadt Arrecife.

Geburt einer Insel

Wie auch die übrigen Inseln des kanarischen Archipels entstand Lanzarote durch Vulkanismus. Die Kegel und Laven der letzten Ausbruchsserie, erkennbar an den vulkanischen Kegeln aus Pyroklastika und Schlacken und den sehr rau aussehende Lavaströme, finden sich im Timanfaya-Gebiet sowie beim Vulkan La Corona (Haría) und auf La Graciosa. Es existieren auch „Jables” (Sandflächen) und landwirtschaftliche Böden, jedoch keine Wälder und an vielen Stellen nicht einmal nennenswerte natürliche Vegetation, denn das Fehlen einer hohen Gebirgskette und die Nähe der Sahara verleihen Lanzarote einen wärmeren und trockeneren Akzent als dem Rest des kanarischen Archipels. In milderen Klimaperioden mit höheren Niederschlägen als heute scheint die Insel jedoch bewaldet gewesen zu sein.

Der römische Autor Sallust (86-35 v.Chr.) berichtete, ohne die Quelle zu nennen, von der Existenz zweier nahe beieinander liegender Inseln im Ozean jenseits der Säulen des Herkules.

Auf Lanzarote gibt es drei Reptilienarten sowie viele Vogelarten von der bedrohten Kanarischen Houbaratrappe über Sumpfstrandläufer, Rebhühner und Turmfalken bis hin zur Schleiereule. Riffe und andere Meeresformation bilden einen natürlichen Schutz vor den Wellen des Atlantiks.

Genetik und Archäologie haben bestätigt, dass die ersten menschlichen Siedler aus Nordafrika stammten und Elemente der phönizisch-punischen Zivilisation im kulturellen Gepäck trugen: die ältesten 14C-Daten weisen auf das zehnte Jahrhundert v.Chr. hin. Seit dem 5. Jahrhundert n.Chr. ist das Wissen über die „Fortunatarum Insulae” bei Autoren wie Orosius und Isidor von Sevilla überliefert. Die mittelalterlichen Wiederentdeckung im 15. Jahrhundert n.Chr. führte dazu, dass die Kanarischen Inseln auf mehreren Weltkarten in Erscheinung traten. Die Kanarenbewohner, deren Kultur als rückständig galt, wurden zum Objekt des Sklavenhandels.

Die Normannenherrschaft endete, als die Inseln nacheinander in die Hände von drei andalusischen Familien übergingen. Auf Lanzarote war die europäische Kolonisierung jedoch von sehr geringer Intensität: im Jahr 1450 lebten hier etwa 360 Einwohner, während es zu den besten Zeiten der einheimischen Gemeinschaft mehr als sechstausend waren.

Der Ruin der kanarischen Zuckerindustrie wurde durch die Konkurrenz aus Brasilien und den Westindischen Inseln herbeigeführt. Die Agrarexportwirtschaft geriet jedoch nicht in eine ernste Krise, da sich stattdessen der Weinbau stark entwickelte.

Vulkane veränderten alles

Um neun Uhr in der Nacht des 1. September 1730 brach in der Ebene von Timanfaya die Erde auf. Die Eruption dauerte bis zum Herbst 1735, Lava und Lapilli bedeckten große Teile der Insel, und zwei Drittel ihres Reichtums gingen verloren. Die hygroskopische Wirkung der Lapilli ermöglichte es jedoch, auf den übrig gebliebenen Böden die spärlichen Niederschläge besser zu nutzen.

Der Kleine Krieg

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam der Hauch des Wandels aus Europa und den amerikanischen Kolonien auch nach Arrecife. Der Handel mit Branntwein und Barrilla zog eine Vielzahl von Menschen an, die auf der Suche nach Reichtum waren. Die Bevölkerungszahl wuchs, Ausländer besetzten wichtige Positionen insbesondere im Bürgermeisteramt von Arrecife, und die Pfarrkirche San Ginés wurde sukzessive umgebaut.

