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Es gilt einen Geburtstag zu feiern. Der Jubilar heißt Johann Strauss und wurde am 25. Oktober 1825 in Wien geboren. Bis zum eigentlichen Festtag sind es zwar noch 10 Monate hin, aber jemand wie der „Walzerkönig” verdient es, ein ganzes Jahr lang mit Aufführungen seiner Werke und Ausstellungen zu seinem Leben geehrt zu werden. Und so packt auch der Verfasser seinen Koffer und vertraut sich dem Reiseunternehmen Ameropa an, das ihm ein Paket aus Bahnfahrt und Hotelaufenthalt geschnürt hat, ersteres sogar mit Platzreservierung im ICE.
Die Fahrt verläuft so, wie man es von der Deutschen Bahn kennt und erwartet. Zum B&B Hotel Wien Hauptbahnhof sind es zwar ein paar mehr Schritte als der Hotelname vermuten läßt, aber wenn man erst einmal herausgefunden hat, dass es über die Straßenbahnlinie D sehr gut an die relevanten Ziele angebunden ist, besteht über seine Eignung als innerstädtische Operationsbasis kein Zweifel mehr.
In der Marx-Halle, die man u.a. über die Straßenbahnlinie 18 erreicht, gastiert aktuell eine immersive Show über die vom Vesuv im Jahr 79 verschüttete und im 18. Jahrhundert wiederentdeckte römische Provinzstadt Pompeji. Der Begriff „immersiv“ bedeutet, dass die Besucher in die virtuelle Welt quasi eintauchen und die reale Umgebung dabei in den Hintergrund tritt. Das Erlebnis ist so perfekt, dass man durchaus auf die Idee kommen könnte, am Hausaltar nach den Äpfeln in der Opferschale zu greifen. Bei den Porträtbüsten, die um einen herumschweben, handelt es sich um die anderen Besucher der virtuellen Villa.
Der Abend steht dann ganz und gar im Zeichen des gefeierten Komponisten. Seine Operette „Das Spitzentuch der Königin“ wird zwar auf den Bühnen der Welt nur noch sehr selten gegeben, den Musikauszug „Rosen aus dem Süden” daraus aber kennt nahezu jedes Kind.
Vor ein paar Wochen ist Wien um ein wichtiges Museum reicher geworden. Im Johann Strauss Museum ist allerdings nichts so, wie man es von anderswo kennt: was das Museum zu berichten hat, steht hier nicht auf kleinen Täfelchen oder wandfüllender Flachware, sondern wird automatisch in die am Eingang ausgegebenen Kopfhörer eingespielt, so bald man den Raum oder den Bereich vor dem Exponat betritt. Ein Höhepunkt ist dann zweifellos der Immersivraum ganz am Ende des Rundgangs: erklingt in der Raummitte das ganze Orchester, wird der Ton beim näheren Herantreten auf eine Geige, ein Cello oder eine Klarinette fokussiert.
Noch immer vom schönen Donauwalzer beschwingt, kann man dem Museumsbesuch gleich noch einen zweiten anschließen, denn auch das Theatermuseum im Palais Lobkowitz hat eine Ausstellung über Johann Strauss im Programm und zeigt unter anderem die Originalpartitur der „Fledermaus”-Operette. Aber wer hat eigentlich die animierten Schaubilder für die diversen Orchesterbesetzungen entworfen? Die Handhabung der Geigenbögen läßt einem ja schier die Haare zu Berge stehen!
Was wohl Mozart, Beethoven und eben auch Strauss von den modernen Vermittlungstechniken gehalten hätten? Im Time Travel in der Habsburgergasse begegnet man nicht nur den Größen der Wiener Kunst- und Musikszene, sondern wird bei einem VR-generierten Flug über die mittelalterliche Stadt ordentlich durchgeschüttelt, in eine Grube mit Pesttoten und gegen Ende gar in einen Luftschutzbunker geführt, wo dann ein Bombenangriff den Boden unter einem erzittern läßt.
Ein wenig entspannter geht es gegenüber bei Sisi’s Amazing Journey zu, obwohl das VR-Headset in Verbindung mit dem schwankenden Bootsrumpf und dem Fahrtwind auch hier für beachtlichen Nervenkitzel sorgt.
Welche bekannten Persönlichkeiten fallen einem zu Wien und Österreich ein? Marie Antoinette, als Ehefrau Ludwigs XVI. Königin der Franzosen, war ebenso eine Wienerin wie Romy Schneider, die einmal von sich sagte: „Sissi haftet an mir wie Hafermehl”. Im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds im Wiener Prater sind sie alle versammelt, man trifft auf Größen wie Herbert von Karajan, Udo Jürgens, Peter Alexander und natürlich auch auf Johann Strauss. Wer mag, kann sich auch hier das VR-Headset überstreifen und von der Bergisel-Schanze springen oder zusammen mit „Bergdoktor” Hans Sigl eine Runde in seinem Mercedes drehen.
Drei Tage und zwei Nächte sind natürlich viel zu kurz, um Wien „in Strauss und Braus” wirklich auszukosten, aber es war immerhin ein Anfang, und das Jahr ist ja noch jung.
Museum, Wien
Die faszinierende Welt von Johann Strauss und die Höhepunkte seines Lebens und Schaffens.
Erlebnisort, Wien
Vollsphärische, durch VR-Headsets vermittelte virtuelle Fahrt durch das unterirdische Wien und hoch hinaus. Einführungsfilm mit humorvollen Anekdoten.
Erlebnisort, Wien
Die Geschichte Wiens in einer Stunde auf unterhaltsame Weise: Habsburgershow, Pestgrube, Luftschutzbunker.
Museum, Wien
Lebensnah nachempfundene Wachsfiguren von historischen Gestalten und Personen der österreichischen Geschichte, z.B. Sportler, Schauspieler, Musiker, Politiker und Models.
Bis 9.2.2025, Wien
In der multisensorischen Ausstellung wird die römische Hafenstadt Pompeji wieder zum Leben erweckt.
Bis 23.6.2025, Wien
Einzigartige Originalobjekte aus den umfangreichen Beständen des Theatermuseums veranschaulichen das bewegte Leben und Werk des weltberühmten Komponisten.
Schloss, Meiningen
Kunst und Kunsthandwerk aus 8 Jahrhunderten, Theatergeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Musikgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts.