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15.8.2017
Merkur zu „RömerMuseum (Museum)”, DE-91781 Weissenburg in Bayern
Merkur III, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr., Inv.Nr. 1981, 4390
Foto: RömerMuseum Weißenburg
Genius Loci zu „RömerMuseum (Museum)”, DE-91781 Weissenburg in Bayern
Genius Loci mit Mauerkrone und Helmbusch, Personifikation des Ortes BIRICIANA
Anfrage Bildrechte: Archäologische Staatssammlung, München
Apollo zu „RömerMuseum (Museum)”, DE-91781 Weissenburg in Bayern
Links: Apollo (Attribute nicht mehr vorh.), rechts: Apollo mit Lorbeerkranz, Kithara und Plektron
Anfrage Bildrechte: Archäologische Staatssammlung, München
Weinkrüge zu „RömerMuseum (Museum)”, DE-91781 Weissenburg in Bayern
Weinkrüge mit Henkelattaschen. Links: Satyr, Mitte: Schmiedegott Vulcanus, rechts: beschuhter Fuß
Anfrage Bildrechte: Archäologische Staatssammlung, München
Weinsieb zu „RömerMuseum (Museum)”, DE-91781 Weissenburg in Bayern
Sieb zum Entfernen der Gewürze im Wein
Anfrage Bildrechte: Archäologische Staatssammlung, München
Stuckdecke zu „RömerMuseum (Museum)”, DE-91781 Weissenburg in Bayern
Anfrage Bildrechte: Archäologische Staatssammlung, München
Schlüssel zu „RömerMuseum (Museum)”, DE-91781 Weissenburg in Bayern
Zahlreiche Schlüssel zeigen, dass Eigentum vor fremdem Zugriff geschützt werden musste.
Anfrage Bildrechte: Archäologische Staatssammlung, München
Außenansicht zu „RömerMuseum (Museum)”, DE-91781 Weissenburg in Bayern
© Rainer Göttlinger

Museum

RömerMuseum

Martin-Luther-Platz 3
DE-91781 Weissenburg in Bayern
09141-907-189
museum@weissenburg.de
15. März bis 15. Nov:
tägl. 10-17 Uhr
16. Nov bis 30. Dez:
tägl. 10-12.30, 14-17 Uhr

Das RömerMuseum erstreckt sich über zwei Etagen: im ersten Obergeschoss verschaffen Fundstücke aus alten Beständen und jüngsten Grabungen einen Überblick über die Geschichte des Weißenburger Gebietes von der Steinzeit bis in die Römerzeit. Das zweite Obergeschoss ist dann ganz dem Schatzfund von Weißenburg vorbehalten, der in den Jahren zwischen 233 bis 259/260 anlässlich einer drohenden Gefahr vergraben worden war, und dessen Ankauf durch den Freistaat Bayern 1980 der Anlass für die Gründung des Museums war.

Diesseits und jenseits der Grenze

Obwohl am Limes zwei völlig unterschiedliche Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme aufeinander trafen, lebten Römer und Germanen hier über 150 Jahre hinweg in guter Nachbarschaft.

Die römische Seite war konsum- und gewinnorientiert, der römische Handel umspannte die gesamte damals bekannte Welt. Bewirtschaftet wurde das Land von verstreut liegenden Gutshöfen aus. Diese bestanden jeweils aus einem repräsentativen Wohngebäude in Stein, einer Therme sowie verschiedenen Scheunen, Ställen und Remisen. Es gab Heizungen, Wandmalereien und verglaste Fenster. Zahlreiche Schlüssel zeigen, wie wichtig den Römern der Schutz ihres Eigentums vor fremdem Zugriff war.

Die Germanen wiederum leben in kleinen Dörfern aus lockeren Ansammlungen von mehreren Höfen, deren Gebäude aus Holz, Stroh und Lehm waren. Menschen und Tiere leben getrennt voneinander unter einem Dach, Speicherbauten dienten zur Vorratshaltung und in den Boden eingesenkte „Grubenhäuser” für handwerkliche Tätigkeiten. Handel fand bei den Germanen nur kleinräumig statt.

Der Limes

Seit dem Eroberungskrieg des Jahres 15 v. Chr. unter Kaiser Augustus bildete der mittlere Alpenraum mit seinem Vorland die Provinz RAETIA. Entlang der Donau entstand eine militärisch überwachte Außengrenze gegen Germanien.

Eine lineare Grenzmarkierung wurde, nach schrittweiser Vorverlegung der Truppen, erst ab 160 n. Chr. angelegt und bestand zunächst nur aus einer Wachtturmkette mit Begleitweg und Palisade. Später wurden die hölzernen Türme durch solche aus Stein ersetzt, und an die Stelle der Holzpalisade trat ab 207 eine drei Meter hohe Mauer. Zu allen Zeiten existierten jedoch Durchlässe für den Grenzverkehr von und nach Germanien.

