Schloss
Neben der mystischen Welt des Orients und der ritterlich-romantischen Epoche des Mittelalters war es der glanzvolle Hofstaat der Bourbonen-Dynastie, der Ludwig II. in seinen Bann gezogen hatte.
Für Linderhof, ein zum Militärfohlenhof Schwaiganger gehöriges landwirtschaftliches Anwesen nahe Ettal, wünschte sich der König den Nachbau der Schloss- und Gartenanlage von Versailles. Seinem Gartenarchitekten, dem Hofgärtendirektor Carl von Effner (1831-1884) gelang es, mit seinem Talent für farbenprächtige, dekorative und effektvolle Gartenszenerien die Ansprüche Ludwigs II. trotz der relativen Enge des Tales vollauf zu befriedigen.
Bauphasen
Das Schloß entstand in mehreren Bauphasen aus dem ursprünglichen Jagdhaus seines Vaters. Zunächst wurde ein einachsiger Flügel angebaut, dann eine symmetrische Ergänzung dieses ersten Anbaus sowie die Verbindung der zwei Flügelbauten durch ein Schlafzimmer. Das nun störende „Königshäuschen” ließ der König etwa 300m nach Westen versetzen und an dessen Stelle den neuen Südtrakt errichten.
Erst jetzt war das Schloss außen in seiner endgültigen Form verwirklicht. In einer letzten Umbauphase wurde schließlich noch das Schlafzimmer als zentraler Raum verbreitert und nach Norden verlängert.
Vom Vestibül mit dem Standbild König Ludwigs XIV. von Frankreich gelangen die Besucher über das Gobelinzimmer mit seinen ländlich-idyllischen Szenen und das kleine halbrunde Gelbe Kabinett zunächst in das das üppig ausgestattete Audienzzimmer, das der König aber vorwiegend als Arbeitszimmer nutzte. Von dort führt der Rundgang durch das Lila Kabinett in das bereits erwähnte neue Schlafzimmer, wo das riesig wirkende Bett in Ludwigs Symbolfarbe Blau steht. Über dessen Baldachin schweben Engel, die die bayerische Krone emporhalten. Die Fertigstellung seines neuen Schlafzimmers erlebte der König jedoch nicht mehr.
Der östliche Flügel ist in seiner Raumaufteilung völlig identisch mit dem Westflügel. Unmittelbar ans Schlafzimmer grenzt das kleine hufeisenförmige Rosa Kabinett, das dem König als Ankleidezimmer diente.
Tischlein-deck-dich
Die Schnitzereien der Wandvertäfelung des nachfolgenden Speisezimmers stellen den Gartenbau, die Jagd, die Fischerei und die Landwirtschaft dar, die die Produkte für die fürstliche Tafel liefern. Berühmt ist das Speisezimmer vor allem wegen seines Tischlein-deck-dichs: mittels einer Kurbelmechanik konnte der Esstisch ins Untergeschoss gefahren werden, wo sich die Küche befindet.
Über das Blaue Kabinett und das Östliche Gobelinzimmer, dessen Gestaltung mit seinem Gegenüber auf der westlichen Seite übereinstimmt und dessen Deckengemälde mit der Darstellung von Apollo und Aurora den Morgen symbolisiert, erleben die Besucher als letzten Raum den geradezu märchenhaften Spiegelsaal, wo alles kostbar ist: die großen durchgehenden Spiegelgläser, die zentralgeheizten Kamine aus Lapislazuli, die mit Rosenholz furnierten und mit figürlicher Bronze verzierten Möbel, der Teppich aus Straußenflaumfedern vor dem Alkoven sowie die erlesenen Skulpturen aus Carrara-Marmor.
Wasserbecken
Vor dem Spiegelsaal liegt das große Wasserbecken mit seiner etwa 25 Meter hohen Fontäne. Vor dem Schlafzimmer im Nordtrakt wiederum nutzte man das ansteigende Gelände zum Bau einer Kaskade, über deren 30 Marmorstufen das Wasser in feinen Schleiern den Hang herabfließt.
Von den festlichen Gartenräumen leitet ein landschaftlicher Park zum angrenzenden Tannen-Buchen-Bergwald der Ammergauer Berge über. Am nördlichen Rand des Parks ließ sich Ludwig II. eine mit modernster Technik farbenprächtig ausgeleuchtete künstliche Grotte sowie einen Maurischen Kiosk erbauen.
Mit seinen barockisierenden Parterres, der renaissancehaften Terrassenanlage, dem landschaftlichen Park, dessen Ursprünge in England zu suchen sind, mit Anleihen aus historischen Gärten wie Marly le Roi in Frankreich oder La Granja in Spanien zählt die Garten- und Parkanlage in Linderhof zu den Musterbeispielen der Gartenkunst des Historismus.
Marokkanisches Haus und Maurischer Kiosk
Der 1878 auf der Weltausstellung in Paris erworbene hölzerne Ausstellungspavillon wurde nach den Wünschen von Ludwig II. im Inneren umgestaltet und ursprünglich auf der Stockalpe in der Nähe der österreichischen Grenze errichtet, nach dem Tod des Königs von einem Privatmann erworben, 1980 vom Staat zurückgekauft und 1998 im Schlosspark wiedererrichtet. Auch der Maurische Kiosk wurde ursprünglich für die Weltausstellung 1867 in Paris geschaffen. König Ludwig II. kaufte ihn im Jahre 1876 und ließ ihn prächtig und fantasiereich mit Glaslüster, Marmorbrunnen und einem kostbaren Pfauenthron ausstatten. Hier las er und trank Tee.
Hundinghütte und Einsiedelei des Gurnemanz
Das 1876 ursprünglich am Fuß der Kreuzspitze errichtete Bauwerk wurde nach dem Vorbild der Behausung Hundings im ersten Aufzug der Oper „Walküre” aus dem „Ring des Nibelungen” gestaltet. Durch Brand zerstört, am selben Platz und in gleicher Form wieder aufgebaut und erneut abgebrannt, wurde 1990 im Schlosspark Linderhof ein Nachbau errichtet. Der dritte Akt der Wagneroper „Parsifal” wiederum war das Vorbild für die ursprünglich in der Nähe der Hundinghütte errichteten „Klause des Gurnemanz”. Das in den 1960er Jahren verfallene Bauwerk wurde mit Hilfe privater Spenden ebenfalls im Park rekonstruiert.
Venusgrotte
Während der umfassenden Restaurierung, die voraussichtlich bis Sommer 2025 dauern wird, kann die Grotte leider nicht besichtigt werden.
Hinweis: Das marokkanische Haus und der maurische Kiosk sind vom 16. Oktober bis zum 14. April geschlossen, und ebenso die Hundinghütte und die Gurnemanz-Einsiedelei. Die beiden letzteren öffnen im Sommerhalbjahr erst um 11 Uhr. Die Venusgrotte wird renoviert und kann voraussichtlich erst ab Sommer 2025 wieder besichtigt werden.
Der Verfasser hat Schloss Linderhof am 31.8.2019 besucht.
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