Museum
Begeistert von den Ausgrabungen in Pompeji, das er 1839 besucht hatte, wollte König Ludwig I. von Bayern (1786-1868) ein römisches Wohnhaus in Originalgröße auf deutschem Boden nachbilden. Es sollte den Kunstliebhabern auch hierzulande das Studium der antiken Kultur ermöglichen.
Einen passenden Bauplatz für sein Pompeijanisches Haus fand der kunstsinnige Monarch, der sich als bayerischer Kronprinz häufig hier aufgehalten hatte, in Aschaffenburg (der „Fränkischen Toskana”), das in Pompeji ergaben sogenannte „Haus des Castor und Pollux” wiederum gab das Vorbild für den Grundriß ab.
Die Ausführung des Baus nach Plänen des Architekten Friedrich Gärtner (1791-1847) überwachte als Bauleiter Carl Ludwig Louis, Professor am Aschaffenburger Forstinstitut. Er und der für die Außenfassaden zuständige Maler Joseph Schlotthauer (1789-1869) hatten wie Gärtner Vorstudien in Pompeji machen können.
Die dekorativen Malereien in den Innenräumen fertigte Joseph Schwarzmann nach Kopien pompejanischer Wandbilder, während die figürlichen Einzelbilder von Christoph Nilson geschaffen wurden. 1850 schließlich war der Bau, dessen Grundstein der König 1843 persönlich gelegt hatte, komplett fertiggestellt.
Raumaufteilung
Das Pompejanum liegt malerisch auf einem Weinberg über dem Main, inmitten eines mediterran gestalteten Gartens.
Die nahezu fensterlosen Räume sind um zwei Innenhöfe angeordnet, von denen sie auch Licht erhalten. Es gibt ein Atrium (quadratischer Säulengang) mit einem Impluvium (Sammelbecken für Regenwasser), das als Zugeständnis an das nördliche Klima mit Glas überdacht ist.
Im privateren rückwärtigen Bereich befinden sich u.a. eine Cucina (Küche), ein Triclinium (Speisezimmer) und ein begrüntes Viridarium (Gartenhof). Das Obergeschoss, in Pompeji weitgehend zerstört, wurde als als der private Wohn- und Schlafbereich des Hauses gedeutet. Für das ganz oben aufgesetzte Königszimmer gab es kein pompejanisches Vorbild.
Geschichte
Die Wandmalereien wurden schon wenige Jahrzehnte nach ihrer Entstehung restaurierungsbedürftig und wurden zwischen 1894 und 1934 vom Kunstmaler Adalbert Hock in weiten Bereichen neu gemalt. In den Kriegsjahren 1944/45 schließlich zerstörten Bomben und Granaten vor allem die um das Atrium gelegenen Räume, Decken und Wände stürzten mitsamt den Malereien ein.
Von 1960 an wurde das Pompejanum in mehreren Phasen wieder vervollständigt und präsentiert sich heute als ein Bauwerk mit verschiedenen „archäologischen” Schichten: einige lassen noch den Originalzustand von 1848 erahnen, andere zeigen gleichsam „eingefroren” den Zerstörungszustand von 1945, wieder andere (so das gesamte Atrium) sind komplett rekonstruiert.
Die vernichteten Wandgemälde wurden nach 1989 gänzlich neu gemalt. Die Rekonstruktion orientiert sich jedoch nicht an den römischen Vorlagen, sondern imitiert die großenteils durch Schwarzweißfotos überlieferten Originale von 1848.
Das Pompejanum ist heute somit mehr als nur die Nachbildung eines römischen Hauses. Es ist zugleich ein Zeugnis der Antikenbegeisterung des 19. Jahrhunderts, der pädagogischen Absicht König Ludwigs I. und der Stilmittel der ausführenden Künstler.
Römische Küche
Die Küchen in den pompejanischen Häusern waren gewöhnlich klein und nur sparsam eingerichtet. Dort kochten Sklaven, nicht etwa die Hausfrau. Der römische Herd ist einem antiken Vorbild getreu nachgebaut und ebenso die bronzenen Küchengeräte. Über die Glut stellte man eiserne Dreifüße, auf denen die Kochtöpfe und Pfannen standen; den großen Heißwassertopf hängte man – wie in toskanischen Bauernhöfen heute noch üblich – an einem schwenkbaren Balken über dem Herdfeuer auf. Einen Kamin gab es in einer römischen Küche nicht, der Rauch zog durch ein Loch in der Wand ab.
Die einfachen römischen Bürger aßen gewöhnlich weit bescheidener als wir heute, Fleisch oder Fisch gab es selten.
Viele der Reichen hingegen pflegten einen exzentrischen Tafelluxus und bezahlten Höchstpreise für Speisefische, Gänse, Fasane, Rebhühner und Pfauen sowie für deren Eier. Aus Arabien und Indien wurden Pfeffer, Zimt und Ingwer importiert.
Das wichtigste und namengebende Möbelstück des Tricliniums war die Kline, die die Funktion einer Couch hatte. Beim Essen lagerte der Mann auf der Kline, während die Frau saß. Der Hausherr und seine Gäste ließen sich dabei von Sklaven bedienen. Es folgte ein Umtrunk mit ungemischtem Wein. Nach der Hauptmahlzeit wurde den Laren (häuslichen Schutzgottheiten) geopfert.
Nur reiche römische Häuser hatten einen separaten Raum für die Toilette.
Der Verfasser hat das Pompejanum am 3. Mai 2023 besucht.
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