RELiGIO, Telgte
Verhüllen und Offenbaren
400 Jahre Telgter Hungertuch
Seit Ende des 10. Jahrhunderts werden in der Passionszeit religiöse Gegenstände und Bildwerke als Zeichen für Fasten und Buße verhüllt. Zu Ostern wird die Verhüllung entfernt, das Heilige wird wieder sichtbar.
Im Jahr 1623, während des 30-jährigen Krieges, schufen adlige Damen aus Telgte in kunstfertiger Filetstopfarbeit das bedeutende Fastentuch, das bis 1907 in der örtlichen Kirche St. Clemens und St. Sylvester zur Passionszeit den Altarraum verhüllte. Es besteht aus 33 Bildfeldern, die die Passionsgeschichte, Symbole der vier Evangelisten und das Lamm Gottes zeigen sowie fünf Szenen aus dem Alten Testament, die auf das Werk Jesu Christi vorverweisen.
Die Oberammergauer Passionsspiele erzählen die gleiche Geschichte mit sogenannten lebenden Bildern. Zehn Jahre nach der Entstehung des Hungertuchs wütete 1633 die Pest in Europa und die Oberammergauer Bevölkerung legte das Gelübde ab, alle zehn Jahre das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, wenn das Dorf von der Pest verschon bliebe. So war es und 1634, weiterhin während des 30-jährigen Krieges, wurden die ersten Passionsspiele auf die Bühne gebracht.
In der Ausstellung treten historische Exponate mit Passionsszenen oder anderen Motiven aus dem Oberammergau Museum mit dem Telgter Hungertuch anlässlich des Jubiläums in den direkten Dialog. Requisiten und aufwändige Kostüme aus den Passionsspielen sind dafür erstmalig außerhalb von Oberammergau zu sehen.