Die rund 10.000 Soldaten in Raetien waren nur selten in kriegerische Ereignisse verwickelt. Den Alltag der Truppen bestimmten daher vor allem militärischer Drill, Wachtdienst und zahlreiche andere Aufgaben wie etwa der Bau von Straßen, Brücken und Stadtmauern.

Weißenburg

Das antike BIRICIANIS gehört zu den am besten erforschten Militärorten am raetischen Limes und läßt beispielhaft die Bestandteile eines „Rom im Kleinen” erkennen. Im Zentrum lagen die Verwaltungs- und Kulteinrichtungen, an den Ausfallstraßen reihten sich die Wohn- und Geschäftshäuser der Soldatenfamilien, Händler, Gastwirte, Handwerker und Dienstleister, und es herrschte reges kleinstädtisches Leben. Amphitheater, Heiligtümer, Vereinshäuser und dergleichen wurden in Weißenburg jedoch bisher noch nicht entdeckt.

Das Innere römischer Häuser war nur spärlich beleuchtet. Nachts spendeten vor allem Öllampen einen schwachen Schein. Die römische Küche war gekennzeichnet von raffinierter Zubereitung und vielseitige Zutaten.

In einem VICUS deckten Schuster die Nachfrage nach Soldatenstiefeln, nach reich verzierten Badepantoffeln und luxuriösen, mit Steinen besetzten Damen­san­dalen.

Eine bedeutende Rolle kam in römischer Zeit auch dem Bauhandwerk zu. Für die einzelnen Gewerke standen Spezialisten wie Architekten, Zimmerleute, Maurer, Steinmetze, Verputzer und Maler zur Verfügung, hinzu kamen die Produzenten von Stein, Holz, Sand und Mörtelkalk, Ziegel, Eisen und Glas.

Weltsprache Latein

Bei den Truppen herrschte ein buntes Bevölkerungsgemisch, denn die Soldaten stammten aus allen Teilen der römischen Welt. Allen gemeinsam war die Dienstsprache Latein.

Je nach Vermögenslage reiste man zu Fuß, zu Pferd oder im Reisewagen. Karten, Ortslisten und Meilensteine ermöglichten die Orientierung. Für die Strecke nach Rom benötigte ein Reisender im Wagen 14 Tage.

Nach dem Ende der Militärzeit ließen sich viele Veteranen mit ihren Familien in der Limesregion nieder, eine Urkunde auf bronzenen Täfelchen verlieh ihnen im Namen des Kaisers das Römische Bürgerrecht und das Recht zu einer römischen Ehe.

Das Ende des Limes

Die Zerstörung des Limes im Jahr 254 n. Chr. durch die Germanen und der Rückzug Roms aus den Gebieten nördlich der Donau sind nur in größerem Kontext zu verstehen.

Der Römerschatz

Der Schatz von Weißenburg, die größte und bedeutendste Entdeckung dieser Art in Deutschland, wurde 1979 zufällig bei Gartenarbeiten entdeckt. Es handelte sich um das Versteck eines Plünderers, der seine Beute an verschiedenen Stellen im antiken BIRICIANA zusammengerafft hatte. Neben Hausrat und Küchengerät umfasst der Fund Sakralobjekte, Verkaufsware eines Devotionalienhändlers, militärische Objekte und nutzlosen Schrott.

Die Statuetten des Fundes, einstmals in privaten kleinen Hausheiligtümern (LARARIA) aufgestellt, sind zum größten Teil von überdurchschnittlicher Qualität und Größe, vier von ihnen tragen Inschriften. Die silbernen Votivbleche waren als private Weihegaben in Tempeln bestimmt, in einem davon sind für den späteren Käufer noch zwei Zeilen für die Stifternennung und die Weiheformel frei gelassen. Drei Messingschalen dienten als Weihegaben in einem Heiligtum der Pferdegöttin Epona.

Ein großer Teil des Schatzes umfasst Metallgegenstände des Hausrats. Ihre Fülle und Qualität belegt das hohe Niveau römischer Hausausstattungen sogar an der äußersten Peripherie des Imperiums. Das hochwertige Tischgeschirr besteht aus drei Weinkrügen mit figürlich gestalteten Henkeln, zwei Eimern zum Mischen des Weines mit Wasser und einem Sieb zum Abfiltern der Gewürze aus dem Wein.

Lose Figuren von Statuettengruppen, Zierbeschläge und Kannenhenkel aus Bronze unterstreichen, dass viele Objekte vom Plünderer allein aufgrund ihres Metallwertes gehortet worden sind.

Der Verfasser hat das Museum am 7. Mai 2022 besucht.

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Rainer Göttlinger
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