Ausstellung 07.02. bis 19.07.20
Ottilia (1904-1937) war die einzige Tochter von Giovanni Giacometti und Annetta Stampa und die Schwester von Alberto, Diego und Bruno. Sie ist das am wenigsten bekannte Mitglied dieser Familie, die nicht nur wegen der zahlreichen Künstler, die sie hervorgebracht hat, aussergewöhnlich war, sondern auch wegen der grossen Liebe und Harmonie, die in ihr herrschten.
Die Erziehung der Eltern konzentrierte sich darauf, ihren Kindern alle Möglichkeiten zu bieten, damit sie ihr Leben erfolgreich zu meistern vermochten. Sie konnten eine Ausbildung absolvieren und wurden bei ihren Entscheidungen finanziell unterstützt: Alberto und Diego schlugen in Paris eine künstlerische Laufbahn ein und Bruno in Zürich eine Karriere als Architekt. Ottilia erhielt die Erziehung eines Mädchens aus gutem Hause und verliebte sich später in den passionierten Bergfreund und Kunstliebhaber Francis Berthoud. Sie starb im Alter von nur 33 Jahren bei der Geburt ihres ersten Sohnes.
Vater Giovanni weist eine besondere Sensibilität in den Bildnissen seiner Kinder auf, er beobachtet fasziniert, wie sie heranwachsen und porträtiert alle vier, besonders im Kindesalter, viele Male. Überdies setzt er sich immer wieder mit dem Thema Mutterschaft auseinander und greift, wie im Gemälde „Die Mutter”, auf das Kompositionsschema der Madonnen des Quattrocento zurück, um Annetta darzustellen, Ottilia in den Armen haltend, zu ihren Füssen Alberto und Diego. Das Gemälde „Die Lampe” zeigt, wie sehr Giovanni die Intimität seines häuslichen Lebens schätzte. Die Porträts Ottilias, die er in festlicher Kleidung oder in einem Moment der Ruhe darstellt, bringen seine tief empfundene Freude über ein Leben zum Ausdruck, das im Begriff ist, sich zu entfalten, bis hin zu den Porträts von 1923/24, die eine erwachsene Ottilia von strahlender Schönheit zeigen.
Dass diese Schönheit nicht herbeigemalt und die innige Beziehung der Familienmitglieder untereinander keine Konstruktion der Nachwelt ist, bezeugen noch nie öffentlich gezeigte Filmdokumente. Die in Privatbesitz befindlichen, von Ottilias Ehemann Francis Berthoud in den Dreissigerjahren gedrehten Normal-8-Filme machen das Temperament und die Charaktere der Mitglieder dieser Künstlerfamilie lebendig. Es gilt als kleine Sensation, dass diese Dokumente in sehr gutem Zustand erhalten geblieben sind und jetzt für kurze Zeit öffentlich werden können.
Der berührendste Teil der Ausstellung sind die mit dem Tod Ottilias verbundenen Werke. Dramatisch ist der Kontrast zwischen dem stillen Gesicht Ottilias auf dem Totenbett und den Skizzenheften mit den Porträts von Silvio in der Wiege, die sich zart und liebevoll diesem neuen Lebewesen zuwenden, das nichts von dem Schmerz weiss, der es umgibt.
Die Ausstellung geht Ottilias Leben chronologisch nach, beginnend mit den Gemälden des Vaters und später mit Werken ihres Bruders Alberto. Die Präsentation umfasst hochkarätige Werke aus Schweizer Museen, aus Privatbesitz und von der Fondation Giacometti, Paris, die zum Teil seit Jahrzehnten nicht oder noch gar nie öffentlich zu sehen waren: insgesamt rund 80 Gemälde, Plastiken sowie Zeichnungen, Familienfotos und Zusammenschnitte von noch nie präsentierten Filmdokumenten auf zwei Monitoren.
Ausstellungsort
Gemälde, Plastiken, Grafik. Alte Meister, italienische und niederländische Malerei des 17./18. Jh., französische Malerei des 19. Jh., Klassische Moderne, Zeitgenössische und Schweizer Kunst.
Bis 31.12.2024, im Haus
Neben Kunst, Kontext und konkreten Schicksalen von ehemaligen Eigentümern, die in der Ausstellung portraitiert werden, soll die Ausstellung aufzeigen, inwieweit geschichtliche Zusammenhänge und Kunstgeschichte grundsätzlich miteinander verwoben sind.
Bis 30.6.2024, im Haus
Die Ausstellung stellt einseitigen Interpretationen das formale, kulturelle und politische Wirken dieses Malers in seiner ganzen Vielfalt gegenüber und versucht, das Alte und Bekannte neu zu sehen.
Archiv, Zürich
Gebäude mit romanischem Ursprung und eines der bedeutendsten frühneuzeitlichen Bürgerhäuser in der Zürcher Altstadt. Stadtmodell „Zürich um 1800”, wechselnden Ausstellungen zur Zürcher Stadt- und Baugeschichte.
Erlebnisort, Zürich
600 Millionen Jahre Evolution von Tier und Mensch, Humanbiologie und Aspekte aus der Kulturgeschichte des Menschen.
Museum, Zürich