Museum
Auf zwei Ebenen zeigt die Dauerausstellung eindrucksvolle Funde aus der Steinzeit, über die Bronze- und Eisenzeit bis hin zur Zeit der Völkerwanderung.
Unter den Ausstellungsstücken befinden sich zwei besondere Unikate: zum einen ein vollständig erhaltenes, rund 4.000 Jahre altes Hockergrab eines Mannes der Schnurkeramikkultur. Zum anderen der Stieranhänger: ein keltisches Fruchtbarkeitssymbol, das sich auch im neugestalteten Logo des Fundreichs sowie als Großplastik auf dem Platz vor dem Museum wiederfindet.
6000 Jahre Siedeln im Thalachtal
Siedlungen stellen eine wichtige Quelle archäologischer Forschungen dar.
Die Jäger und Sammler der Alt- und Mittelsteinzeit kannten nur kurzfristig genutzte Lagerstätten in Höhenlagen. In der Jungsteinzeit herrschen ländliche Siedlungen in Tälern und auf Halbhöhen mit guten Böden vor. Aus der späten Bronzezeit und der nachfolgenden Eisenzeit sind zahlreiche befestigte Zentralorte bekannt, bevorzugt wieder in Höhenlagen. In römischer Zeit blieb das Gebiet nördlich des Limes bis zur Einwanderung germanische Stammesverbände unbesiedelt.
Siedlungen auf Bergspornen oder Hochplateaus, die den Erbauern Schutz und Überblick über das Umland boten, sind aus vielen archäologischen Kulturen bekannt.
Auch auf den Höhenzügen um Thalmässing hat man vielfältige Spuren menschlicher Anwesenheit gefunden. Die Siedlung der sog. Chamer Kultur auf dem Hinteren Berg bei Landersdorf, wo sich typisch verzierte Keramik fand, wurde wohl aus Schutzbedürfnis und zur Abgrenzung von benachbarten Gruppen errichtet.
Zentralorte
Siedlungen örtlicher Machthaber hatten eine besondere kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung für das Umland und waren am überregionalen Austausch beteiligt. Die Landschaft um Thalmässing war günstig für Landwirtschaft und Verkehrswege.
In frühkeltischer Zeit befand sich auf der Reuther Platte bei Landersdorf ein solches Machtzentrum: Importwaren wie Keramik aus Südwestdeutschland und Bernstein von der Ostsee belegen Wohlstand und überregionalen Handel. Mit Beginn der Eisenzeit profitierte die Region auch von örtlichen Eisenerzvorkommen.
Zu den oberirdischen Siedlungsspuren der Vor- und Frühgeschichte zählen die spätkeltischen Viereckschanzen: Überreste befestigter Gehöfte mit Wohn- und Stallgebäuden und oft auch kleinen Kultbauten. Der Wall der Viereckschanze von Ohlangen ist heute noch bis zu 4 Meter hoch.
Formung der Natur
Rodungen, Tier- und Pflanzenzucht sowie Abbau und Verarbeitung von Rohstoffen drücken der Natur bereits in der Vorgeschichte ihren Stempel auf. Vor allem das Metallhandwerk führte zu erhöhtem Holzverbrauch, Entwaldung und Umweltschäden. Schlackenfunde zeugen von dieser intensiven Ausbeutung.
Ernährung
Die Jäger und Sammler der Alt- und Mittelsteinzeit ernährten sich von Wildtieren. Ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. änderte sich das: Überreste von verkohltem Getreide und Tierknochenfunde aus Siedlungen zeigen eine gesicherte Ernährungsgrundlage. Nutzvieh lieferte Fleisch, Eier und Milch, während auf den Äckern vor allem Getreide und Hülsenfrüchte wuchsen. Einfache Mahlsteine dienen bis in die römische Zeit der Herstellung von Mehl. Domestizierte Pferde waren Statussymbole und Transportiere und wurden nicht verzehrt.
Hausbau
Anhand von Verfärbungen im Ausgrabungsbefund lassen sich Pfostenlöcher, Gruben und Ofenstellen nachweisen. Ein typisches Gebäude der Vor- und Frühgeschichte war der Pfostenbau mit Lehmflechtwänden. Die Großbauten der steinzeitlichen Bandkeramiker dienten als Behausung für ganze Dorfgemeinschaften. In der Urnenfelderzeit hingegen finden sich vor allem kleine Familien-Wohnstätten. Steinbauten sind lediglich aus den römischen Gebieten bekannt.
Werkzeuge
Steingerätschaften und -waffen sind von der Altsteinzeit bis in die Bronzezeit in Gebrauch. In der Jungsteinzeit wird ihre Verarbeitung verfeinert. Die Verarbeitung von Pflanzenfasern und Wolle ist ab der Jungsteinzeit durch Spinnwirtel und Webgewichte erstmals belegt. Ab der frühen Bronzezeit wurde in Mitteleuropa aus einer Legierung von 90% Kupfer und 10% Zinn Bronze hergestellt.
Totenbrauchtum
In den verschiedenen jungsteinzeitlichen Kulturen gab es vielfältige Bestattungsformen: Megalithgräber, mehrstufige Bestattungen mit abschließender „Entsorgung” der Knochen oder individuelle Körpergräber in Hockerstellung – Frauen auf der rechten und Männer auf der linken Seite liegend. Die Beigaben waren eher gleichförmig.
