Ausstellung 25.08.23 bis 15.01.24

Nietzsche privat

Eine (un)mögliche Ausstellung

Bis 15.1.24, Nietzsche-Archiv, Weimar

Weimar, Nietzsche-Archiv: Mit der ungewöhnlichen Inszenierung der Möbel in Transportisten und auf Paletten nimmt die Ausstellung die jahrzehntelange „Ortlosigkeit” der Nietzsche-Memorabilien wörtlich.

Das Nietzsche-Archiv ist ein ebenso herausragender wie umstrittener Erinnerungsort: die von Henry van de Velde 1903 als Gesamtkunstwerk im Jugendstil errichteten Archivräume sind heute als Museum zugänglich, wohingegen die ehemalige Wohnung der Geschwister überwiegend für die Unterbringung von Gästen genutzt wird. Nach dem Tod ihres Bruders im August 1900 inszenierte Elisabeth Förster-Nietzsche dessen Sterbezimmer als Memorialraum.

In der DDR war der Philosoph als Wegbereiter des Faschismus verpönt und die Vorgängerinstitution der Klassik Stiftung Weimar übernahm das Gebäude für interne Zwecke, und Nietzsches private Wohnungseinrichtung wanderte für mehr als 70 Jahre ins Depot.

Auf den ersten Blick erscheinen die Möbel vor allem aufgrund ihrer Provenienz wertvoll. Sie stammen weitgehend aus Familienbesitz und sind ein Sammelsurium aus verschiedenen Stilen und Epochen. Der desolate Zustand der Möbel und Haushaltsgegenstände spiegelt ihre wechselvolle Geschichte: einst im Nietzsche-Archiv als Devotionalien verehrt, wurden sie zu DDR-Zeiten eingelagert und schließlich nahezu vergessen.

Erstmals zeigt die Klassik Stiftung Weimar die private Einrichtung der Geschwister Nietzsche, von Friedrichs Wohnzimmer bis zu Elisabeths Paraguay-Souvenirs. Mit der ungewöhnlichen Inszenierung der Möbel in Transportkisten und auf Paletten nimmt sie die jahrzehntelange „Ortlosigkeit” der Nietzsche-Memorabilien wörtlich. Sie erzählt, wie Nietzsche wohnte, und konfrontiert die Möbel mit seiner Vorstellung vom idealen Wohnen. Es bleibt die Frage: Wie kann ein zeitgemäßer Umgang mit dem problematischen, wissenschaftlich längst nicht aufgearbeiteten Bestand aussehen?

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