Ausstellung 12.04. bis 03.11.24
Die Ausstellung richtet das Augenmerk auf die bunten, lustigen und verspielten Seiten der Volkskunst. Zu den Oberammergauer Werken der Holzschnitzkunst, den Archen Noahs aus dem Alten Testament, zu Hampelmännern, Karussellen oder Schaukelpferden kommen ihre hölzernen Pendants aus dem Erzgebirge: die gleichen Motive ganz anders und nicht weniger farbefroh dargestellt treten in ein vielseitiges Wechselspiel.
Mehr als 150 Leihgaben aus dem Spielzeugmuseum Seiffen und verschiedenen privaten Sammlungen laden dazu ein, die sozialen und gesellschaftlichen Hintergründe ihrer Entstehung an zwei der größten Zentren der Volkskunst und Spielzeugherstellung in Europa zu entdecken. Die Freude an den spielerischen Details dieser bunten Welten im Kleinen bietet Groß und Klein Raum für die eigene Verspieltheit.
Die Voraussetzungen für die Entstehung erzgebirgischer Volkskunst und Oberammergauer Schnitzkunst waren ähnlich, ihre Entwicklung jedoch sehr unterschiedlich. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Volkskunst zu einem feststehenden Begriff am Schnittpunkt von Kunst und Handwerk. Da sich die bergigen Regionen nicht für Landwirtschaft eigneten, waren die Menschen im Erzgebirge wie in Oberammergau auf einen Nebenverdienst angewiesen. Die Schnitzereien und Drechselarbeiten wurden ein wesentlicher Teil für das täglich Brot. In beiden Traditionen hatten handwerkliche Arbeitstechniken entgegen der Industrialisierung lange Bestand und wurden in Heimarbeit an die nächste Generation weitergegeben, Kinder- und Familienarbeit war weit verbreitet.
Mit dem Vormarsch der industriellen Fertigung verschwand in Oberammergau die Spielzeugproduktion bereits Ende des 19. Jahrhunderts, Erzeugnisse für den Tourismus traten an ihre Stelle. Vor dem Hintergrund der Passionsspiele konzentrierten sich die Kunsthandwerker stärker auf Krippenausstattungen, Figuren sakraler, historischer oder bayerischer Thematik oder Souvenirs sowie individuelle Auftragsarbeiten.
Die Erzgebirgische Volkskunst war besonders durch ihr Spielzeug schon vor 1900 weltberühmt. Nun suchte man Anfang des 20. Jahrhunderts in Reformbewegungen, traditionell bewährte Handwerkstechniken und gewerbliche Serienproduktionen von hoher Qualität in Einklang zu bringen und wettbewerbsfähig zu machen. Nicht nur ein Dorf, sondern eine ganze Region hing davon ab. Die Spielzeugproduktion unter der Marke Erzgebirgische Volkskunst hat sich so ihre herausragende Rolle bis heute erhalten.
Lichterengel und Bergmänner
Die Erzgebirgische Volkskunst war von Anfang an eng mit den Lebensumständen der Menschen verbunden. Als Ausdruck einer breiten Volksfrömmigkeit entstanden etwa die Lichter in den Fenstern, die die Bergleute schützen und nach Hause geleiten sollten. Die Entwicklung des Reifendrehens beim Drechseln ermöglichte überhaupt erst eine schnelle und auch wesentlich günstigere Herstellung der Holzfiguren. Mit dem Aufkommen von Miniaturspielzeug gelang es nach 1900, deutlich breitere Käuferkreise zu erschließen. Zeitgenössische Motive, beeindruckende Miniaturdrechselei, detailgetreue Bemalung und die Fähigkeit, selbst kleinste Spielzeuge meisterhaft zu gestalten, wurde zur neuen Stärke der Seiffener Volkskunst. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden zudem bereits weihnachtliches Dekor mit Bezügen zur erzgebirgischen Bergmannstradition hergestellt: Gedrechselte Lichterbergleute und Lichterengel, Räuchermänner und Nussknacker, Leuchter, Drehpyramiden und Schwibbögen eroberten die bürgerlichen Wohnzimmer in der Weihnachtszeit – zu Beginn in der eigenen Region, dann bis in die Großstädte und in alle Gesellschaftsschichten hinein. Noch heute konzentriert sich diese Fertigung im Spielzeugdorf Seiffen und der Umgebung im Erzgebirge, dem sogenannten „Deutschen Weihnachtsland”.
Seiffener Museumspyramide
Im Spielzeugmuseum Seiffen sowie den privaten Sammlungen von Sabine Rommel und Mathias Zahn, Norbert Kutta, Peter Rößler und der Familie Anhalt begegnet man immer wieder dem Spielzeuggestalter Max Schanz (1895-1953). Als Pädagoge und praktisch tätiger Designer konnte Schanz seine reformorientierten Gestaltungsansätze weitervermitteln und wirkte durch sein starkes künstlerisches und organisatorisches Engagement in Seiffen auf breiter Ebene stilbildend. Bis heute ist seine Handschrift im öffentlichen Raum der Gemeinde als auch im Grafik- und Produktdesign zahlreicher Hersteller der Erzgebirgsregion präsent.
Schanz ist auch die Seiffener Museumspyramide zu verdanken, ein über sechs Meter hohes Prunkstück im dortigen Museum. Das einzige Modell dazu im Maßstab 1:5 schenkte Schanz dem ihm eng verbundenen Vater von Sammler Peter Rößler. Etwa ein Meter hoch, nur gesteckt und deckungsgleich in der Motivbestückung ist die kleine Museumspyramide ein perfektes Detailmodell zu Gestaltung und Bau des Originals: sie ist nun erstmals im Zuge dieser Ausstellung öffentlich zu sehen.
Ausstellungsort
Holzschnitzereien, Krippen, Hinterglasbilder, Frühgeschichtsausstellung.
Zoo, Oberammergau
In der Ausstellung leben derzeit über 130 Tiere aus 45 verschiedenen Arten von Schlangen, Echsen, Schildkröten, Pfeilgiftfröschen, Amphibien und Spinnen.
Bis 9.11.2025, Garmisch-Partenkirchen
Im Mittelpunkt der Jubiläumsausstellung, die sich über das gesamte Haus erstreckt, stehen 100+100 besondere Exponate.
Schloss, Ettal
Königliche Villa des Königs Ludwig II. von Bayern. Prunkräume im Stil des "Zweiten Rokoko". Schlosspark mit die Landschaft eingepassten Terrassen- und Kaskadenanlagen.
Museum, Murnau
Der Blaue Reiter, Gabriele Münter, Landschaft. Hinterglaskunst aus Europa und Asien. Kulturgeschichte Murnaus.
Museum, Garmisch-Partenkirchen
Sammlungen zu bürgerlicher und bäuerlicher Kultur der ehemals Freisingischen Grafschaft Werdenfels. Vor- und frühgeschichtliche Bodenfunde, Kunsthandwerk aus Eisen und Holz, historische Photographien, Dokumentation der Erstbesteigung der Zugspitze.
Museum, Garmisch-Partenkirchen
Von Marianne Aschenbrenner aufgebaute Porzellan- und Puppensammlung in ihrem ehemaligen Wohnhaus und in einem modernen Anbau. Frühe europäische Porzellane, Puppensammlung mit kostbaren Modellen.
Museum, Großweil
Vom Korn zum Brot, vom Hausbrunnen zum Wasserhahn: im größten Freilichtmuseum Südbayerns machen original erhaltene Gebäude die Arbeitswelt, die Bräuche und Traditionen, aber auch die Baukunst der Menschen Oberbayerns begreifbar.