Ab der späten Bronzezeit wurde in Hügelgräbern beerdigt, und je nach Reichtum oder Wichtigkeit erhielten die Toten einfachere oder wertvolle Beigaben mit ins Grab. Ab 1200 v.Chr. setzte sich die Brandbestattung in Urnen durch.
Das Grabhügelfeld von Landersdorf wurde von ca. 650 bis 400 v.Chr. belegt. Typische Beigaben sind für Frauen Schmuck, für Männer Waffen und Pferdegeschirre. Die jüngsten Bestattungen enthielten bereits Fibeln im keltischen sog. Latène-Stil.
Religion
Riten und Kulthandlungen lassen sich nur indirekt durch Funde von Opfergaben oder religiöse Stätten erschließen, ihr Hintergrund bleibt oft rätselhaft. Ähnliches gilt für die Jenseitsvorstellungen. Aus allen vor- und frühgeschichtlichen Kulturen sind Objekte mit Symbol- bzw. Amulett-Charakter bekannt.
Wildschweineber wurden bei den Kelten meist in Drohgebärde mit aufgestelltem Kamm dargestellt, ein Symbol für Kraft. Auch auf keltischen Münzen finden sich häufig Abbildungen „wütiger” Eber. Pferde stellen seit der späten Bronzezeit ein Statussymbol der Elite dar. In spätkeltischer und römischer Zeit wurde die Pferdegöttin Epona verehrt. Der keltische Gott Cernunnos wird stets mit Hirschgeweih abgebildet. Der Stier symbolisierte vermutlich Kraft und Fruchtbarkeit. Kleine Stierfiguren wie der Anhänger aus Thalmässing dienten als Amulette. Auf Wagenteilen, Waffen und Feuerböcken finden sich auch häufig Stieraufsätze.
Wagenbestattungen aus der Hallstattzeit deuten an, dass bedeutende Personen auch auf dem Weg ins Jenseits nicht auf Speis und Trank sowie ein entsprechendes Transportmittel sollten verzichten müssen.
Trepanation
Die Öffnung der Schädeldecke ist bereits seit der Altsteinzeit bekannt, die Hintergründe sind vermutlich medizinisch-ritueller Art. Oft wurden die aus dem Schädel gelösten Scheiben als Amulette getragen. Aus dem Gräberfeld von Landersdorf sind zwei Tonimitate solcher Schädelscheiben bekannt.
Opfergaben
Zu den typischen Kulthandlungen gehört das Ablegen von Opfergaben wie dem Bronzeschwert mit dem schön verzierten Griff an Orten, wo sie nicht mehr von menschlicher Hand geborgen werden können und mithin wohl Weihegaben an höhere Mächte darstellten.
Heimatforschung
Die Grabungsmethodik der Herren Paul Ellinger und Friedrich Ziegler ab Mitte des 19. Jahrhunderts erinnert heute eher an Schatzgräberei, und viele Erkenntnisse sind durch die unsachgemäßen Fundbergungen verloren gegangen. Recht sorgfältig ausgeführt wurden hingegen die Grabungen 1919 im bronzezeitlichen Grabhügelfeld von Appenstetten.
Methoden der Archäologie
An einer Multimediastation werden abschließend kurzweilige Vorträge zu Luftbildarchäologie, Archäozoologie, Pollenanalyse und Paläobotanik, Radiocarbon-Datierung, Dendrochronologie, geomagnetische Prospektion und Geländevermessung angeboten.
Wanderweg
An das Archäologiemuseum Thalmässing schließt der Archäologische Wanderweg an, der unter anderem zum Lebendigen Geschichtsdorf Landersdorf führt.
Der Verfasser hat das Museum am 18.10.2022 besucht.
Dependance, Thalmässing
Originalgetreue, begehbare Rekonstruktionen eines Steinzeit-, eines Kelten- und eines Bajuwarenhauses. Vorgeschichlicher Garten mit alten Getreidesorten, Kräutern und Färbepflanzen.
Museum, Thalmässing
Autos und Automobilgeschichte aus der Sicht eines Fachmanns.
Museum, Thalmässing
Ensemble historischer Gebäude. Arbeiten und Leben dreier Generationen einer kleinbäuerlichen Familie. Landwirtschaftliche Arbeitsgeräte und Werkzeuge. Räume mit Inventar im Originalzustand.
Bot. Garten, Thalmässing
Kleines grünes Paradies mit Schattengarten, Feuchtbiotop, Alpinum und Kräutergarten. Regelmäßige botanische Exkursionen.
Werkstatt, Bergen (Mittelfranken)
Schmiede des Schmiedemeisters Franz Mayr mit detailgetreu restaurierten historischen Maschinen und Transmissionsanlagen aus den Jahren um 1900.
Museum, Bergen (Mittelfranken)
Museum, Greding
Funde der archäologischen Grabungen bei Großhöbing und aus der Stadt Greding: Jäger und Sammler, Bronze- und Eisenzeit. Rekonstruktion einer gemeinsamen Bestattung von fünf Kriegern. Verkehrsgeschichte der Region.
Museum, Hilpoltstein
Altes Handwerk am Bau, Stadtgeschichte Hilpoltsteins, Ölbergfiguren, Fachwerkbau, Schreinerei, Holzhandwerk, Steinbau. Ziegel und Kalk. Marionetten aus Böhmen, historische Braustätte aus dem 17. Jahrhundert.
Werkstatt, Roth
Funktionstüchtiges Hammerwerk mit Luft-, Feder- und Fallhämmern. Ausstellung „Vom Erz zum Eisen”. Schmiedevorführungen.