Die einzigartige historische Episode des „Kleinen Krieges” veränderte vom 3. Februar 1808 an das Zusammenleben auf Lanzarote, indem sie eine ernsthafte Konfrontation zwischen den Bewohnern auslöste: Hauptgegner waren die Einwohner von Arrecife und Teguise.

Das 20. Jahrhundert begann in Arrecife mit schrecklichen Hungersnöten, die durch den Mangel an Regenfällen verursacht wurden. Der Spitzname „Hafen des Durstes” ehrt diese wiederholten Umstände, die nur durch Auswanderung und, in geringerem Maße, durch die Hilfe der Insel Gran Canaria bei der Wasserversorgung per Boot gemildert werden konnten.

Cochenille

Ein winziger insektischer Parasit des Feigenkaktus, der sich von dessen Blättern oder Stängeln ernährt, liefert den sehr geschätzten roten Farbstoff Karmin, der im 19. Jahrhundert gut bezahlt wurde und vor allem auf die iberische Halbinsel sowie nach England und Frankreich exportiert wurde. Karmin wird auch heute noch in Kosmetika, Arzneimitteln und in der Küche verwendet. Auf den Inseln herrschen optimale Bedingungen für ihre Zucht und Entwicklung, so dass der Archipel dank der neuen Kulturpflanze ein goldenes Zeitalter erlebte.

Orchilla

Die Flechte, die an den Küstenklippen der Kanarischen Inseln wächst und deren Ernte sehr gefährlich war, liefert rote, blaue und violette Farbstoffe zum Färben feiner Stoffe. Die Normannen unter Jean de Béthencourt verkauften den begehrten Farbstoff auf den Florentiner Märkten und verschafften Lanzarote dadurch erhebliche Einnahmen.

Barrilla

Die halophile Pflanze, die erst vor relativ kurzer Zeit auf Lanzarote eingeführt wurde, ist ein guter Produzent von Soda, einem Element, das bei der Herstellung von Seife und Glas verwendet wird. Zur Gewinnung von Soda muss die Barrilla gebrannt werden.

Töpferei von El Mojón

Das kleine Bauerndorf verfügt über eine sehr alte Töpfertradition, die bis ins 20. Jahrhundert auf der ganzen Insel Lanzarote verbreitet war. Der für die Herstellung verwendete Ton wurde von Hand modelliert, die Oberflächen von Las Nieves poliert und mit Sand und Wasser vermischt. Die Stücke wurden in Lagerfeuern gebrannt, wobei sie direkt mit dem Feuer in Berührung kamen und dabei einen charakteristischen Glanz erhielten.

Die Mumie

Auf Lanzarote wurden verschiedene Bestattungsrituale praktiziert, die auf dem Glauben an das Weiterleben nach dem Tod beruhten und davon ausgingen, dass die Verstorbenen die gleichen Bedürfnisse wie zu Lebzeiten hatten, weshalb sie von Gegenständen des täglichen Gebrauchs begleitet wurden.

Die Mumifizierung ist eine der eindrucksvollsten Bestattungspraktiken, die aus den frühgeschichtlichen Kulturen der Kanarischen Inseln überliefert sind. Die insulare Variante beinhaltete weder das Ausweiden noch die Entnahme des Gehirns und unterscheidet sich dadurch vom ältesten ägyptischen Ritual. Andererseits wurden auch hier Pflanzen oder Trockenmittel verwendet, die sich durch ihre konservierenden Eigenschaften auszeichnen.

Hinweis: die umfangreichen Texttafeln im Museum sind ausschließlich auf spanisch, deutschsprachige Besucher erhalten jedoch am Eingang eine mündliche Einführung auf deutsch.

Der Verfasser hat das Museum am 16.6.2022 besucht.

POI

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Bot. Garten, Guatiza

Jardín de Cactus

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Gebäude, Haría

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Museum, Caleta del Sebo

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Science Fiction Design

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