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Wie viele Oldtimermuseen es wohl geben mag im Land der Tüftler und Pioniere, das vor nunmehr fast 140 Jahren die Geburt des Automobils miterleben durfte? Allein schon der Begriff „Oldtimer” ist ja, mag er auch noch so englisch klingen, eine deutsche Erfindung. Sind damit eigentlich nur Autos gemeint, oder geht es im Grunde genommen um viel mehr?
Wer sich schon einmal in einer jener Fahrzeugsammlungen umgesehen hat, die den Zeitgeist einer ganzen Generation widerspiegeln, kennt die Antwort sofort, andere wissen vielleicht noch gar nicht, dass es neben den Markentempeln von Mercedes, BMW, Audi und Porsche eben auch solche Museen gibt.
Allen zusammen sei das Buch „Museumstouren – Die 350 besten Oldtimermuseen in Deutschland”, das der passionierte Heinkel-Schrauber Dieter Lammersdorf für den Motorbuch Verlag erarbeitet hat, wärmstens empfohlen: verzeichnet es doch nicht nur die Museen der aktuellen und ehemaligen Automarken, sondern vor allem auch sämtliche großen und kleinen Sammlungen von Motorrädern, Nutzfahrzeugen, Bussen, Traktoren und Feuerwehrautos. Ja, sogar eine Prise Wehrtechnik, sprich Panzer, gibt es. Und ein Museum für Nummernschilder.
Der Rezensent, der die deutschsprachige Museenlandschaft wie kaum ein zweiter kennt, hat die 256 Seiten starke Neuerscheinung sorgfältig unter die Lupe genommen – und war auf Anhieb begeistert: auf etwa einer halbe Seite pro Museum ist alles zusammengefaßt, was die Herzen oldtimeraffiner Museumsgänger erfreut: ein gut redigierter Text in angenehm unaufdringlichem Duktus, ein ansprechendes Foto, dazu sämtlichen Kontaktdaten samt Mail- und Webadresse, Ausstellungsfläche, Öffnungszeiten und Angaben zur Barrierefreiheit, ob es einen Obolus zu entrichten gilt, wie es um das leibliche Wohl der Besucher bestellt ist und – ganz wichtig – wie viele PKW, Zweiräder, Fahrräder, LKW, Traktoren und Motoren denn überhaupt ausgestellt sind. Als Zuckerl gibt es zu jedem Eintrag dann noch den QR-Code für die museumseigene Website.
Lammersdorf weiß aber noch mit weiteren Nützlichkeiten zu punkten. So ist das Buch in acht große Regionen gegliedert, denn es wird ja nicht jeder gleich quer durch die Republik reisen wollen, nur um irgendwo einen seltenen Brezelkäfer oder einen „Schneewittchensarg” zu bewundern. Gleichwohl gibt es aber natürlich ganz hinten im Buch ein mehrseitiges Namen- und Ortsregister.
Als besonders nützlich hat der Rezensent die Kopfseiten der jeweiligen Regionen empfunden, wo der angenehm übersichtlichen Landkarte eine Tabelle mit den Eintrags- und Seitennummern der einzelnen Sammlungen gegenübergestellt ist, so dass man mit dem Daumen als Lesezeichen schnell wieder vom Eintrag zur Karte oder Liste zurückkehren kann. Freilich sollte man dabei nicht versäumen, auch die attraktiv bebilderte Philosophie der Region zu lesen. So enthält das Kapitel über die Heimatregion des Rezensenten zum Beispiel die Ermahnung, doch auf keinen Fall die Partnachklamm, die Romantische Straße oder die diversen Schlösser des Märchenkönigs zu versäumen. Dass solche Tipps auf persönlichen Reiseerfahrungen des Verfassers beruhen, darf angenommen werden, zumal gerade die charmantesten Museen oft weit abseits der Ballungszentren liegen.
Natürlich ist auch das Lieblingsmuseum des Rezensenten beschrieben, es steht auf Seite 212 und ist der Welt des mobilen Wohnens gewidmet, vom ersten Wohnwagengespann bis zum modernen Wohnmobil. Und da vor jeden Caravan auch ein Zugfahrzeug der jeweiligen Epoche gehört, findet sich dort auch das Auto, das für den Rezensenten ein Stück seiner Kindheit repräsentiert: der Ford Taunus mit der Weltkugel vor der Kühlerhaube.
Wenn man sich abschließend noch etwas wünschen dürfte, stünden wahrscheinlich die Nachbarländer Schweiz und Österreich, die ja ebenfalls über attraktive Oldtimermuseen verfügen, ganz oben auf dem Zettel, gefolgt von einer wie auch immer gearteten Hilfestellung, um Ikonen wie den NSU Ro 80 oder den legendären Zündapp Janus leichter aufspüren zu können. Aber will man das überhaupt? Oder läßt man sich vielleicht doch lieber überraschen?
Dieter Lammersdorf, „Museumstouren – Die 350 besten Oldtimermuseen in Deutschland”, Motorbuch Verlag, 256 Seiten, Softcover, 205x140 mm, EAN 9783613046443, 19.95€
Museum, Bad Waldsee
Geschichte, Gegenwart und Zukunft des mobilen Reisens. Campingbusse, Caravans und PKW aus aller Welt. Pioniere wie Arist Dethleffs, Hans Berger, Erich Bachem („Eriba”) und Erwin Hymer.
Museum, Einbeck
Alle Epochen und Entwicklungsphasen der individuellen Motorisierung.
Museum, Gaggenau
Über 50 Jahre lang wurde der Unimog in Gaggenau gebaut, bis die DaimlerChrysler AG 2002 die Produktion des Nutzfahrzeugs nach Wörth verlagerte. Unimogmodelle vom Prototypen bis zur neuen Generation der Geräteträger. Technik des Unimogs, seine Besonderheit.
Museum, Zwickau
Museum auf dem früheren Audi-Gelände. Fahrzeug-, Baugruppen- und Archivaliensammlung zur Geschichte des Zwickauer Automobilbaues 1904-1991 durch die Werke Horch, Audi, DKW und Wanderer, die sich 1932 zur Auto-Union AG zusammenschlossen.
Museum, Bad Homburg
Besondere Auto- oder Motorradmarken wie Mercedes SL, Trabbi oder „Ente“, Horex oder Bücker, historische Landmaschinen, Stationärmotoren, Tankstellen im Wandel der Zeit. Geschichte des Audi-Rennsports.
Museum, Marburg/Lahn
Historische Polizeifahrzeuge unterschiedlicher Bauart. Motorisierung der Polizei.