Museum
Das Privatmuseum des Frankfurter Designers Gerhard O. Stief in der ehemaligen Stadtmühle befaßt sich als weltweit erstes und einziges Science Center seiner Art mit den Verfahren und Techniken zur Erzeugung der optischen Illusion räumlicher Tiefe: Stereofotografie, Anaglyphen, Viewmaster, Hologramme, Prismenraster, Stereogramme.
Ein weiterer Schwerpunkt sind optische Effekte und Täuschungen aller Art: Lamellenbilder, Anamorphosen, hohle Masken und invertierter Raum, Vexierbilder, unmögliche Figuren, Scheinbewegung und Rotationsillusionen.
Anaglyphen
Bei der Anaglyphentechnik werden die beiden stereoskopischen Halbbilder in den Farben rot und grün übereinander gedruckt und dann durch eine Rot-Grün-Brille betrachtet, so daß jedes Auge nur eines der beiden Bilder wahrnimmt, links das rote und rechts das grüne. Die beiden Teilbilder verschmelzen dadurch zu einem schwarzweißen Bild mit Tiefenwirkung. Jeder Besucher erhält am Eingang eine solche Brille und kann damit im Museum etwa zwei Dutzend dieser faszinierenden Werke in eindrucksvoller Tiefe erleben.
Stereofotografie
Das Holmes Stereoscope war zur Jahrhundertwende ein nicht hinwegzudenkendes Utensil der Bildung und des Amusements in den Salons.
Im Museum wird mittels spezieller 3D-Guckkästen das Staunen und Lernen aus der damaligen Zeit anschaulich. 3D-Fotografien aus dem Makro- und Mikrobereich sowie computergenerierte Stereo-Darstellungen bis zu Aufnahmen touristischer Attraktionen etwa von der Romantischen Strasse sind Teil des umfangreichen Repertoires auf diesem Gebiet.
Wie gebräuchlich die Stereofotografie einst war, zeigen die umfangreiche Sammlung von Fotoapparaten mit zwei Objektiven sowie die ebenso zahlreichen Betrachter für die standardisierten Viewmaster-Scheiben.
Prismenraster
Wer kennt nicht jene Postkartenmotive mit Tiefenwirkung oder Wackeleffekt oder manchmal sogar beidem? Sie entstehen durch ein winziges Streifenraster, das je nach Blickwinkel unterschiedliche Bilder sichtbar werden läßt.
Holografie
Die Holografie ist ein Verfahren, bei dem vom Objekt reflektiertes Laserlicht mit einem Referenzstrahl überlagert und das entstehende Interferenzmuster in eine Fotoplatte belichtet wird.
Die feinen Strukturen enthalten dabei die gesamte räumliche Information, so daß später bei geeigneter Beleuchtung das ursprüngliche Objekt dreidimensional wieder sichtbar wird und bei größeren Platten sogar aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden kann.
Die im Museum gezeigte Stief’sche Sammlung, eine der umfangreichsten Holographic Collections der Welt, umfaßt Reflektions-, Transmissions-, Mehrphasen-, Multiplex- sowie computergenerierte Hologramme auf Silberemulsion, Dichromat-Glasträger und Prägefolie.
Die in beachtlicher Zahl gezeigten holografischen Kunstwerke enthalten entweder eine gestalterische oder eine physikalische Besonderheit, die den Einsatz des besonderen Mediums rechtfertigt.
Magic Eye
Um den versteckten dreidimensionalen Inhalt der SIRDS (Single Image Random Dots Stereogramme) zu entschlüsseln, bedient man sich einer von drei Methoden: man schaut entspannt durch das Muster hindurch auf einen gedachten Gegenstand hinter dem Bild, man konzentriert sich auf sein eigenes Spiegelbild hinter der Glasscheibe, oder man geht ganz nah heran und dann langsam zurück. Manchmal dauert es einige Augenblicke, bis der 3D-Effekt sichtbar wird.
Lamellenbilder
Die Lamellentechnik vereint unterschiedliche Bildmotive in einem einzigen Objekt. Eines der wenigen aus dem frühen 19. Jahrhundert stammende und somit kunsthistorisch bedeutsamen Werke zeigt die Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin.
Anamorphosen
Die Technik der Bildverzerrung (Anamorphose) wurde gern für geheime, versteckte Botschaften genutzt: ihr Inhalt wird erst durch das Betrachten mit einem zylindrischen Spiegel, einer verspiegelten Pyramide oder ähnlichem erkennbar. Auch Bilder, deren Motiv nur aus einer extrem schrägen Perspektive erkennbar ist, gehören in diese Kategorie.
Wundertrommeln
Die rotierende Trommel ist mit senkrechten Schlitzen versehen, so daß immer nur ein einzelnes der an der gegenüber liegenden Innenseite angebrachten Motive zu sehen ist. Wie beim Kinofilm entsteht so der Eindruck einer kontinuierlichen Bewegung z.B. einer tanzenden Barbie-Puppe.
Wahrnehmungs-Experimente
Rotierende Scheiben rufen Scheinfarben und andere verblüffende Phänomene hervor, Gitter lassen schwarze Punkte erkennen, wo beim genauen Betrachten gar keine sind, parallele Linien erscheinen schräg, und räumliche Strukturen „kippen um” oder zeigen mehrere Perspektiven: unsere Wahrnehmung läßt sich durch geschickte Strukturen hinters Licht führen. Auch akustisch, wie die „unendliche Tonleiter” beweist.
Vexierbilder
Zeigt die Grafik eine junge oder eine alte Frau? Ein nacktes Liebespaar oder einen Schwarm Delphine? Sehen wir das Schachbrett von oben oder von unten? Künstler wie M.C. Escher oder Sandro Del-Prete schaffen auf diesem Gebiet faszinierend-mehrdeutige Kunstwerke.
Der Verfasser hat das Museum am 23.7.2020 besucht.
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