Beitrag v.
17.8.2016
Innenhof zu „Museum „Altes Handwerk am Bau” (Museum)”, DE-91161 Hilpoltstein
Stadtmodell zu „Museum „Altes Handwerk am Bau” (Museum)”, DE-91161 Hilpoltstein
Marionetten zu „Museum „Altes Handwerk am Bau” (Museum)”, DE-91161 Hilpoltstein
Holzfällerei zu „Museum „Altes Handwerk am Bau” (Museum)”, DE-91161 Hilpoltstein
Holzfällerstempel zu „Museum „Altes Handwerk am Bau” (Museum)”, DE-91161 Hilpoltstein
Steinbruch zu „Museum „Altes Handwerk am Bau” (Museum)”, DE-91161 Hilpoltstein
Mauerwerk zu „Museum „Altes Handwerk am Bau” (Museum)”, DE-91161 Hilpoltstein
Walzkasten zu „Museum „Altes Handwerk am Bau” (Museum)”, DE-91161 Hilpoltstein

Museum

Museum „Altes Handwerk am Bau”

im Anwesen „Schwarzes Roß”

Marktstraße 10
DE-91161 Hilpoltstein
Mai bis Okt:
Di-So+Ft 13-17 Uhr
Nov bis April:
So+Ft 13.30-16.30 Uhr

Das Museum empfängt seine Besucher im rückwärtige Gebäude des traditionsrreichen Brauereigasthofes und Hotels mit gleichem Namen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklungsgeschichte des alten Bauhandwerkes. Interessant sind auch die Reste einer der ältesten Brauereien Bayerns aus dem 17. Jahrhundert sowie bedeutende Exponate zur Stadtgeschichte von Hilpoltstein.

Erste Siedler

Nachdem bereits steinzeitliche Jäger und Sammler das Gebiet um Hilpoltstein durchstreift hatten, besiedeln ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. die ersten jungsteinzeitlichen Bauern das Land. Bis ins frühe Mittelalter hinein hat die europäische Wasserscheide einen wichtigen Einfluß auf die Besiedlung, denn der Transport und Handel über die Flußläufe war hier unter­brochen.

Landesausbau

Im 7./8. Jahrhundert setzt im Hilpoltsteiner Land der Landesausbau mit einer Vielzahl neuer Ortsgründungen ein. Die bis dahin unbesiedelten und ertragsarmen Sandgebiete des Keuperlandes wurden urbar gemacht und der später Hilpoltstein genannte Ort ge­grün­det.

Als Grenzraum zwischen dem fränkischen Reichsgebiet und dem bairischen Herzogtum gehörte die Region nominell zum baierischen Nordgau. Nach Gründung des Bistums Eichstätt wurde die Verwaltung des Gebietes den Bischöfen über­tragen.

Aufstieg des Bürgertums

Während des hohen Mittelalters nahm Hilpoltstein, 1264 erstmals urkundlich erwähnt, einen rasanten Aufschwung. Die Burganlage und die Stadtbefestigung wurden ab dem 11. Jahrhundert in Stein ausge­baut.

Ausgerichtet sind Burg und Stadt auf eine bedeutende Handelsstraße zwischen Oberitalien und Nürnberg. die mitten durch die Stadt führt. Der Fernhandel mit hochwertigen Gütern bis in den Orient brachte den Patriziern Wohlstand. Im Schutz der Geleitzüge zogen auch viele Pilger zoll- und abgabenfrei zu den großen Wallfahrtsorten: Hilpoltstein ist in dieser Zeit die bedeutendste und größte Stadt zwischen Eichstätt und Nürn­berg.

Das späte Mittelalter war in Hilpoltstein eng mit den neuen Stadtherren, den bairischen Herzögen und dem Aufstieg des Bürgertums verbunden. Die alten Steinhäuser mußten stattlichen Fachwerkbauten weichen, von denen viele bis heute erhalten sind.

Für das Jahr 1542 sind in Hilpoltstein 189 Hofstätten belegt, die von verschiedenen Händlern, Handwerkern und Gastwirten bewohnt werden. Viele von Ihnen leben von den durchziehenden Reisenden und Fernhändlern. Daneben bestehen im 16. Jahrhundert noch vier von allen Abgaben befreite Ansitze des städtischen Patri­ziats.

Hilpoltsteiner Ölberg

Die gezeigten Figuren haben eine lange Odyssee hinter sich: von F.X. Buchner 1449 erstmals erwähnt („bei S. Georg außerhalb der Stadt”), wurde der Ölberg im Zuge der Säkularisation 1803 abgebrochen, verkauft, der Kirche gestiftet, 1844 an der Südwand der Pfarrkirche neu aufgestellt, dann an die Westwand der St. Sebastianskapelle versetzt und von dort 1948 wegen Umbauarbeiten eingelagert, um schließlich ab 1993 restauriert und im Museum Schwarzes Roß aufgestellt zu werden.

Fachwerkbau

Die Abteilung skizziert die Errichtung von Fachwerkgebäuden, von der Gewinnung des Bauholzes über die Aufstellung bis hin zum Innenausbau, und zeigt die wichtigsten Arbeitsschritte, Techniken und Geräte, wie sie in den Jahrhunderten vor 1950 im Holzbau üblich waren. Danach hielt die Mechanisierung und Motorisierung auch im Holz­hand­werk Einzug.

Noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wurden die im Wald anfallenden Arbeiten, speziell das Holzfällen zwischen Martini und Mitte Februar, meist von den Zimmerleuten übernommen. Auch heute noch ist das Baumfällen im Winter üblich. Wo immer dies möglich war, wurden die Stämme auf Bachläufen zum Zimmerplatz oder zu den Säge­werken geflößt.

Die vielfältige und intensive Nutzung führte im Laufe des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit zu einem gewaltigen Raubbau an den Wäldern. Unser heutiges Waldbild geht daher im wesentlichen auf die großflächigen Aufforstungsmaßnahmen des 19. und 20. Jahr­hun­derts zurück.

Die gezeigten Werkzeuge aus der Sammlung von Walter Mehl stammen meist aus der Zeit zwischen der Mitte des 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Ihre Formen haben sich über Jahrhunderte hinweg kaum ver­ändert.

Holzhandwerk

Das Arbeitsfeld des Zimmermanns umfaßt alle Holzarbeiten. Ab dem 13. Jh. entstanden durch Spezialisierung verschiedene Holzhandwerke: Wagner, Holzbildhauer und Kistler, später Bau- und Möbelschreiner. Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen den einzelnen Berufen führen bis ins 19. Jahrhundert hinein immer wieder zu städtischen Verordnungen, um Streitigkeiten zu schlichten.

Die ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser in Deutschland stammen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Zwei grundlegend verschiedene Bauweisen waren damals bekannt: der Stockwerks- bau, bei dem jede einzelne Etage für sich abgezimmert ist, und der Geschoßbau. Bei ihm reichen die tragenden senkrechten Ständer vom Erdgeschoß bis zur Traufe. Nicht selten wurden Fassaden verputzt, um die aufwendigere Steinbauweise vor­zu­täuschen.

Schreinerei

Die typischen Schreinerwerkzeuge wurden ab dem 13. Jahrhundert für die Möbelproduktion entwickelt: es gab immer neue Werkzeugtypen und -formen, etwa bei den Hobeln. Heute sind die meisten dieser Geräte aus den Werkstätten verschwunden, und auch die alten Holzverbindungen wurden durch die Verwendung von Nägeln und Schrauben fast vollständig ver­drängt.

Steinbau

Die wichtigsten Handwerker des Steinbaus sind Steinmetz und Maurer. Als eigenständige Berufe entstanden sie während des hohen Mittel­alters.

Der Maurer ist in erster Linie für den Bau von Bruch- und Hausteinmauerwerk zuständig. Er fügt das Mauerwerk, fugt es aus und verputzt zuletzt die Wände. Der Steinmetz fertigt im Steinbruch als Vorschläger grobe Hausteine und verarbeitet diese auf der Baustelle zu Werksteinen. Auch das Vermauern der Quader gehört zu seinen Aufgaben. Für den Bauschmuck war ein speziell ausgebildeter Steinmetz, der Steinbildhauer, zu­ständig.

Backsteine, Ziegel und Kalk werden vom Ziegler und Kalkbrenner geliefert. Die wichtige Aufgabe des Mörtelmischens liegt in den Händen des Mörtelrührers. Für das Verputzen und Kalken der Wände bildet sich ein eigenständiger Berufszweig heraus, der Putzer und Tüncher. Stuckwerk und Bemalungen sind traditionelle Gewerke der Gipser, Stukkateure und Maler.

Die Abzimmerung des Dachwerks und die Anfertigung von Arbeitstreppen, Gerüsten, Kränen und Verschalungen übernehmen die Zimmerleute. Den Materialtransport zur und auf der Baustelle sowie die gesamten Erdarbeiten werden von Hilfskräften und Tagelöhnern be­wältigt.

Ziegel und Kalk

Ziegeleien siedeln sich dort an, wo geeignete Tone und ausreichend Brennmaterial zur Verfügung stehen. Die Ziegel werden sowohl in Meilern als auch in kleinen Brennöfen gebrannt, im 16. Jahrhundert setzen sich große Schacht­öfen durch.

Zur Herstellung von Kalkmörtel, wichtigstes Bindemittel des historischen Steinbaus, benötigt man große Mengen an Kalk. Er wird aus Kalksteinen gewonnen, die vom Kalkbrenner im Feuer ausgeglüht („gebrannt”) werden. Vor seiner Verwendung als Mörtel oder Putz wird der Kalk in Wasser aufgelöst („gelöscht”).

Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden die meisten Wände nach dem Verputzen nur mit weißer Kalkfarbe gestrichen. Kirchenräume, öffentliche Gebäude und Bügerhäuser hingegen erhielten vor allem in der Barockzeit plastischen Gips­schmuck.

Marionetten aus Böhmen

Marionetten begeistern Menschen in vielen Kulturen. Die Schwerkraft setzt ihnen keine Grenzen, und trotz ihrer unbeweglichen Gesichter können sie Emotionen ausdrücken. Diese Faszination inspirierte Anita und Hartmut Naefe zu ihrer umfangreichen Samm­lung.

Die Familie Michl stellte als Familienbetrieb in Taus (Domazlice) am Fuße des Böhmerwaldes Bürsten her. Josef Michl (1849-1912) schnitzte im Nebenerwerb Marionetten, sein Sohn Bedrich Michl (1888-1950) setzte diese Tradition fort. Viele Marionetten der Ausstellung stammen aus dem Besitz der Familie Michl.

Das Marionettentheater war zunächst ein Theater für Erwachsene. Die fahrenden Puppenspieler brachten Stücke von Shakespeare und Moliere, ja sogar Opern zur Aufführung. Auch die Erzählung von Doktor Faust war ein gern gegebenes Stück. Die berühmteste Figur ist sicherlich der Kasperl, in Tschechien Kaspárek oder Pimperle genannt: ursprünglich ein derber Spaßmacher mit vorlautem Mundwerk, der auch vor ungezügelter Sozialkritik nicht Halt machte, wurde später ein zunehmend harmloses und lustiges Kerlchen aus ihm.

Burgmodell

Ein Modell der Burg Hilpoltstein im Bauzustand von 1270 rundet den Museums­besuch ab.

Der Verfasser hat das Museum am 18.10.2022 besucht.

Hinweis: den Beitrag gibt es auf webmuseen.de auch mit mehr und größeren Bildern.

POI

Zentrum, Hilpoltstein

Umwelt­station Roth­see

Bil­dungs- und Be­geg­nungs­ort für Natur, Um­welt und Nach­haltig­keit: Unter­wasser­welt und Greif­becken, Forscher­teiche, Vogel­be­obach­tung, Wolken­kino, inter­aktive Aus­stellungs­objekte zu ver­schie­denen Lebens­räumen.

Werkstatt, Roth

Histo­rischer Eisen­hammer Eckers­mühlen

Funk­tions­tüch­ti­ges Ham­mer­werk mit Luft-, Feder- und Fall­häm­mern. Aus­stel­lung „Vom Erz zum Eisen”. Schmiede­vor­füh­run­gen.

Schloss, Roth

Museum Schloß Ra­tibor

Ab­wechs­lungs­reiche und mit­unter kuri­ose Samm­lung zur Ge­schich­te von Schloß und Stadt. Lebens­welt der Rother Be­völ­ke­rung. Spiel­zeug­samm­lung.

Museum, Thalmässing

Michael-Kirschner-Kultur­museum

En­sem­ble histo­ri­scher Ge­bäu­de. Arbei­ten und Leben dreier Gene­ra­tio­nen einer klein­bäuer­lichen Familie. Land­wirt­schaft­liche Arbeits­geräte und Werk­zeuge. Räume mit Inventar im Original­zustand.

Museum, Roth

Fabrik­museum der Leoni­schen Indu­strie

Fabrik „leo­ni­scher Waren” (Ge­we­be und Ge­flech­te mit ein­ge­ar­bei­te­ten Metall­fäden) mit lau­fen­den Fer­ti­gungs­maschi­nen. Jacquard-Webstühle, Vergol­derei, Trans­mission, Heim­arbeiter­stube.

Bis 22.9.2024, Nürnberg

Meta­verse: Phäno­menal Digital?

Die Aus­stel­lung zeigt soziale, wirt­schaft­liche und recht­liche Phäno­mene, wie wir sie heute schon in „proto­typi­schen Meta­versen” wie De­centra­land, Second Life oder VR Chat vorfinden, und be­leuch­tet die posi­tiven und nega­tiven Ent­wick­lungen.

Bis 30.4.2024, Nürnberg

Spielzeug und Rassismus

Kann Spielzeug rassistisch sein? Woran erkennt man Rassismus bei Spielsachen? Und wie begegnet man dieser Problematik im Alltag und im Museum?

Bot. Garten, Thalmässing

Bär­bels Garten

Klei­nes grünes Para­dies mit Schatten­garten, Feucht­biotop, Alpi­num und Kräuter­garten. Regel­mäßige bota­nische Ex­kur­sio­nen.

Bis 9.6.2024, Neumarkt i.d.OPf.

Hans Plat­schek

In der Aus­stellung werden Plat­scheks Werke im Kontext von Arbeiten seiner Maler­freunde wie Asger Jorn, Henri Michaux, KRH Sonder­borg oder den Mit­gliedern der Gruppe SPUR gezeigt.

Verantw. gem. §55 Abs 2 RStV:
Rainer Göttlinger
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